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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod
Autoren: Oliver Buslau
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später den anonymen Brief geschrieben, in dem es um Ihr Techtelmechtel mit Becker ging.«
    Sie nickte. »Er wollte auf keinen Fall, daß die Zigarettensache auffliegt. Er hat gewußt, daß sich Achim Sonntagabend mit Becker getroffen hat. Becker war der ideale Verdächtige.«
    »Und die Sache mit dem Kanister?« fragte Sommer. »Den haben Sie dann in Volker Beckers Garten versteckt, und Sie haben auch seine Frau angerufen, stimmt’s?«
    »Nein!« sagte Angelika, und sie klang ehrlich verwundert.
    »Nun hören Sie auf. Wir wissen genau, daß eine Frau bei Ruth Becker angerufen hat. Ihr Sohn kann es nicht gewesen sein. Also los, das können Sie doch jetzt auch noch zugeben.«
    »Warum? Wenn ich es doch nicht war!«
    »Du meine Güte«, stöhnte Sommer. »Das hat mir gerade noch gefehlt. Das letzte Puzzlesteinchen, und Sie hören jetzt auf.«
    »Ich glaube, sie sagt die Wahrheit«, wandte ich ein.
    »Was? Wer soll es denn dann gewesen sein?«
    »Es bleibt nur noch eine Person übrig.«
    »Sie denken an Morgana?«
    Ich nickte.
    »Aber warum? Sie hat doch gar nicht gewußt, was Gerd Diepeschrath getan hat. Und wenn - warum sollte sie ihn schützen?«
    »Frauen halten manchmal zusammen.«
    Sommer kratzte sich am Kopf. »Das ist mir zu hoch. Für mich ist Gerd Diepeschrath ein Mann.«
    »Nur nach den Chromosomen«, sagte Jutta.
    »Hm.« Sommer ging zur Tür und holte einen Polizisten, der Angelika Diepeschrath wegbrachte.
    »Ich werde eine Fahndung nach dieser Morgana einleiten«, sagte er dann.
    »Nein«, sagte ich. »Die kriegen Sie nicht. Lassen Sie mich das machen.«
    Er grinste. »Sie? Wissen Sie etwa, wo sie sich befindet?«
    »Vielleicht.«
    Sommer sah mich mißtrauisch an. »Wissen Sie das erst seit eben?«
    »Sagen wir mal so - mir ist eben eine Idee gekommen.«
    »Ich komme mit«, sagte Jutta.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das wird zu kompliziert.« Ich wandte mich an Sommer. »Geben Sie mir zwei Stunden. Dann habe ich sie. Ich muß allein gehen, sonst entwischt sie uns. Wenn es nicht sowieso zu spät ist.«

14. Kapitel
    Mein Kopf war so schwer wie eine Betonkugel, als ich wieder Richtung Overath fuhr. Ich zwang mich, wach zu bleiben. Kaum ein Wagen war an dem frühen Feiertagmorgen auf der Straße. Das Bergische Land wirkte friedlich. Die Ampel in Untereschbach wechselte für mich ganz allein auf Grün.
    Als ich nach Bleifeld hinaufkam, begann es zu dämmern. Der dunkle Himmel nahm ein milchiges Grau an. Am Frühlingsschacht, wo ich den Wagen parkte, herrschten ähnliche Lichtverhältnisse wie am Abend, als wir aufgebrochen waren. Nur daß es jetzt immer heller wurde statt dunkler.
    Ich schritt so schnell ich konnte den einsamen Weg entlang, der den Berg hinaufführte und den wir bereits mit Bruchmann gegangen waren. Ich hatte bei der Wanderung in der Nacht nichts verpaßt. Es gab keine besonders schöne Aussicht zu bewundern. Der Weg war nur eine Schneise im Wald.
    Ich konnte nicht erkennen, wo Bruchmann mit uns auf den kleinen, ins Abseits führenden Pfad abgebogen war. Es interessierte mich auch nicht. Ich blieb auf der Hauptstrecke, und als ich an eine Kreuzung kam, wählte ich einfach die Richtung, die weiter bergauf ging. Die Vögel zwitscherten und begrüßten den ersten Mai. Ich hatte das Gefühl, als erlebe ich einen Neujahrstag, so frisch erschien mir die frühlingshafte Welt. Warum war die offizielle Jahresgrenze eigentlich mitten im Winter?
    Der Weg wurde immer steiler und kurviger. Dann ging es plötzlich abrupt geradeaus. Ich stand vor einer Gruppe von Bäumen, die so gleichmäßig wuchsen, als seien sie dort geplant angepflanzt worden. Bruchmann hatte zwar erwähnt, daß es hier oben nicht besonders hübsch war. Trotzdem hatte ich von dem Gipfel dieses sagenumwobenen Berges ein bißchen mehr erwartet. Ein schmaler Weg umrundete den kleinen Wald und zweigte auf verschiedenen Seiten wieder ins Tal ab.
    Am Rand des Hains bemerkte ich einen Zaun; dahinter zeichnete sich ein kleiner Buckel vor dem mittlerweile ziemlich hellen Himmel ab. Das mußte das Wasserhäuschen sein, von dem Bruchmann gesprochen hatte.
    Ich ging näher heran. Auf dem Hügel ragte noch ein kleinerer Schatten auf. Eine sitzende Gestalt. Ich mußte an die Worte von Bruchmann denken, der erklärt hatte, wie eine richtige Hexe die Nacht zum ersten Mai feierte. Auf dem Gipfel. Nicht auf irgendeinem Grundstück am Rande des Berges. Immer auf dem Gipfel - auch wenn er eingezäunt war und nur aus einem profanen Wasserhäuschen
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