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Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)

Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Schulter nach hinten, wo sich Elias vergnügt in der Kraxe hin- und herbewegte.
    „Wackeldeine?“, fragte er mit Piepstimme und fuhr mit seinen kleinen Fingern durch Matthias' Haar. „Duast.“
    „Du hast recht.“
    Sie waren bereits im Wald, neben dem jetzt weniger steilen Pfad lagen gefällte und entrindete Baumstämme aufgestapelt.
    „Hier rasten wir.“
    Matthias befreite Elias, gab ihm seine Flasche und ein belegtes Brot, das der Junge, sich emsig rings um die gefällten Stämme bewegend, in sich hinein mümmelte.
    Währenddessen saß Matthias daneben, genoss die schattige Kühle, behielt nur den Kleinen im Blick. Was Lida gerade machte? War sie in die Dokumente vertieft, saß sie gerade mit Iven beim Essen im feudalen Hotelrestaurant, oder …
    Er wischte mit der Hand durch die Luft. Weg mit diesem Gedanken. Lida hatte es sogar noch betont: Matthias, Elias und sie waren eine Familie. Iven hatte da keinen Platz.
    „Duck ma!“ Elias’ leberwurstverschmierter Zeigefinger hing zitternd in der Luft.
    Er hatte am Ende des Riesenstapels einen dünnen Baumstamm entdeckt, der ein ganzes Stück über die anderen hinausragte. Die perfekte Wippe. Voller Eifer zog er sich hinauf, bis er rittlings dasaß.
    „S-aukeln!“ Er hopste unbeholfen, um den Stamm zu bewegen. Was bei seinem Gewicht kaum gelang.
    Lachend stand Matthias auf. „Na, dann lass uns mal sehen, ob wir dieses Stück Holz zum Schwingen bringen.“ Er balancierte vor Elias und reichte ihm die Hände. „Darf ich bitten?“
    Begeistert stand der auf und sprang wie ein Spielball auf und ab.
    Ganz sachte zuerst, schließlich fester und stärker, schwang Matthias mit. Endlich wippte der Stamm unter ihnen heftig.
    „Mea.“ Elias schrie vor Begeisterung. „Mea, mea.“
    „Hoppla“, Matthias verlor das Gleichgewicht, sprang seitlich vom wippenden Baumstamm, schwang Elias dabei in die Luft und fing ihn in seinen Armen auf. „Du bist ein richtig wilder Kerl.“
    Der noch immer kreischende Elias hopste in Matthias’ Armen einfach weiter. „Weita, mea, mea.“
     
    Diesmal wollte Elias gleich wieder in die Trage, als sie schließlich aufbrachen. Matthias war es recht. Er hatte dadurch zwar mehr zu schleppen, dass er aber in seinem eigenen Tempo gehen konnte, machte das wieder wett. Mehr als die Hälfte des Weges lag noch vor ihnen – einschließlich des Aufstieges neben dem Bach, wenn sie den Wald schließlich hinter sich gelassen hätten. Aber noch wanderte er durch Kiefernbestand, es war nicht allzu steil, Elias sang in der Kraxe leise vor sich hin – und so kam Matthias eine ganze Weile gut voran.
    Er genoss alles. Die Umgebung, die sachte Luft, das Kreischen der Bergdohlen. Die Kiefern hier waren von geradezu erstaunlich frischem Grün, der Frühling hatte auch im Gebirge Einzug gehalten.
    „Atme tief durch, Kleiner“, mahnte er nach hinten.
    Von Elias jedoch kam keine Reaktion. War er etwa schon wieder eingeschlafen? Matthias erinnerte sich daran, dass auch er hier in den Bergen stets besonders viel geschlafen hatte. Dem Kind mochte es in der saubereren Luft nicht anders gehen. Sie wirkte also schon. Das war gut, das war sogar ganz ausgezeichnet!
     
    Der Wald lichtete sich früher, als er es in Erinnerung hatte. Aber er war seit Elias’ Geburt nicht mehr hier gewesen – und konnte sich darüber hinaus auch nicht erinnern, wann er diesen Weg das letzte Mal benutzt hatte. Das mochte weit länger her sein. Selbst so eine unberührt scheinende Umgebung wie die Waldhänge in den Alpen war ja nicht gänzlich verlassen. Menschen würden hier ihre Wälder ausgelichtet und aufgeräumt haben. Und so dachte Matthias sich nichts dabei, als er viel zu bald auf den Waldrand stieß.
    Die völlig veränderte Umgebung jenseits der Bäume verblüffte ihn dann aber doch. „Schau dir das an!“
    Hier war keineswegs Menschenhand angelegt worden. Ein heftiger Steinrutsch hatte den Hang vor dem Wald abgetragen. Vor ihnen lag ein Geröllfeld, das etwa zweihundert Meter breit sein mochte, ehe auf der anderen Seite unvermittelt steile Wiesen begannen. Beeindruckt war Matthias stehengeblieben. Der Hang vor seinen Füßen wirkte in seiner Öde wie eine Mondlandschaft. Der Rutsch mochte noch nicht lange her sein, war womöglich während des letzten Winters geschehen, es hatte sich noch keinerlei Vegetation hierher verirrt.
    Aber das alles war es nicht, wovon Matthias' Blick angezogen wurde wie eine Motte vom Licht. Inmitten des Gerölls, ein gutes Stück oberhalb von
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