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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen
Autoren: Administrator
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einer Weile schob er sie ein Stück von sich weg, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. „Hat Lorcan dir etwas angetan?“
    Ihr Schweigen deutete er wohl als Bestätigung, dabei wusste sie nur nicht, wo sie mit ihrer Erzählung beginnen sollte. Zu viel war vorgefallen. Seine Miene verfinsterte sich.
    Wie ein Soldat, der soeben seinen Kampfbefehl erhalten hatte, marschierte er zum Ausgang und schrie: „Ich werde ihn umbringen!“

27. KAPITEL
       „Das ist gehörig in die Hose gegangen“, murmelte Lorcan. Wie ein begossener Pudel starrte er auf die Haustür, aber sosehr er es sich auch wünschte, Amy kehrte nicht zurück.
    Die Stille im Haus bedrückte ihn. Er nahm seinen tarnfarbenen Rucksack, der neben der Couch lag, schlurfte ins Schlafzimmer und blieb vor dem Schrank stehen, in dem Am y seine wenigen Kleidungsstücke verstaut hatte, als gehörte er in ihren Haushalt — zu ihr. Aber das tat er nicht. Er war ein Eindringling, ein unauffälliger Verbrecher, der sich seinen Einlass mit einer List erschlichen hatte.
    Gequält stöhnte er auf und ließ den Beutel mit den aufgenähten Buchstaben R.E.B.E.L.L. fallen.
    „Diese verdammte Klimaanlage ist schrottreif“, brüllte er plötzlich. Und obwohl er wütend auf sich selbst war, schimpfte er weiter: „Gleich morgen werde ich sie als Punchingball benutzen und Amy eine neue besorgen.“
    Dann fiel ihm ein, dass es kein Morgen für ihn in diesem Haushalt geben würde.
    „Du Idiot!“ Er presste die Handballen gegen seine Stirn. „Warum hast du es immer wieder aufgeschoben, mit ihr zu reden?“
    Ihm war heiß, schrecklich heiß, obwohl er nur Shorts und ein Hemd trug, aus dem er die Ärmel herausgerissen hatte, weil seine ausgeprägte Muskulatur die meisten Oberteile sprengte. Als würde er jeden Moment innerlich verbrennen, eilte er ins Bad und wusch sich das Gesicht, doch das Wasser war nicht kalt genug.
    Während er sich abtrocknete, grübelte er weiter. Er hatte Amy aufklären und einweihen wollen. Doch nun, da sie selbst heraus gefunden hatte, dass nicht sie der ursprüngliche Grund für ihre Liaison war, sondern Kimora, fühlte sie sich verständlicherweise verletzt.
    „Würdest du dir das verzeihen?“, fragte er sein Spiegelbild, das daraufhin den Kopf schüttelte.
    Aufbrausend warf er das Handtuch auf den Boden, hob es jedoch sogleich wieder auf und packte es zur Schmutzwäsche, weil er Amy nicht noch mehr gegen sich aufbringen wollte. Aber machte das noch einen Unterschied?
    „Wohl kaum“, murmelte er und betrat die Küche, als wolle er alle hintereinanderliegenden Räume des Hauses noch einmal durchwandern, um sich zu verabschieden. Er öffnete den Eisschrank, steckte den Kopf hinein und schloss die Augen. Wie gut das tat! Den Schmerz in seiner Brust linderte die Kälte jedoch nicht.
    Er hatte nur vorgehabt, Nabil und seine männlichen Freunde zu beobachten. Dabei war Amy ihm aufgefallen.
    Eigentlich sah sie zu sehr nach Vorstadt aus, um schlagartig sein Interesse zu wecken. Sie trug meistens legere Oberteile, ihre Röcke waren nicht so knapp wie die der Städterinnen, und ihre Haare hingen herunter, als würde sie nicht allzu viel Zeit in ihr Äußeres investieren.
    Aber vom ersten Moment an hatte ihn irgendetwas an ihr gereizt. Vielleicht hatte ihn gerade neugierig gemacht, dass sie so gelassen mit ihrem Äußeren umging und nicht in jeden Spiegel schaute. Außerdem hatte er herausfinden wollen, welche Rundungen sich unter den weiten Klamotten verbargen.
    Was letztlich ausschlaggebend gewesen war, vermochte er nicht zu sagen. Alles, was er wusste, war, dass ihre Blicke, scheu und dennoch glühend, sein Blut in Wallung brachten.
    In ihm war ein irrwitziger Plan gereift. Er hatte ihre Nähe gesucht, um Nabil Und seine Kumpels genauer unter die Lupe nehmen zu können. Mehr hatte er nie vorgehabt. Der Sex war einfach passiert. Kaum hatte er sich in Amys unmittelbarer Nähe aufgehalten, war der Wunsch, sie zu kosten, zu halten und zu lieben, überwältigend geworden. Das war der Anfang vom Ende gewesen. Er kam nicht mehr von ihr los.
    Genauso schleichend und unbewusst, wie sein Interesse an ihr erwacht war, war das sexuelle Begehren zu etwas viel Größerem herangewachsen, als er jemals für eine andere Frau empfunden hatte.
    Nicht einmal für Kimora? fragte er sich, richtete den Oberkörper auf und warf die Kühlschranktür zu. Möglicherweise belog er sich selbst und wollte sich nur ist Amy verlieben, weil er Kimora niemals haben konnte. So
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