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Flammen im Sand

Flammen im Sand

Titel: Flammen im Sand
Autoren: Gisa Pauly
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sagte
Vanessa, »das dauert.« Dabei warf sie Erik und Sören einen herausfordernden
Blick zu, der ihnen anscheinend sagen sollte, wie trivial ihr Interesse an
teuren Uhren war, die sie sich niemals würden leisten können, und wie bedeutsam
dagegen ihre erste Modenschau. Wenn auch leider immer noch nicht feststand, ob
sie wirklich über die Bühne gehen würde.
    Erik klappte den Katalog zu und warf einen Blick auf den Ablaufplan.
Wieder stutzte er, als er die Schrift sah. Nicht nur, dass sie besonders schön
war, da gab es noch etwas anderes, was ihn aufmerken ließ.
    Damit Carolin den Ablaufplan nicht wieder einsteckte, sagte er: »Man
sieht gleich, dass eine Frau das geschrieben hat. Kein Mann kann so schön
schreiben.« Er lächelte Vanessa an. »Ist das deine Schrift?«
    Aber die schüttelte den Kopf. »Das war keine Frau! Das war Wilko
Tadsen.«
    Erik starrte noch eine Weile die Schrift an, während die Gedanken
durch seinen Kopf jagten. Schließlich blickte er auf und sah Sören an. Mit
einem Schlag wusste er, dass er nichts zu erklären brauchte. Sören hatte die
gleichen Gedanken wie er. »In meinem Herzen sollst du leben«, flüsterte er,
»sollst haben, was sein Liebstes ist …«
    Während Erik aufstand, holte er sein Portemonnaie aus der Tasche und
reichte Carolin einen Zehneuroschein. »Ihr müsst ein Taxi nehmen. Sag der
Nonna, dass es bei mir spät werden kann!«
    Das Haus war dunkel, hinter keinem der Fenster brannte
Licht. Ein Geisterhaus! Zwei der Bewohner tot, die beiden anderen in Haft.
Mamma Carlotta bekam eine Gänsehaut, als sie mit Fietje und Tove in den Garten
schlich. Diese Finsternis! So tief und undurchdringlich, dass sie vergaß, wie
gut diese Dunkelheit für ihre Pläne war. Und wie gut der Sturm, der über jedes
Geräusch hinwegfuhr und es mit sich riss.
    Tove holte, als sie angekommen waren, seine Taschenlampe hervor und
leuchtete die Terrasse ab. Dann blieb der Lichtstrahl auf der großen Truhe
stehen, die die Polster für die Terrassenmöbel enthielt. Ihre Ecken bogen sich
auf, als Fietje den Deckel der Truhe öffnete. Vorsichtig löste er am oberen
Rand die Folie, mit der die Truhe ausgeschlagen war. Tief fuhr sein Arm hinein
und kehrte mit einer flachen Plastiktüte zurück. Ehe der Sturm danach greifen
konnte, steckte Fietje sie unter seine Jacke, wo sie sicher war.
    Tove ließ den Deckel der Truhe zurückfallen. »Jetzt rüber zur Firma
Tadsen!«
    Dort sah es ganz anders aus. Mehrere Scheinwerfer strahlten den
Baumarkt an und beleuchteten den Parkplatz. Es war nicht leicht, sich dem
Gebäude zu nähern, ohne gesehen zu werden.
    Aber Tove beruhigte Mamma Carlotta. »Bei diesem Sturm brauchen wir
keine Spaziergänger zu befürchten.«
    Er hatte recht. Die Steinmannstraße war menschenleer. Gelegentlich
fuhr zwar ein Auto vorbei, aber Fußgänger waren kaum zu sehen. Und wenn, dann
eilten sie geduckt vorbei und hatten kaum einen Blick für ihre Umgebung.
    Â»Nicht zögern«, sagte Tove, »das fällt auf.«
    Also gingen sie mit großen Schritten über den Parkplatz und näherten
sich dem Gebäude, als gäbe es Hoffnung, dass der Baumarkt noch geöffnet war.
Fietje war der Erste, der von der Dunkelheit verschluckt wurde, mit schnellen
Schritten folgten Mamma Carlotta und Tove ihm in den Schatten der Halle, in der
das Lager und einige Werkstätten untergebracht waren. Fietje führte sie zu
einer Schiebetür ohne Klinke, mit einer senkrechten Leiste, die als Griff
diente, um die Tür aufzuschieben. Es gab keine Schwelle und nichts, was den
Eingang gegen Regen schützte.
    Â»Diese Tür benutzt die Rollstuhlfahrerin«, erklärte Fietje, »wenn
sie in die Halle will.«
    Mamma Carlotta wandte sich um, als Tove ein Werkzeug hervorholte,
und drehte sich erst wieder zurück, als er sagte: »Die ist offen.«
    Erstaunlich zuvorkommend ließen die beiden ihr den Vortritt und
standen noch zögernd in der Tür, als sie rief: »Alles klar! Hier ist niemand!«
    Tove, der während seiner Umbauarbeiten die Firma Tadsen gut
kennengelernt hatte, ging zu einer großen Kiste, die an der Schmalseite der
Halle stand. Als Tove den Deckel öffnete, sah Mamma Carlotta ihm über die Schulter.
Durch die niedrigen Fenster unter der Decke fiel ein wenig Licht herein. Sie
konnte sehen, dass mindestens ein Dutzend
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