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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst
Autoren: Brenda Novak
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einen Stift. “I-ich will aber nicht ins G-Gefängnis, Preston. D-das würde mich umbringen. G-ganz bestimmt.”
    Preston verzog das Gesicht. Er hasste diesen weinerlichen Ton in Vincents Stimme. “Darüber hättest du dir früher Gedanken machen müssen, bevor du meinen Sohn krank gemacht hast.”
    “Okay, Preston. D-du hast recht. Vielleicht habe ich … Dallas noch etwas kranker gemacht, als er schon war, aber d-das liegt nur daran, dass mit mir etwas nicht stimmt, weißt du.” Tränen liefen über seine Wangen, aber Preston empfand nicht das geringste Mitleid mit ihm. Vincent weinte nur um sich selbst, nicht wegen des schlimmen Unrechts, das er anderen angetan hatte. “Nach Billys Tod habe ich mir geschworen, niemals mehr so ein Risiko einzugehen”, fuhr er schluchzend fort. “Es lief ja alles sehr gut. W-wir waren glücklich, weiß du noch? Wir hatten doch viel Spaß zusammen. A-aber dann hat Dallas diese Grippe bekommen, und d-du hast mich geholt und …” Er hob eine Hand, sie zitterte. “E-es war diese Versuchung, d-diese schreckliche Versuchung. A-aber ich konnte nicht anders, i-ich m-malte mir einfach aus, wie toll es wäre, etwas w-wirklich Wichtiges für dich zu tun. Ich wollte doch nur das Beste. Ich wollte ihm nichts antun …”
    Preston schlug mit dem Pistolengriff energisch auf die Tischplatte. “Du wolltest ihm nichts antun? Du hast ihn umgebracht, du Schweinehund!” Mit einem Mal wusste er, dass es ihm überhaupt nicht schwerfallen würde, auf den Abzug zu drücken. Es war schon beinahe erschreckend, wie gering er diesen Menschen schätzte, der da vor ihm saß und wie ein Schlosshund heulte. Er musste einfach nur an Dallas denken. Wie konnte dieser Kerl nur Nachsicht von ihm erwarten?
    Vincent fiel vor ihm auf die Knie. “Bitte, Preston. Wir sind doch mal Freunde gewesen. Du – du weißt ja gar nicht, was du für mich bedeutet hast. Ich – ich wollte doch nur – dass du mich bewunderst, nur halb so viel, wie ich dich bewundert habe. Ich – ich wollte dir …”
    Preston zielte mit der Pistole direkt auf Vincents Herz. “Du sollst jetzt dein Geständnis schreiben.”
    Tränenüberströmt schaute Vincent ihn an. Er riss die Augen auf und rang verzweifelt die Hände. “E-es würde dir doch g-gar nichts nützen. V-verstehst du denn nicht? Es wäre doch unter Druck verfasst worden.”
    “Es wird sehr wohl etwas nützen, wenn ich genug Indizien liefern kann. Ich will genau die Informationen, die nur du mir liefern kannst. Wie hast du es gemacht? Warum? Und ich will, dass du es alles ganz genau beschreibst. Wahrscheinlich dauert es ein paar Stunden, na gut, dann setze ich mich eben so lange hin. Aber du wirst das jetzt alles aufschreiben. Du sollst erklären, was du Melanie Deets, Billy Duran und …” Preston konnte kaum noch weitersprechen. “Und was du mit dem Jungen gemacht hast, den ich mehr als alles in der Welt geliebt habe und den du mir weggenommen hast.”
    Vincent setzte sich an den Schreibtisch und fing an zu schreiben, aber als er den ersten Abschnitt fertig hatte, hielt er inne. “Ich bitte dich, Preston, ich kann doch nicht …” Er stand vom Stuhl auf und kniete vor Preston nieder. “Ich bin ein kranker Mann … es ist in meinem Kopf. D-das ist leider so. Es ist mein Problem. Ich brauche Hilfe. Aber i-ich kann nicht ins Gefängnis gehen. D-das ist unmöglich. Die bringen mich doch um da drinnen.”
    Aber Preston spürte nichts als Ekel vor diesem weinerlichen Kerl. “Steh auf und übernimm die Verantwortung für die Verbrechen, die du begangen hast!”
    Statt zu tun, was er verlangte, vergrub Vincent das Gesicht in den Händen und schluchzte erneut los. “Hilf mir, bitte, Preston. Du bist doch mein Freund.”
    Preston merkte wie die Hand, in der er die Waffe hielt, zu zittern begann. Er wollte endlich schießen. Das Bedürfnis danach war so stark, dass er schon den Rückstoß im Arm spürte, obwohl er noch gar nicht abgedrückt hatte.
    Aber noch bevor er zu einem Entschluss kam, hörte er ein Geräusch, das tatsächlich wie ein Schuss klang. Das Fenster hinter ihm zersprang mit einem lauten Knall, und irgendetwas stürzte von hinten auf ihn zu und warf ihn nach vorn, mit dem Gesicht auf den Boden.

25. KAPITEL
    P restons rechter Arm fühlte sich an, als würde er brennen. Er rollte zur Seite und setzte sich auf. Mit der Hand des gesunden Arms befühlte er die schmerzende Stelle und spürte etwas Feuchtes und Klebriges. Er schien ziemlich stark zu bluten. Einen
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