Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
Geraldine hatte ihre
Sicherheit zurückgewonnen und die elegante Kaltschnäuzigkeit ebenfalls.
    Als Erik kurz vor Mitternacht nach Hause gekommen war, hatte sie
bereits ihre Freiheit zurückerhalten. »Die Modenschau wird stattfinden«, hatte
Erik seiner Schwiegermutter mit einem schiefen Lächeln erklärt. »Du kannst dich
freuen.«
    Sofort hatte Mamma Carlotta versichert, dass sie sich nur deshalb
freue, weil nun Geraldines Unschuld bewiesen war. »Wie hat die Staatsanwältin
herausgefunden, dass sie nichts mit dem Uhrenschmuggel zu tun hat?«
    Erik ließ sich müde am Küchentisch nieder und betrachtete erfreut
den Rotwein, den seine Schwiegermutter entkorkt, und die Bruschette, die sie
für ihn vorbereitet hatte. »Pedersen hat gestanden, als er hörte, dass auch der
Kopf der Bande geschnappt worden ist. Dieser Ernest Getty. Und er hat
versichert, dass Geraldine nichts davon wusste.«
    Â»Aber wie sind die Uhren in ihre Werkstatt gekommen?«, fragte Mamma
Carlotta, während sie im Kühlschrank nach Olivenöl suchte, damit sie Erik nicht
ansehen musste.
    Â»Die Staatsanwältin sagt, Pedersen hätte Tove Griess belastet. Der
soll ihm die Uhren untergeschoben haben.«
    Mamma Carlotta erschrak. »Der Besitzer dieser Imbiss-Stube, vor dem
du mich schon oft gewarnt hast?«
    Â»Käptens Kajüte, ja. Zutrauen würde ich es ihm, aber in diesem Fall
scheint er wirklich unschuldig zu sein. Pedersen will sich an ihm rächen, weil
Tove Griess sich geweigert hat, ihm ein falsches Alibi zu geben.«
    Mamma Carlotta schenkte ihrem Schwiegersohn das Rotweinglas so voll,
als sollte er für etwas belohnt werden. »Wie gut, dass du das herausgefunden
hast, Enrico!«
    Kurz darauf hatte die Uhr zwölf geschlagen, die Kinder waren aus
ihren Zimmern gekommen, um ihrem Vater zu gratulieren und ihm ihre Geschenke zu
bringen. Erik gab sich große Mühe, sich über Carolins selbst genähten Seidenschal
genauso zu freuen wie über die CD, die Felix ihm schenkte. Am allermeisten
freute er sich über die Uhr, die Mamma Carlotta ihm mit einem gequälten Lächeln
überreichte. Erik konnte sich nicht genug darüber wundern, wie täuschend
ähnlich diese Uhr einer echten Rolex war. »Man könnte wirklich meinen, ich
hätte zwanzigtausend Euro am Handgelenk«, strahlte er und merkte nicht, dass
Mamma Carlotta schon wieder den Kopf in den Kühlschrank steckte, um nach etwas
zu suchen, was sie nicht brauchte.
    Sogar die Staatsanwältin war zur Modenschau gekommen. Sie saß mit
Erik an dem Tisch in der Essecke, die sich an den Wintergarten anschloss, und
glaubte anscheinend, niemand habe Interesse an ihrem Gespräch. Auf die anderen
Models traf das tatsächlich zu, ebenfalls auf die Kosmetikerin und die Friseurin,
sogar Frau Kemmertöns fand ihre Aufgabe wichtiger als die Einzelheiten, die zu
Wilko Tadsens Verhaftung geführt hatten. Niemand bemerkte, wie gern Mamma Carlotta
sich dort aufhielt, wo das Gespräch zwischen Frau Dr. Speck und
Erik zu belauschen war.
    Â»Etwas müssen Sie mir noch erklären, Wolf«, sagte die
Staatsanwältin. »Wusste Marikke Tadsen, was ihr Mann getan hat?«
    Â»Angeblich nicht«, antwortete Erik nachdenklich. »Aber ich glaube
ihr nicht. Sie hat versucht, Geraldine Bertrand zu belasten. Das zeigt, dass
sie etwas wusste.«
    Â»Aus Eifersucht?«
    Erik zuckte mit den Schultern. »Vermutlich. Sie hat uns immer wieder
aufgefordert, bei Geraldine nach dem Geld zu suchen, und war völlig verblüfft,
als wir vierhunderttausend Euro in der Kiste mit der Schutzkleidung gefunden
haben.« Er strich sich ausgiebig seinen Schnauzer glatt, während er ergänzte:
»Kein besonders gutes Versteck übrigens. Erstaunlich, dass dort noch niemand
auf das Geld gestoßen ist.«
    Â»Wilko Tadsen wollte also wirklich mit Pedersens Frau weggehen,
nachdem sie im Lotto gewonnen hatte?«
    Â»Er gab es vor«, korrigierte Erik. »Tatsächlich hatte Wilko Tadsen
viel Geld verspielt. Die Firma stand kurz vor dem Bankrott, ohne dass seine
Frau etwas davon wusste. Die Firma seines Schwiegervaters in die Pleite
getrieben zu haben, das wäre für ihn das Schlimmste gewesen. Dann wäre er sich
wie ein Versager vorgekommen. Elskes Lottogewinn muss ihm wie ein Wink des
Schicksals vorgekommen sein. Sie hat ihm vorgeschlagen, damit ein neues Leben
anzufangen. Weit weg von Jannes und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher