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Fleisch essen, Tiere lieben

Titel: Fleisch essen, Tiere lieben
Autoren: Theresa Baeuerlein
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hilft wirklich keiner Sau weiter. Perfektion ist ein Anspruch, der meist das Gegenteil bewirkt. Für den Anfang reicht es, öfter mal die bessere Entscheidung zu treffen. Das »Modell Sonntagsbraten« ist in den Medien kurz diskutiert worden und trifft das Prinzip genau: Fleisch selten, aber dann als Festmahl. Dann tut es auch nicht weh, dieses Fleisch von anständigen Herstellern zu beziehen.
    Der Journalist Nicholas Kristof beschreibt ein psychologisches Phänomen, das gerade bei den sogenannten Gutmenschen auftritt: ¹³⁸ Ausgerechnet jene Menschen, die versuchen, ein bewusstes Leben zu führen, bleiben Horrormeldungen wie Hungersnöten und Völkermorden oft gleichgültig gegenüber. Denn der Gedanke an ein derartiges Elend ist so schwer zu ertragen, dass die Psyche mit einer Art Schutzmechanismus reagiert: Schmerz ab einer bestimmten Größenordnung ist nicht mehr fassbar – man reagiert nicht mehr.
    So überwältigend, wie es manchmal scheint, ist das Problem der ordentlichen Mahlzeit aber gar nicht. Man hat ja auch etwas davon. »Mit einem stärkeren Bewusstsein dafür, was alles auf dem Spiel steht, zu essen, mag nach einer Bürde klingen, aber tatsächlich gibt es wenige Dinge im Leben, die so viel Befriedigung bieten. Im Vergleich dazu ist das Vergnügen an industriell produziertem Essen, also ignorantem Essen, flüchtig«, meint Pollan.
    Dieses Buch ist nicht gegen Vegetarier und Veganer gerichtet. Ebenso wenig bietet es Fleischessern Rechtfertigung für maßlose Exzesse. Wer angesichts der Informationen, die in diesem Buch zu finden sind, den Schluss zieht, jede Ernährungsweise sei falsch, da sich gegen alles Argumente finden lasse, hat etwas Wichtiges übersehen: Der entscheidende Punkt liegt in dem Verständnis dafür, welche Ernährungsweise am wenigsten zerstörerisch wirkt. Das kann eine Ernährung sein, die nur aus Pflanzen besteht, aber auch eine, in der Fleisch vorkommt.
    In meiner WG auf dem Land koexistierten die Ernährungsweisen friedlich. Im Kühlschrank waren Tofu und Würste Nachbarn, an der Wand hing ein veganes Kochbuch, daneben hatte jemand eine Karte geklemmt: »Wenn alle Tiere ausgerottet sind, fressen wir die Vegetarier.«
    Einmal im Jahr, zur Fastenzeit, verzichten alle Bewohner ein paar Wochen lang auf Tierprodukte. Es ging, es ging sogar gut. Denn eigentlich geht alles.

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    Zu guter Letzt
    Danken möchte ich an dieser Stelle dem Agraringenieur Christoph Lehmeier, der mir in unzähligen Gesprächen viele wertvolle Informationen zum Thema vermittelt hat.
    Für meine weitergehenden Recherchen habe ich auf folgende Publikationen zurückgegriffen:
    Hans Mohr/Peter Schopfer/Axel Brennicke (Hrsg.): »Lehrbuch der Pflanzenphysiologie«, Heidelberg, 5. Aufl. 1999
    Thilo Bode: »Abgespeist: Wie wir beim Essen betrogen werden und was wir dagegen tun können«, Frankfurt/M., 3. Aufl. 2008
    Thilo Bode: »Die Essensfälscher: Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen«, Frankfurt/M., 5. Aufl. 2010
    Catherine Friend: »The Compassionate Carnivore: Or, How to Keep Animals Happy, Save Old MacDonald’s Farm, Reduce Your Hoofprint, and Still Eat Meat«, USA 2008

Anmerkungen
    ¹ Paul Mc Cartney ist seit den Siebzigern bekennender Vegetarier.
    ² PETA: People for the Ethical Treatment of Animals, eine weltweit agierende Tierrechtsorganisation.
    ³ Anlässlich einer Online-Befragung von Vegetarieren, vgl.:
    www.vegetarierstudie.uni-jena.de
    ⁴ Spiller, Achim: »Trends im Verbraucherverhalten bei Fleisch«, Managementseminar »Qualität der Lebensmittelproduktion« in Vechta, 21. März 2007
    ⁵ Die FAO ist die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Siehe auch: »Livestock’s Long Shadow – Environmental Issues And Options«, eine Studie der FAO, zu finden auf: www.fao.org
    ⁶ Diese und die folgenden Zahlenangaben stammen aus dem Artikel »Der Preis ist billig, aber das Fleisch ist schwach«, vgl. Stern Nr. 22/2010
    ⁷ David und Marcia Pimentel, in: The American Journal of Clinical Nutrition : »Sustainability of meat-based and plant-based diets and the environment«, Bd. 78, Nr. 3 (September 2003)
    ⁸ Christian Zaschke: »Fleischgeil«, SZ-Magazin, Heft 33/2010:
    http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/34527/
    ⁹ Siehe Stern Nr. 22/2010
    ¹⁰ Ebenda
    ¹¹ Mitteilung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e. V. vom 16. November 2009. Zu finden unter: www. schweine.net/ueller_gruppe_nimmt_modernste_schweineschlachtlini.
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