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Fledermaeuse und andere Leute

Fledermaeuse und andere Leute

Titel: Fledermaeuse und andere Leute
Autoren: Inge Helm
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zu erreichen, wenn er bimmelte. Falls mir das nicht gelang, war ich den Rest des Tages von der Außenwelt abgeschnitten. Und ich wollte nicht einsehen, warum mein Freundeskreis langsam dahinschwinden sollte, während der meiner Kinder wuchs und wuchs.
    Aber, wie gesagt, noch ist es bei Mäxchens Mutter nicht so weit. Dennoch kann man sich schon ganz vernünftig mit ihrem fast Vierjährigen unterhalten.
    Neulich wollte ich meine Tochter anrufen und hatte meinen Enkel am Apparat.
    »Hallo Mäxchen, wie geht es dir?«
    »Gut!«
    »Was machst du gerade Schönes?«
    »Nix!«
    »Hilfst du der Mami beim Frühstück?«
    »Nee!«
    »Spielst du mit deinen Autos?«
    »Nee!«
    »Schaust du dir Bilderbücher an?«
    »Nee!«
    »Guckst du denn gerade fern?«
    »Nee!«
    »Ja, um Himmels willen, Kind, was machst du denn dann?«
    Mäxchen, langsam genervt: »Mensch, Omi! Ich telefoniere!!!«

Der Fahrradkäfig
    D er zweite Ostertag zieht dunkel herauf. In der Ferne grummelt es, und es beginnt leise zu regnen.
    »Mistwetter!«, schimpft Felix und wickelt sich wieder in seine Decke.
    »Es klärt bestimmt bald auf«, tröste ich. »Der Wetterbericht hat gestern eigentlich nur Gutes vorausgesagt.«
    »Das muss Petrus aber überhört haben«, knurrt Mäxchens Großvater und rückt näher an mich heran. »Hoffentlich lässt uns unser Enkel bei dem scheußlichen Wetter noch ein bisschen länger schlafen … sind Ostereier eigentlich wasserfest?«
    Meine Tochter hat ihren Jungen extra aus der Großstadt zu uns aufs Land gebracht, damit der Osterhase wenigstens an einem Festtag draußen im Garten trockenen Fußes herumhoppeln kann, um seine Sachen zu verstecken.
    Plötzlich wird es taghell, und dann donnert es auch schon. Im gleichen Augenblick wird die Schlafzimmertür aufgerissen. Als Erstes saust Dackel Anton unter meine Decke, dahinter schlotternd Max, die zitternde Frieda, Antons siamesischen Zwilling, vor der Brust. Ich hebe erneut die Bettdecke hoch. Schon liegen alle in Furcht vereint bebend in der Besucherritze und ziehen sich die Decke über sämtliche Schlappohren.
    In Felix kämpft der Meteorologe im Manne mitdem besorgten Großvater. Der Meteorologe gewinnt die Überhand. Er zieht Max die Bettdecke von den Ohren, nimmt ihn in den Arm und sagt: »Du brauchst doch keine Angst zu haben. Sieh mal, das ist so: Hier unten bei uns ist es warm, und oben in der Luft ist es kalt. Wenn also nun die warme Luft nach oben steigt, werden starke elektrische Felder zwischen den Wolken aufgebaut, die sich dann gegeneinander oder gegen die Erde mit vielen Blitzen entladen. Hast du das verstanden?«
    Mäxchen nickt wenig überzeugt: »Und warum knallt das dann immer so?«
    Felix ist sprachlos und begreift nicht, warum ein kleiner Junge mehr Angst vor dem Donner als vor den Blitzen hat. Es wird Zeit, einzugreifen, und ich ziehe meinen Enkel zu mir herüber. »Weißt du, bei einem Gewitter gibt es doch immer so viele dicke schwarze Wolken am Himmel, mein Schatz. Und weil die immer dicker und dicker werden, donnern sie irgendwann mal zusammen …«
    »… wie die Autos auf der Autobahn?«
    »So ungefähr, und dann kracht es eben so laut, dass wir es hier unten auch noch hören können.«
    »Nu’ hab ich es verstanden«, sagt Mäxchen und will wieder unter der Decke verschwinden.
    Felix schnaubt: »Wie kannst du meinem Enkel nur solch einen Blödsinn erzählen?!«
    »Weil einem Dreijährigen dieser so genannte Blödsinn mehr einleuchtet als dein wissenschaftlicher Vortrag.«
    Felix zögert, dann grinst er und versucht noch zu retten, was zu retten ist, indem er Mäxchen die These vom Faraday’schen Käfig verkaufen will.
    Das Gewitter hat sich inzwischen verzogen. Mäxchen klemmt sich mutig Frieda unter den Arm, zieht Anton am Halsband aus dem Bett und sagt im Hinausgehen beruhigend zu den Dackeln: »Ihr braucht keine Angst mehr zu haben. Beim nächsten Donnerwetter gehen wir einfach in den Fahrradkäfig, da kann uns gaanix mehr passieren.«
    Felix lässt sich stöhnend in die Kissen fallen, und ich tröste ihn mit der Feststellung, dass die wirklichen Gewitter immer nur dann entstehen, wenn Hochdruckgebiete mit Kaltluftfronten, feuchten Luftmassen, Feiertagen und dreijährigen Enkeln mit Dackeln um sechs Uhr früh am großelterlichen Bett zusammentreffen.

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