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Fledermaeuse und andere Leute

Fledermaeuse und andere Leute

Titel: Fledermaeuse und andere Leute
Autoren: Inge Helm
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ausgetrieben habe, wachsen dessen Schwanzfedern langsam wieder, und unser Zoo versteht sich einfach prächtig.
    Ich glaube, ohne unser Viehzeug wären Mäxchens frühe Kinderjahre nur halb so lebendig. Die Tiere ersetzen ihm nebenbei auch gleich noch ein paar Geschwister und lassen sich so manches von ihm gefallen. Aber nur bis zu einem gewissen Grad, dann zeigen sie ihm die Zähne, und er ist auf der Stelle artig. Wir können ihm die Zähne zeigen, so oft wir wollen, es nutzt überhaupt nichts. Am liebsten hätte er ja wenigstens einen der Dackel bei sich zu Hause. Aber das geht nicht, leider. Schließlich muss seine Mutter die Brötchen verdienen, die er so gerne isst, und Mäxchen hält sich bis zum Nachmittag im Kindergarten auf. Was also soll dann so ein kleiner Hund alleine in ihrer Wohnung den ganzen Tag über machen?
    »Mit meinen Autos spielen!«, bietet Max seiner Mutter an.
    Doch die sagt kategorisch: »Nein«! Und damitbasta. Also muss er doch öfter ins Bergische kommen.
    Zum Trost habe ich ihm schon lange eine Fahrt mit der City-Bahn versprochen. Nun gibt es die Neue, feuerrot, schmal und schlank mit einer Nase wie ein ICE, allerdings nicht so schnell. Doch das macht nichts. Gespannt steigen Max und ich in Köln ein und lassen uns auf den funkelnagelneuen Sitzen nieder.
    An der nächsten Haltestelle steigt eine alte Dame mit einem niedlichen Yorkshireterrier zu und setzt sich uns gegenüber. Mäxchen ist begeistert, die Bahn vergessen.
    »Darf ich den mal streicheln?«
    Natürlich darf er.
    »Darf ich ihn auch küssen?«
    Erschrocken wehrt die nette alte Dame ab.
    Ich sage: »Wenn ich nicht aufpasse, küsst er jeden Hund, der ihm zwischen die Finger gerät.«
    Mäxchen nickt und sagt: »Ich habe auch bestümmt keine Würmer!«
    Der ganze Wagen lacht. Und dann entspannt sich ein lebhaftes, absolut aktuelles Gespräch zwischen meinem Enkel und der Hundebesitzerin: ob ihr Hund ein Kampfhund sei, »wegen, dann muss er nämlich einen Maulkorb anhaben«, wie lang seine Leine ist, und dass er auf gar keinen Fall frei herumlaufen darf …
    Und so erreichen wir unseren Bahnhof fast wie im Flug und müssen uns verabschieden. An der Tür dreht Mäxchen sich nochmal um, er hat etwas ganz Wichtiges vergessen, und schreit quer durch den ganzen Wagen: »Wir haben auch zwei Hunde, die Frieda und den Anton! Und meine Tante Pia, die hat echt ’nen Vogel!!«

Entweder – oder
    Z u Mäxchens großem Kummer hat sein bester Freund René – er wohnt hier bei uns gleich nebenan – einen großen Bruder, der mit ihm spielt, wenn weit und breit kein anderes Kind in Sicht ist: Mann!! Fußball, Rollerskates, Fahrrad fahren und Ähnliches.
    Nun hat René auch noch eine kleine Schwester bekommen. Das ist zu viel des Guten! Mäxchen ist sauer, er will auch Geschwister haben! Nach der Besichtigung des Neugeborenen kommt er schluchzend zu mir: »Die Mami soll mir auch einen Bruder und eine Schwester schenken!«
    Ich erkläre ihm, dass die Mami leider im Moment mit ihm alleine lebt und dass man ohne dazugehörigen Vater keine Kinder bekommen kann.
    »Aber mein Papa wohnt doch nur ein paar Häuser weiter«, sagt er hoffnungsvoll und schnieft.
    »Das ist richtig«, bestätige ich, muss ihn aber gleichzeitig bitter enttäuschen, »aber die Mami und der Papa leben doch nicht mehr richtig zusammen. Und das gehört nun mal zum Kinderkriegen dazu.«
    Max denkt angestrengt nach. Dann hat er die Lösung: »Okay, aber du und Felix, ihr lebt doch richtig zusammen. Dann schenkst du mir eben ein Geschwisterkind.«
    Herr im Himmel! Auch das noch! Ich versuche, ihn behutsam von dieser Idee abzubringen: »Sieh mal, derFelix und ich, wir leben zwar zusammen. Aber weißt du, ich bin leider zu alt, um Kinder zu gebären, und außerdem bin ich doch deine …«
    »Na gut«, unterbricht er mich verständig, »dann bär mir wenigstens ein Zwergkaninchen oder eine Rennmaus.«

Logik
    N och ist es nicht so weit, dass das Telefon meiner Tochter ständig belegt ist und man nervös am anderen Ende von einem Fuß auf den anderen tritt, weil man nicht durchkommt, da ihr Sohn stundenlang die Leitung blockiert. Aber ich bin mir sicher: Auch sie wird dieses Los noch treffen. Und ich denke mit Schrecken an die Zeit zurück, als mein dreifacher Nachwuchs das Telefon als hervorragendes Kommunikationsmittel für sich entdeckte und bloß noch unter Anwendung von Gewalt vom Hörer zu lösen war. So trug ich damals zum Beispiel nur flache Schuhe, um als Erste den Apparat
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