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Fledermaeuse und andere Leute

Fledermaeuse und andere Leute

Titel: Fledermaeuse und andere Leute
Autoren: Inge Helm
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und wieder mal Krallen oder Zähne.
    Weil Tante Pia im Urlaub ist, sind Max und ich mit ihrem Nymphensittich in vogelgerechter Pappschachtel da. Coco ist beinahe zwanzig Jahre alt. Nun frisst er seit einigen Tagen kaum etwas, und sein heiseres Krächzen hört sich eher wie Husten an.
    »Hoffentlich hat er nicht die Vogelgrippe«, sagt Max besorgt.
    Na so was! Offensichtlich weiß er Bescheid. Seine Freunde sind schließlich alle verkabelt.
    Kaum haben wir uns auf der Eckbank im Wartezimmer niedergelassen, geht die Tür noch einmal auf, und herein kommt Hasso, der Schäferhund von nebenan. Hasso, der größte Krakeeler der gesamten Straße, der immer als Erster an den Zaun gesaust kommt, um alles und jeden anzupöbeln, muss von seinem Herrchen an der Leine in die Praxis gezogen werden. Er ist sozusagen auf Dackelgröße zusammengeschnurrt. Die Sprechstundenhilfe nimmt ihn gleichin Empfang, und er rutscht ergeben auf seinen vier Buchstaben hinter ihr her ins Labor zur Blutabnahme. Schafott ist gar nichts dagegen. Während die übrigen Patienten sich noch kleiner machen, blättern ihre Besitzer zerstreut in den herumliegenden Tierzeitschriften, immer verstohlen ein Auge auf die anderen Lieblinge werfend: Ist da auch kein Hund, kein Kätzchen, Zwergkaninchen, Meerschweinchen oder Piepmatz, der hübscher ist als meiner? Oder vielleicht sogar intelligenter?
    »Sitz, Barry! Zeig doch mal der Tante, wie du bitte, bitte machen kannst!« Barry versteckt seinen Kopf zwischen den Vorderpfoten.
    Das berufstätige Frauchen vom Kätzchen daneben schaut ständig auf die Uhr und sagt, dass der Hasso schon ziemlich lang drin sei. Also wenn alle so lang drin bleiben, dann muss sie sich einen ganzen Tag Urlaub nehmen. Dafür hat ihr Chef nämlich überhaupt kein Verständnis. Ihrer Mietze wird es offenbar auch zu lang. Sie springt plötzlich mit einem Satz aus dem Körbchen. »Um Himmels willen, Peterchen, komm sofort zurück!«
    Max hält erschreckt die Schachtel mit Pias Nymphensittich hoch. Doch Peterchen hat weniger Vogeljagd im Kopf als vielmehr Fluchtgedanken und flitzt fauchend und mit gesträubtem Fell durch das Wartezimmer. Alle Hundebesitzer halten vorsichtshalber ihre Tiere kurz. Doch die haben zurzeit kein Interesse an dem so genannten Erzfeind.
    Aber dann erwischt ihn endlich die Sprechstundenhilfe und trägt das völlig verängstigte Tier in Frauchens Körbchen zurück. Nun sind mittlerweile alle mit den Nerven so ziemlich auf dem Hund.
    »Der Nächste bitte.«
    Wir sind dran. Max und ich und Coco werden gebeten. Im Sprechzimmer nimmt der Doktor den Vogel vorsichtig aus der Schachtel. Während er den Nymphensittich behutsam untersucht, fragt Max noch einmal besorgt, ob Coco etwa die Vogelgrippe habe. »Die grassiert doch jetzt überall so.«
    Der Doktor erklärt ihm, dass von diesem Grippevirus nur das Federvieh in Asien betroffen sei. Max brauche sich diesbezüglich keine Sorge um sein Vögelchen zu machen. Es sei nur schon sehr alt. Aber mit ein paar guten Vitamintropfen käme es sicher wieder auf seine kleinen Beinchen. »Die musst du ihm jeden Morgen ins Trinkwasser geben. Und jetzt bekommt er noch eine stärkende Spritze.«
    Max ist erleichtert und erzählt erschüttert, dass er bei einem Klassenkameraden einen Film gesehen habe, bei dem man die kranken Hühner einfach in einen Sack gesteckt und dann haufenweise lebendig vergraben habe. Er ist immer noch ganz entsetzt. Ich auch. Vor allen Dingen auch darüber, dass man die Kinder nicht vor allen grausamen Nachrichten der Welt beschützen kann; denn seine Mutter und ich hatten ihm aus diesem Grund entsprechend schreckliche Sendungen vorsorglich erspart.
    Daheim bringt Max Coco wieder in Pias Wohnung im Parterre und setzt ihn liebevoll in seinen Käfig.
    Am nächsten Morgen geht er fröhlich pfeifend mit Vogelfutter, Wasser und den Tropfen die Treppe hinunter. Sekunden später kommt er außer Atem und in Tränen aufgelöst wieder nach oben gestürzt: »Omi, Omi, schnell, schnell. Ich glaube, das Cocolein hatte sehr wohl die Vogelgrippe und is’ jetzt tot!«
    »Was?«, frage ich erschrocken.
    »Ja«, schluchzt Mäxchen herzzerreißend, »kannste selber gucken. Es liegt ganz ruhig auf dem Rücken, sagt keinen Ton und hat alle viere von sich gestreckt!«

Und last but not least: Warum eine
Großmutter so vielseitig verwendbar ist
    N achfolgende Liste wurde nach gründlicher Überlegung vom achtjährigen Mäxchen zusammengestellt:
1. Zum Liebhaben, wenn alle anderen sauer
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