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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht
Autoren: Stefan Wolf
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Weber kein Thema.
    Die beiden
Mädchen krochen wieder ins Bett, und für den Rest der Nacht blieb alles ruhig.

2. Der Flegel von nebenan
     
    Sie hatten
geduscht und sich schön gemacht, liefen aber noch in Unterwäsche durchs Haus,
während in der Küche der Teekessel summte. Draußen lachte die Sonne. Und Locke
zog gerade ihren Pulli über den Kopf, als das Telefon schrillte.
    Elke war
unten und nahm den Anruf entgegen. Gunter Rehm teilte mit, man — das betraf
ihn, Mike, Tom, Helga und die Eltern Kreuder — käme erst gegen Mittag, weil
Helga noch dringend operieren müsse. Es ging darum, eine Schäferhündin zu
retten. Ein Wagen hatte sie angefahren.
    „Hoffentlich
kommt der Hund durch“, meinte Locke, deren Tierliebe bei Freunden und Bekannten
geradezu sprichwörtlich ist. „Mich erschüttert es immer wieder, wie achtlos
Tierhalter mit ihren Geschöpfen umgehen. Sieht man doch Hunde, die im dicksten
Verkehrsgewühl umherirren — und das Frauchen steht irgendwo an der Ecke und
quatscht.“
    „Mir dreht
sich das Herz um, wenn ich das sehe“, nickte Elke. „Am liebsten würde ich denen
die Tiere wegnehmen. Unsere Leute kommen also später. Da haben wir noch Zeit.
Was machen wir?“
    Locke zog
ihren Rock an.
    „Erst
trinken wir Tee. Dann würde ich mir gern den Ferienpark ansehen.“
    „Ich führe
dich rum. Sind ganz tolle Hütten dabei. Und jede anders. Jeder hat so gebaut,
wie er’s haben wollte.“
    Sie tranken
Tee.
    In der
Gefriertruhe hatten sie zwar vereistes Toastbrot gefunden. Aber das war noch
nicht aufgetaut.
    Sie
verließen das Haus, schlossen ab und schlenderten los. Heute roch die Luft
nicht nach Jauche, sondern nach dunkler Erde und moderndem Laub.
    „Gehen wir
dort lang“, wies Elke den Weg. „Da kommen wir bei den Webers vorbei.“
    Im
Tageslicht zeigte sich die Datscha als hübsche Blockhütte. Sie stand auf großem
Betonfundament, das aussah, als wäre es für einen Wolkenkratzer gemacht.
    Als die
Mädchen zur Rückseite kamen, stockten ihnen Schritt und Atem.
    „Was... ist
denn das?“ stotterte Elke. „Wie... ist denn das zu verstehen?“
    Auf der Rückseite
war die Hintertür, die in eine kleine Küche führte. Diese Tür stand offen.
Daneben befand sich ein Fenster. Jemand hatte den Holzladen aufgebrochen und
die Scheibe zerschlagen, dann den Riegel aufgewirbelt. Eingestiegen war er
durchs Fenster. Verlassen hatte er die Blockhütte offensichtlich durch die
Hintertür. Der Schlüssel steckte innen.
    „Also doch!“
sagte Locke. „Einbruch!“
    „Aber es war
doch Frau Weber!“
    „Das sagtest
du.“
    „Die
Beschreibung, Locke, trifft hundertprozentig zu. Und der Wagen war es auch.“
    „Dann ist
sie in ihre eigene Hütte eingestiegen. Wollen wir mal nachsehen?“
    Die Küche
war klein, aber komplett eingerichtet. Der Kühlschrank summte. Der Wasserhahn
tropfte.
    Die Mädchen
traten in den halbdunklen Wohnraum. Schränke und Schubläden waren aufgerissen
und durchwühlt. Ebenso chaotisch (wüst) sah es im Schlafzimmer aus. Das
Bad war verschont geblieben.
    „Mir bleibt
die Spucke weg!“ behauptete Elke. „Und ich verstehe gar nichts mehr. Warum denn
das? Warum kommt die Frau mitten in der Nacht her und richtet sowas an?“
    „Einen Grund
gibt es bestimmt. Vielleicht Versicherungsbetrug? Nee! Nicht, wo der Ehemann
Staatsanwalt ist. Hast du eine Ahnung, wie die beiden sich verstehen?“
    „Ich hörte
mal, wie mein Vati zu Mutti sagte, bei den Webers fliegen die Fetzen.“
    „Na, also!
Da zeichnet sich ein Motiv ab. Carola will ihren Mann ärgern. Vielleicht hängt
er an dem Blockhaus. Wenn sie’s kaputt macht, verletzt sie ihn: auf heimliche,
tückische Weise. Scheint ja ein Schätzchen zu sein.“
    „Aber
katzenfreundlich ins Gesicht, wie ich schon sagte.“
    „Beleidige
die Katzen nicht, Elke! Die kennen keine Falschheit, wenn sie freundlich sind.“
    „Aha! So
genau kenne ich mich mit Katzen nicht aus. Was machen wir jetzt? Natürlich, die
Polizei muß her.“
    Sie liefen
zurück.
    Noch während
sie unterwegs waren, kamen Locke Bedenken.
    „Du,
vielleicht können wir hilfreicher wirken, wenn wir die Sache nicht gleich an
die große Glocke hängen — will sagen: nicht gleich die Polizei einschalten.“
    „Ja, was
denn sonst? Den Glaser? Damit er das Fenster repariert?“
    Locke
lachte. „Wir rufen Herrn Weber an, sagen ihm, wie’s hier steht und was ich
heute nacht beobachtet habe. Kann der dann seiner Frau die Ohren lang ziehen
oder sie einkerkern lassen
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