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Fledermaeuse und andere Leute

Fledermaeuse und andere Leute

Titel: Fledermaeuse und andere Leute
Autoren: Inge Helm
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Emotionaltemperatur dreimal täglich messen musste.
    Nehmen wir zum Beispiel die Zeit der Fernsehserie Raumschiff Enterprise. Ich war entschieden dagegen, dass meine Kinder etwas Derartiges konsumierten, und versuchte, mit Lego, Playmobil und Co. dagegenzuhalten. Vergebens! Meine Kinder waren der Ansicht, sie wären bei ihren Freunden unten durch, wenn sie nicht mit der Zeit gingen, und würden Gefahr laufen, Schäden an ihrem sonst so gut funktionierenden Selbstbewusstsein davonzutragen: »Und wie willst du das bitte verantworten?!«
    Auch wenn ich mich fragte, wie ein solch starkes Selbstbewusstsein durch ein harmloses Verbot ins Wanken gebracht werden konnte, musste ich doch im Laufe der Jahre erkennen, dass es beim Großziehen der Nachkommen Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die eine Mutter nie begreift.
    Also will ich bei meinem Enkel die Sache gleich von vornherein richtig angehen. Als er zwei Jahre alt ist, beginne ich ganz normal mit der Schokoladenfee, die immer eine Hand voll Süßigkeiten in einer alten Häschendose bei mir in der Küche für ihn bereithält, zeigeihm, wo sie wohnt, und gehe dann langsam weiter zu Legosteinen und playmobilen Autos, Baufahrzeugen und Männchen mit Helm, da er ja später einmal Bauarbeiter werden will. Erst als er Bauarbeiter und Batman als zukünftigen Berufswunsch in Erwägung zieht, »wegen die bei uns ausgestorben sind, und ich dann von Baustelle zu Baustelle fliegen kann«, kommen mir die ersten Zweifel an meinem so gut gemeinten Vorgehen.
    Meine Zweifel werden zur Gewissheit, als Mäxchen mir eines Tages etwas von »Star Wars« erzählt, was übersetzt schlicht und einfach »Krieg der Sterne« bedeutet. Und jetzt kommt der Gipfel: Die Star-Wars-Filme werden nicht nur im Fernsehen gezeigt, sondern Lego und Playmobil hängen sich mit Merchandising gleich hinten dran. Durch meine Kinder nun um einige Erfahrungen reicher, kaufe ich nicht nur einige dieser Modelle mit beweglichen Steuerturbinen und grässlichen Figuren, nein, ich lerne auch ihre Namen auswendig, auch auf die Gefahr hin, dass mir die Zunge bricht. Also wenn das keine fortschrittliche Großmutter ist, dann kann ich mir auch nicht mehr helfen: Podracer, Naboo Fighter und so fort!
    Samstag hole ich Mäxchen mit dem Auto für ein Wochenende ins Oberbergische. Und während wir über die Autobahn rollen, erzählt er mir, wie viele Teile er daheim bereits von Luke Skywalker und Darth Vader besitzt. Ich erkundige mich ganz beiläufig, was er denn glaubt, in meiner Küche auf dem Fensterbrett vorzufinden, wo immer alle besonders kostbaren Spielzeuge aufbewahrt werden. Doch ehe ich ihn mit den mühsam gelernten Star-Wars-Begriffen beeindrucken kann, sagt er ganz ruhig: »Na klar weiß ich das. Mein Häschen von der Schokoladenfee.«

An einem ganz normalen Sonntagmorgen
    O mi, kann ich mir was aus dem Häschen von der Schokofee nehmen? Warum sind Möhren gesund und Schokolade nicht? Wieso schlafen Omis länger als andere Leute? Kann ich mir nu’ was aus dem Häschen nehmen? Bitte! Kriegen Anton und Frieda auch schlechte Zähne von Süßem? Wieso darf ich mir nix aus dem Häschen nehmen? Ich habe doch bitte gesagt! Wie viele Gänge hat dein Auto? Und warum fährst du immer rückwärts aus der Garage? Und ein Laster mit Abschlepper? Kann der auch rückwärts aus der Garage fahren? Warum weißt du das nich’? Kann ich nu’ an mein Häschen oder nich’? Vorher Frühstück is’ auch nich’ gesünder als nachher! Wie alt bist du eigentlich? Stirbst du bald? Kann ich dann das Schokoladenhäschen mit nach Hause nehmen? Wieso hat der Batman Flügel? Und warum sind die Dinos ausgestorben? Krieg ich nach dem Frühstück ein Monte? Wo bleiben die Vögel, wenn sie totgehen? Fallen die dann vom Himmel? Warum darfst du immer alles essen und ich nicht? Können Ameisen heiraten? Nein? Wieso gibt es dann große Ameisen und kleine Ameisen? Legen Hunde Eier? Schenkst du mir einen eigenen Dackel? Aber etwas Süßes aus meinem Schokohäschen, ja?!«

Kopflose Kunst
    I n jedem Frühjahr immer das gleiche Theater! Sobald zwei Tage hintereinander die Sonne scheint, bekomme ich so eine Art Bepflanz-den-Garten-Koller. Ich fahre in den Gartenmarkt und kaufe drei Säcke Blumenerde, zwei Säcke Dünger, mehrere Paletten Geranien und blühende Verwandte, schleppe schwere Tontöpfe für die Terrasse treppauf und treppab, um sie mit Rosenstauden zu bestücken. Es ist, als würde eine fremde Macht von mir Besitz ergreifen. Dann krempele ich
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