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Fledermaeuse und andere Leute

Fledermaeuse und andere Leute

Titel: Fledermaeuse und andere Leute
Autoren: Inge Helm
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Jeans und Hemdsärmel hoch, streife die Gummihandschuhe über und beginne im Garten aufzuräumen.
    In diesem Frühjahr ist Mäxchen während meines Anfalls zu Besuch und unterstützt mich begeistert und tatkräftig mit Gartenkralle und Gießkanne. Erst als ich den Dünger kunstgerecht auf alles Gepflanzte verteile, schaut er hoch und sagt entsetzt: »Warum schüttest du die Blümchen wieder zu?!«
    Ich erkläre ihm, dass das Kunstdünger sei, den die Pflanzen brauchen, um tüchtig zu wachsen.
    »Ach so«, versteht er sofort, »so wie ich bei Kunsthonig«, und lässt Kralle und Kanne fallen, »kannst du mir ein Klappbrot damit machen?«
    Das hat er von mir. Klappbrot mit Kunsthonig ist für uns beide das Allergrößte. Nachdem wir uns also gesäubert und gestärkt haben, versuche ich, ihm zuerklären, was nun wirkliche Kunst ist. Ich führe ihn durchs Haus, zeige ihm die wunderschönen Bilder meines italienischen Freundes Paolo, dem begnadeten Maler aus Rom, und die echt alten Entenstiche in der Sitzecke, die die Vernichtung meiner Entensammlung aus den Siebzigern überstanden haben, weil sie sehr wertvoll sind. Die findet Mäxchen einfach süß.
    Am nächsten Tag fahre ich mit ihm ins nahe gelegene Köln, um ihn auch mit berühmten Skulpturen bekannt zu machen.
    Wir bummeln durch die Altstadt und treffen auf den bronzenen Millowitsch, der gemütlich auf einer Bank sitzt.
    »Geil«, sagt Mäxchen, den kennt er nämlich aus dem Fernsehen. Tünnes und Schäl, die beiden kölschen Originale, findet er einfach cool. Den Tünnes-und-Schäl-Witz, den ich ihm zu erzählen versuche, hält er allerdings für ziemlich dämlich. Die vielen kunstvollen Brunnen findet er dagegen Klasse, besonders den, wo die Heinzelmännchen die Treppe hinunterpurzeln, weil die neugierige Schneidersfrau Erbsen darauf gestreut hat.
    Das Kunstwerk von Eisbecher, den er dann auf der Terrasse des Cafés direkt davor serviert bekommt, findet er echt super.
    »Und nu’ noch die toten Leichen«, sagt er zum Abschluss. Von dieser Ausstellung hat ihm nämlich sein Freund Mischa erzählt, und der weiß das von seinen Eltern. Doch diese zweifelhafte Kunst erspare ich meiner und seiner zarten Seele lieber. Trotzdem fahren wir ausgesprochen kunstsachverständig wieder heim.
    Zwei Tage später muss ich in unsere kleine oberbergische Kreisstadt zur Bank und verliere meinen Enkel in der Fußgängerzone.
    Vor der Bronzeskulptur, große Hand hält Buch und stützt sich aufs Bronzeknie, finde ich ihn wieder.
    »Mann«, sagt er fachkundig, aber empört, »das is’ doch keine Kunst … so ohne Kopf!«

Meine Omi spricht echt auswärts
    N achdem Mäxchen nun die bildenden Künste kennen gelernt hat, soll ihm eines Tages auch die Kunst italienischer Esskultur nahe gebracht werden. Dazu darf er seinen besten Freund mit ins Oberbergische bringen. Erstens, weil er mit Anton und Frieda, den beiden Dackeln, angeben will, und zweitens, mit seiner italienisch sprechenden Großmutter.
    Felix holt die beiden mit dem Auto ab. Als ich die Haustür öffne, verkündet Max: »Und das is’ Achmed, mein allerbester Freund.«
    »Achmed?«, frage ich den blonden, blauäugigen Knaben ungläubig.
    »Ja«, antwortet dieser freundlich, »mein Vater ist nämlich Türke. Aber meine Mutter ist deutsch.«
    »Und meine Omi spricht echt italienisch«, will Mäxchen nicht zurückstehen.
    Um den Beweis anzutreten, muss Felix uns alle am Mittag zu Giovanni , der neuen Pizzeria im Dorf unten, einladen, den Max, den Achmed, die Pia und die Omi.
    Als alle um den Tisch Platz genommen haben, frage ich jeden Einzelnen, was er denn gerne essen möchte.
    Also, Pia hätte gerne Spaghetti aglio olio, Achmed eine Pizza mit Tunfisch und Oliven, Max eine Pizza Margerita, denn sein früheres »das arme Huhn«, »dasarme Schwein« und »die arme Kuh« wird mittlerweile durch »das arme Gemüse« ergänzt, wobei Tomate aus der Tube selbstverständlich nicht dazugehört. Felix nimmt etwas Römisches mit Salbei und ich Tortellini gefüllt mit Spinat und Ricotta. Dazu gibt es Wein für die Großen und Apfelschorle für die Jungs.
    »So Omi, nun musst du bestellen«, sagt Mäxchen wichtig. Ich winke dem freundlichen, dunkelhaarigen und sehr südländisch aussehenden Kellner und gebe brav die lange Liste in fließendem Italienisch auf. Der nette, dunkelhaarige und südländisch aussehende Kellner lächelt zuerst freundlich, doch dann bittet er: »Können Sie das Ganze vielleicht nochmal auf Deutsch wiederholen, ich
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