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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Wolkendecke auf. Der Fluss und Austins helles Haar wurden in silbriges Licht getaucht. Es dauerte nur einen Moment, aber Razow wich zur Seite aus und rannte am Fluss entlang.
    »Stehen bleiben!«, rief Austin. »Es hat keinen Sinn.«
    Sie hörten Zweige brechen, als Razow durch das Uferdickicht lief, gefolgt von einem lauten Platschen. Austin und Zavala folgten dem Geräusch, bis sie am Rand der Böschung standen, die sich ungefähr einen Meter über dem Wasser erhob. Razow hatte den Fluss durchwaten wollen, war nach ein paar Metern aber im weichen Schlick stecken geblieben. Vergeblich versuchte er, an Land zurückzukehren. Nun stand er bis zur Taille im Wasser und hielt die Krone weiterhin fest umklammert.
    »Ich kann mich nicht bewegen«, sagte er.
    Austin erinnerte sich an die Warnung vor dem Treibsand. Er fand einen langen abgebrochenen Ast und streckte ihn Razow entgegen. »Halten Sie sich daran fest.«
    Der Russe war mittlerweile bis zu den Achseln eingesunken und machte dennoch keine Anstalten, nach dem Ast zu greifen.
    »Lassen Sie die verdammte Krone fallen!«, schrie Austin.
    »Nein, ich habe zu lange darauf gewartet. Ich gebe sie nicht mehr her.«
    »Ihr Leben ist sie doch wohl nicht wert, oder?«, fragte Austin.
    Das Wasser hatte Razows Kinn erreicht, und seine Antwort war unverständlich. Er hob die Krone und setzte sie sich auf den Kopf. Die zusätzliche Last drückte ihn umso schneller unter die Oberfläche. Sein Gesicht verschwand, bis nur noch die Krone zu sehen war und auf dem Wasser zu treiben schien, während sie in silbernem Feuer erstrahlte. Dann verschwand auch sie.
    Zavala fiel unwillkürlich in seine spanische Muttersprache zurück.
»Dios mio«
, sagte er. »Was für ein Abgang.«
    Sie hörten jemanden schnaufen und prusten. Dodson hatte sein Gewehr gefunden und lief mit einer Taschenlampe auf sie zu.
    »Wo ist dieser Schurke?«, fragte er.
    »Da.« Austin warf den nutzlosen Ast zu der Stelle im Fluss, an der Razow versunken war. »Die Krone ebenfalls.«
    »Mein Gott«, sagte Dodson. Er richtete die Lampe auf das braune, schlammige Wasser. Nur ein paar Blasen deuteten auf Razows nasses Grab hin, und kurz darauf wurden auch sie von der gemächlichen Strömung davongetragen.
    »Lang lebe der Zar«, sagte Austin.
    Dann drehte er sich um und ging zurück zum Haus.

38
    Washington, D.C.
    Austin ruderte im golden schimmernden Morgendunst und war so sehr in seine gleichmäßigen Bewegungen vertieft, dass er das Motorboot kaum registrierte, bis es die Fahrrinne wechselte und sich hinter ihn klemmte. Kurt hielt an, und das Boot tat es ihm gleich. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, trank einen Schluck Wasser aus der Plastikflasche, stützte sich auf die Auslegerdollen und musste im strahlenden Sonnenlicht die Augen zusammenkneifen. Als er sich zu dem reglosen Boot umwandte, begann er sich unweigerlich zu fragen, ob in irgendeinem der verschlungenen Tentakel von Razows riesiger Organisation eventuell noch Leben pulste.
    Versuchsweise fing er an zu rudern. Nach nur wenigen Schlägen setzte auch das andere Boot sich abermals in Bewegung und folgte ihm in gleich bleibender Entfernung.
    Austin hielt wieder an, das Motorboot auch.
    Ein hastiger Blick in die Runde verriet Kurt, dass niemand sonst in der Nähe war. Aus genau diesem Grund ruderte er ja so früh morgens. Er fuhr eine weite, langsame Kehrtwende, so dass der nadelspitze Bug in die entgegengesetzte Richtung wies.
    Dann erhöhte er das Tempo und rief sich ins Gedächtnis, dass es beim Rudern eher auf Technik als auf Kraft ankam. Inzwischen sah er, dass das Motorboot einen weißen Rumpf hatte, wenngleich er nicht erkennen konnte, wie viele Personen sich an Bord befanden. Er ruderte schneller und schoss mit dem Skullboot genau auf den anderen zu.
    Kurt näherte sich einer Landzunge, die wie ein Bierbauch in den Potomac ragte. Er wusste, dass die Strömung dort eigentümliche Wirbel hervorrief, die einen unvorsichtigen Ruderer mühelos in Richtung Ufer ziehen und wieder ausspucken konnten. Auch wenn er scheinbar geradeaus fuhr, gelangte er doch unmerklich immer näher an die kleine Halbinsel heran.
    Beim nächsten Zug tauchte Austin nur eines der Ruder ins Wasser und nutzte das andere zur Kursänderung. Das Skullboot schwang plötzlich herum, wurde gekonnt abgefangen, um nicht zu kentern, und hielt aufs Ufer zu.
    Kurt hörte das wütende Brummen des Außenborders.
    Er hatte gehofft, den Beobachter zu überrumpeln, und nicht mit einer so
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