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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion
Autoren: B Perplies
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ihr Leid angetan hatten. Und als hätte das Monstrum ihre Gedanken gelesen, fing es auf einmal an, brüllend aus vier Mäulern gleichzeitig Feuer zu speien, während es mit flirrenden Schwingen näher kam.
    Panik brach unter der versammelten Menschenmenge aus. Die Leute schrien voller Entsetzen und rannten auseinander, um sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Einige der mutigeren Gardisten, darunter auch die zwei Schwarzen Templer, begannen auf das fliegende Ungetüm zu schießen. Doch dieses zeigte keine Angst, sondern konzentrierte seinen Zorn vielmehr auf die kämpfenden Männer.
    Mit schwindendem Bewusstsein sah Carya, wie einer der Uniformierten von dem Strom derVernichtung getroffen wurde. Sein Körper explodierte geradezu in einer Wolke aus Blut. Einen der Templer traf es als Nächsten, und er wurde von der Wucht des Angriffs von der Tribüne gestoßen.
    Dann war das Ungeheuer plötzlich so nah, dass Carya glaubte, nur noch die Hand ausstrecken zu müssen, um es berühren zu können. Eine der Flammenzungen strich über ihren Kopf hinweg und pulverisierte den Galgenbaum. Im nächsten Moment stürzte sie in die Tiefe und landete schmerzhaft auf den hölzernen Bohlen der Tribüne. Ihr Vater und ihre Mutter landeten direkt neben ihr.
    Nie im Leben war Carya ein Schmerz so willkommen gewesen wie dieser. Hektisch hob sie die Hände zum Hals und zerrte den Knoten der Schlinge nach vorne, um ihn aufzuziehen. Mit einem Aufkeuchen holte sie Atem. Frische, wundervoll süße Luft strömte in ihre gequälten Lungen. Sie lebte! Beim Licht Gottes, sie lebte!
    Vor ihr erklang ein metallisches Schaben, und als Carya den Kopf hob, sah sie, dass sich der Bauch des Ungetüms geöffnet hatte. Jetzt erkannte sie auch, dass es sich mitnichten um einen Drachen handelte. Vielmehr schwebte ein nachtschwarzes Fluggerät wie ein riesiges Insekt unmittelbar vor der Tribüne, und seine rasenden Rotoren entfesselten einen heftigen Sturm. Keine zwei Meter trennten den Bauch des Gefährts vom Kopfsteinpflaster des Quirinalsplatzes. Wer auch immer dieses Fahrzeug steuerte, er hatte es unglaublich gut unter Kontrolle.
    In der Tür erschien ein Schwarzer Templer. Eine Sekunde lang erschrak Carya. Doch dann riss der Templer das Helmvisier hoch, und sie erblickte ein Gesicht, das sie kannte, auch wenn sie schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, es jemals wiederzusehen. Er war gekommen. Nicht als strahlender Ritter, nicht auf einem weißen Ross, aber er war gekommen, um sie zu holen! »Jonan!«, schrie sie mit schmerzender Kehle.
    »Carya!«, brüllte er, als er aus dem Fluggefährt sprang. Er riss sein Sturmgewehr hoch und gab eine Salve in Richtung eines Gardisten ab, der glaubte, noch immer für den Orden sein Leben aufs Spiel setzen zu müssen.
    Im nächsten Moment eilte Jonan auf sie zu und schloss unbeholfen die klobigen Arme um sie. »Ich bin so froh, dich zu sehen.« Seine Stimme war über dem Getöse des Flugapparats kaum zu verstehen. »Ich dachte schon, ich würde zu spät kommen.«
    »Das dachte ich auch«, erwiderte Carya.
    »Komm, ich helfe dir auf.Verschwinden wir von hier.«
    Carya schüttelte den Kopf. »Kümmere dich lieber um meine Eltern. Ich schaffe das alleine.« Sie schaute zu ihrem Vater und ihrer Mutter hinüber, die noch am Boden kauernd einander umarmt hatten und aussahen, als verstünden sie die Welt nicht mehr. Caryas Blick glitt weiter über die Tribüne. Die Schnellfeuergeschütze des Fluggefährts hatten die halbe Plattform perforiert. Wo die Stühle der Inquisitoren gestanden hatten, lagen nur noch Holzsplitter, die unter zerfetzten Menschenleibern hervorragten. Sie erblickte Loraldi, über dessen Brust eine blutige Schneise der Verwüstung verlief. In seinen weit aufgerissenen, blicklosen Augen lag grenzenlose Fassungslosigkeit. Carya ertappte sich bei dem Gedanken, dass dieser Tod für einen Mann wie ihn beinahe zu gnädig war.
    Eine Bewegung fiel ihr ins Auge. Unter der umgekippten Masse eines Schwarzen Templers regte sich etwas. Großinquisitor Aidalon! , erkannte Carya.
    Heißer Zorn strömte durch ihre Brust, und ohne nachzudenken löste sie sich von Jonan und lief geduckt auf den eingeklemmten Großinquisitor zu. Auf halbem Weg bückte sie sich und klaubte die Pistole eines gefallenen Gardisten auf.
    »Carya!«, rief Jonan ihr nach. »Wo willst du hin?«
    Als sie Aidalon erreichte, ging sie neben ihm in die Knie. Auch seine Kleidung war blutrot, aber es schien sich um das Blut seiner Untergebenen zu
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