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Flammen um Mitternacht

Flammen um Mitternacht

Titel: Flammen um Mitternacht
Autoren: Stefan Wolf
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Haus.
    Das nächste
stand hinter kahlen Büschen: eins der kleineren Häuser. Aber sicherlich
schmuck, soweit sie im ungewissen Mondlicht erkennen konnte. Viel Holz war
verbaut, das Dach weit heruntergezogen und die Terrasse von einer kniehohen
Mauer eingefaßt. Die Fensterläden waren geschlossen. Läden also, keine Gitter
wie bei Kreuders.
    Locke reckte
den Hals. Was schepperte da? Das Geräusch kam aus dem Haus. Also doch! Waren
die Einbrecher auf der anderen Seite eingedrungen?
    Ihre Neugier
erwachte. Jetzt wollte sie’s wissen.
    Sie nahm
allen Mut zusammen. Dann schlug sie einen großen Bogen. Durch Sträucher und
Hecken ging’s, möglichst leise, in gebührender Entfernung zum Haus, bis sie auf
der anderen Seite war — und dort auf die Straße stieß.
    Wie
festgenagelt verharrte sie.
    In einer
Kurve, etwa 50 Schritt von besagter Datscha ( Holzhaus ) entfernt, parkte
ein Wagen: ein sportlicher Flitzer mit städtischem Kennzeichen.
    Er badete im
Mondlicht, und sein roter Lack war so blank, daß die Bäume sich darin
spiegelten.
    Hm!
Einbrecher gibt’s — dachte Locke: Demnächst kommen sie wahrscheinlich mit
Chauffeur oder wenigstens im Taxi.
    In diesem
Moment hörte sie Schritte. Jemand näherte sich vom Haus her und eilte die
Straße entlang. Die Schritte trippelten. Weiche Sohlen dämpften das Geräusch,
doch die Person schien sich sicher zu fühlen. Jetzt bog sie um die Kurve. Und
die Gestalt bestätigte, was der Rhythmus der Schritte angekündigt hatte.
    Es war eine
Frau.
    Sie ging
rasch.
    Locke preßte
sich hinter den Stamm einer Buche, lugte mit einem Auge hervor und sah dennoch
alles.
    Die Frau
trug Hosen, Pullover, Schuhe mit flachen Absätzen und — Handschuhe. Sie mochte
Anfang Dreißig sein, hatte ein schmales Gesicht und silberblondes Haar. Es war
lang und jetzt zum Pferdeschwanz gebunden, der ihr zwischen die Schulterblätter
hing. An den Ohren blitzte edles Metall.
    Himmel!
dachte Locke. Früher war das ein reiner ,Männerberuf’. Aber jetzt gehen schon
Frauen als Einbrecher. Die Gleichberechtigung treibt seltsame Blüten. Also
wirklich!
    Die Blonde
hielt eine Flasche in der Hand, trat nun zum Rand der Fahrbahn und bückte sich.

    Ein
kopfgroßer Stein lag dort. Glas klirrte, als die Blonde ihre Flasche zerschlug.
Dann trampelte sie auf den Scherben herum, trat sie in den weichen Boden und
scharrte mit den Füßen Erde darüber.
    Nachdem die
Scherben verbuddelt waren, stieg sie in den Wagen. Der Motor säuselte vornehm,
hätte auch bei voller Belegung des Ferienparks keine Nachtruhe gestört.
Scheinwerfer flammten auf, und der Wagen zischte davon. Für ein paar
Augenblicke geisterte sein Licht noch durch die Büsche, dann war’s nicht mehr
zu sehen.
    Locke eilte
zum Kreuderschen Landhaus zurück und pochte an die Hintertür.
    „Elke, ich
bin’s: Nina Rehm, genannt Locke.“
    Ihre
Freundin öffnete, schlotternd — als hätte sie mit ihrem violetten Nachthemd im
Freien gewartet.
    „Stell’ dir
vor!“ haspelte Locke. „Es war eine Einbrecherin! Ja, eine Frau. Wahrscheinlich
war sie in dem Holzhaus drüben.Da sehen wir später nach. Erst verständigen wir
die Polizei, daß sie den Wagen abfängt. Mit Straßensperre und so. Dieses Weib
ist nämlich mit ihrem Sportwagen gekommen, einem roten Alfa-Romeo — glaube ich.
Jedenfalls habe ich mir das Kennzeichen gemerkt.“
    Sie nannte
es.
    Dann wollte
sie zum Telefon, aber Elkes Lachen hielt sie zurück.
    „Locke,
nein, das war keine Einbrecherin! Wie sah die Frau aus? Hellblond, etwa 32,
schmales Gesicht?“
    „Jahhh“,
nickte Locke.
    „Dachte
ich’s mir. Das ist Carola Weber. Ihr gehört das Haus. Vielmehr: ihrem Mann.
Herr Weber ist Staatsanwalt.“
    „O weh!“
Locke stimmte ein in Elkes Lachen. „Da hätten wir uns aber blamiert bis auf
unsere zarten Knochen.“
    „Ich bin
erleichtert“, prustete Elke. „Stimmt’s also doch: Hier ist noch nie was
passiert. Und hier soll auch nichts passieren.“
    „Aber wer
ahnt denn, daß Frau Weber mitten in der Nacht ihre Datscha inspiziert ( überprüft) !“
    Locke sah
zur Uhr. Es war Viertel nach zwei.
    „Sicherlich
hat sie was geholt“, nickte Elke. „Und dabei Lärm gemacht, jedenfalls
verdächtige Geräusche.“
    „Und unseren
Schlaf gestört und uns zu wilden Mutmaßungen veranlaßt! Unerhört. Wie ist sie
denn? Gehört sie zu den blöden Nachbarn?“
    Elke wurde
ernst und hob die Achseln. „Zu mir ist sie katzenfreundlich. Aber ich mag sie
nicht.“
    Darüber
hinaus war Carola
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