Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
Viagra ausgegangen?”, fragte er.
    Vincent schnaubte, drehte sich um, hob den Kopf und sah ihn verschlafen an. “Was ist denn los?”
    “Ich bin’s. Erkennst du mich nicht mehr, alter Freund?”
    “P-Preston?” Vincent wurde schlagartig wach und setzte sich auf. Die letzten Jahre waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen, stellte Preston fest. Als die Decke zur Seite fiel, entblößte sie einen weißen dicklichen Oberkörper, dessen Brust wenige dunkle Haare bedeckten. Nicht gerade ein Anblick, dem eine hübsche junge Sprechstundenhilfe verfallen würde, oder?
    “W-was tust d-du denn hier?”, rief Vincent gleichermaßen verwundert und erschrocken.
    Preston zuckte mit den Schultern. “Ich dachte mir, ich schaue mal vorbei und sage hallo. Freust du dich nicht, mich zu sehen?”
    Jetzt bemerkte Vincent die Pistole. Er kniff die Augen zusammen, als könne er nicht glauben, was er da sah. Dann schreckte er zurück und lehnte sich ängstlich gegen die Kopfseite des Bettes. “D-du bist doch nicht der T-Typ für so was, P-Preston,” sagte er. “Du w-würdest doch niemals jemanden er-erschießen.”
    Preston strich sich die Haare aus dem Gesicht. “Das trifft vielleicht auf den Preston zu, den du vor zwei Jahren gekannt hast. Aber es ist schon eigenartig, Vincent, man muss einem Menschen nur etwas wirklich Schlimmes antun und dann kann man sich nicht mehr sicher sein, wozu er alles fähig ist.”
    “A-aber, du willst dir doch nicht dein Leben ruinieren.”
    “Es ist schon längst ruiniert. Du hast alles zerstört, was ich je hatte, als du meinen Sohn umgebracht hast. Ich habe keinen Job mehr, keine Frau, keine Familie.”
    Ganz kurz musste Preston an Emma und Max denken. Das waren sehr wohl zwei Menschen, die irgendwie zu ihm gehörten, zwei Menschen, um die er sich sorgte. Aber er wollte nicht, dass dieser Gedanke ihn von dem abhielt, was er sich vorgenommen hatte. Er musste es jetzt endlich zu Ende bringen.
    Vincent wurde leichenblass. “W-wo ist Diane?”
    “Anscheinend ist sie nach Hause gegangen.”
    “H-hast du sie fortgeschickt?”
    “Ich hätte sie sehr freundlich darum gebeten zu gehen, wenn ich sie getroffen hätte. Aber es war nicht nötig. Sie war nicht mehr da, als ich kam. Steh auf. Ich möchte mich gern ein bisschen mit dir unterhalten.”
    “Kannst du mich kurz allein lassen, damit ich mich anziehen kann?”, fragte Vincent, dem es jetzt endlich gelang, sein Stottern zu überwinden.
    “Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass es in meinem Interesse liegt, dich allein zu lassen, Vincent.” Preston bemerkte eine Hose, die auf dem Boden lag und er schob sie mit dem Fuß zu ihm hin. “Hier nimm die. Viel mehr brauchst du sowieso nicht.”
    “Was hast du denn vor?”, fragte Vincent, nachdem er aus dem Bett gestiegen war, um sich die Hose anzuziehen.
    “Wir gehen nach unten.”
    Vincents Haare standen an den Seiten ab, und er versuchte vergeblich sie glatt zu streichen, als er nervös den Flur entlangging.
    “Du musst dich nicht extra schick für mich machen”, sagte Preston sarkastisch.
    “Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, Preston”, sagte Vincent. “Aber ich habe Dallas nichts angetan. Jedes Kind kann eine Hirnhautentzündung bekommen. Ich habe versucht, ihn zu retten. Gott weiß, dass ich nicht wollte, dass er stirbt.”
    “Und was war mit Melanie Deets, Vincent?”
    “Sie ist doch gar nicht gestorben. Ich habe sie gerettet. Sie – sie haben sogar einen Park nach mir benannt. Du kannst nachfragen, wie es war.”
    “Sie war eine richtig gute Schülerin. Und jetzt ist sie kaum noch in der Lage zu lernen.”
    “Es gibt manchmal eben bleibende Schäden, das lässt sich nicht ausschließen. Wofür willst du mich denn noch verantwortlich machen.”
    “Zum Beispiel für den Fall Billy Duran.”
    “Ich wollte sein Leben retten. Ich bin – ich bin doch Arzt, aber ich kann nichts Übermenschliches leisten.”
    “Das verlange ich auch nicht von dir. Es hätte schon ausgereicht, wenn du menschlich gehandelt hättest. Aber stattdessen hast du sie alle auf dem Gewissen.”
    Im Wohnzimmer angelangt, sagte Preston: “Mach das Licht an.”
    Zusammen mit dem Licht sprang auch ein Ventilator an. “Wenn du mir sowieso nicht glauben willst, warum bist du dann gekommen?”, fragte Vincent.
    “Hol dir ein Stück Papier. Für ein schriftliches Geständnis.”
    “Preston, ich bitte dich …”
    “Du sollst einen Zettel holen.”
    Vincent ging zum Schreibtisch und holte einen Zettel und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher