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Flammen über Arcadion

Flammen über Arcadion

Titel: Flammen über Arcadion
Autoren: B Perplies
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mit reiner Seele von dieser Welt Abschied nehmen? So sprechen Sie nun oder schweigen Sie für immer.«
    Carya schaute ihre Eltern an, und ihre Mutter und ihr Vater erwiderten den Blick. Ihre Mutter zitterte kaum merklich. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Hatten sie sich im Leben schuldig gemacht? Mit Sicherheit. Aber von den Vertretern des Lux Dei, die tausendmal schuldiger waren als sie, war keine Absolution zuerwarten, die in Caryas Augen irgendeinen Wert besessen hätte.
    Der Priester senkte den Blick. »Da Sie es vorziehen zu schweigen, kann ich nichts weiter für Sie tun, als Ihren armen Seelen Kraft zu wünschen für den dunklen Weg, der vor ihnen liegt. Möge das Licht Gottes ihnen dennoch gnädig sein.« Er sprach einen letzten, kurzen Segen und trat zur Seite.
    Großinquisitor Aidalon erhob sich von seinem Platz. »Auch das Gericht erlaubt den Verurteilten letzte Worte«, proklamierte er mit lauter Stimme. Es war alles Teil des furchtbaren Zeremoniells. »Edoardo Diodato.«
    Caryas Vater öffnete den Mund, als wolle er der Menge etwas sagen. Doch dann schloss er ihn wieder und schüttelte den Kopf. Er blickte seine Frau und Carya bekümmert an. »Ich liebe euch beide, und es tut mir so leid, dass ich euch nicht beschützen konnte.«
    »Andetta Diodato.«
    Mit einem Luftholen straffte sich Caryas Mutter. »Ihr guten Menschen«, rief sie, »betet für uns.« Carya sah, wie ihr Blick zu einer Gruppe Zuschauer schweifte, die Carya als ehemalige Nachbarn erkannte. Den meisten von ihnen stand der Schmerz offen ins Gesicht geschrieben. »Und behaltet uns nicht so in Erinnerung, wie wir hier stehen, sondern denkt an all die Jahre, die wir gemeinsam verbracht haben. Das Licht Gottes segne euch.«
    »Carya Diodato.«
    Caryas Gedanken rasten. Es gab so vieles, was sie dieser Menge gerne gesagt hätte, über das Treiben der Inquisition, über das tragische Schicksal der Invitros, über das Leid der Ausgestoßenen in der Wildnis. Doch für all das blieb ihr keine Zeit. Stattdessen wandte sie sich an Aidalon und Loraldi. »Sie wissen, wer auf dieserTribüne die eigentlich Schuldigen sind«, sagte sie laut. »Und irgendwann wird auch das Volk von Arcadion das erkennen.«
    Der Großinquisitor starrte sie mit steinerner Miene an. Das Protokoll verbat ihm, auf die letzten Worte einer Todgeweihten etwas zu antworten. Stattdessen nickte er dem Henker zu, einemschwarz gekleideten Mann, der eine Maske trug, die der des Foltermeisters in der Richtkammer auf grausige Weise ähnlich sah.
    »Die Verurteilten sollen das Podest betreten«, sagte dieser. Drei bereitstehende Wachen griffen nach Carya und ihren Eltern und führten sie die Stufen hinauf.
    » Gegrüßet seist du, Licht, das voll der Gnade «, begann ihrVater leise zu beten, » uns von dem Herrn, dem Schöpfer zugesandt. «
    Ihre Mutter fiel in die Worte ein. » Du bist das Licht des Lebens, das Licht des Schutzes, das Licht des Richtens. «
    Und schließlich sprach auch Carya die Worte, die sie seit ihrer Kindheit kannte und die ihr bei allem Missbrauch durch die Inquisition noch immer Trost spendeten. » Erhelle unsren Weg in allem Dunkel und scheine für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unsres Todes.
    So sei es. «
    »Da kommen die Mutanten«, sagte Jonan. Er warf einen kurzen Blick auf die Zeitanzeige. »Na schön. Zeit, auszusteigen. Landen Sie, Enzo.« Er packte den Co-Piloten am Kragen und zog ihn aus dem Sitz.
    »Äh, wie meinen Sie das?«, fragte der.
    »Wie ich es gesagt habe«, knurrte Jonan. »Sie steigen aus.« Er schubste ihn in den Laderaum, zog sein Sturmgewehr und richtete es auf die Infanteristen, die dort langsam wieder auf die Beine kamen. »Sie alle steigen jetzt aus«, erklärte er mit lauter Stimme. »Wer sich weigert, wird erschossen. Wer Ärger macht, wird erschossen. Das ist mein Ernst.«
    Die Hand des Offiziers zuckte in Richtung seiner Pistole, und Jonan jagte ihm eine Kugel in den Oberschenkel. Der Schuss des Sturmgewehrs knallte ohrenbetäubend laut durch den Laderaum. Mit einem Fluchen fiel der Mann zu Boden. Blut färbte das Bein seiner Uniformhose rot. »Bastard«, presste er hervor.
    Jonan ignorierte ihn. »Letzte Warnung«, drohte er.
    »Was ist mit dem Panzer und den Wilden?«, wagte einer der Soldaten zu fragen.
    »Kämpfen Sie gegen sie, wie es Ihre Aufgabe ist. Aber ohne diesen Hubschrauber.«
    Mit einem Rucken setzte der Phantom auf. Jonan deutete mit dem Lauf des Gewehrs auf die Schiebetür. »Ich zähle bis zehn. Wer dann noch im
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