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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Autoren: Thomas Ziegler
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waren.
    Die alte Wunde riß wieder auf, und rasch wandte Gahl die Augen ab. Dann fiel ihr Blick auf das Polster, auf dem Diva gewöhnlich saß; nein, nicht saß, sondern thronte: schnurrend sich putzend oder in majestätischer Würde erstarrt, das seidige, schwarz-weißgefleckte Fell eine Königsrobe, die Katzenaugen ein grünes, kristallkaltes Schillern.
    Aber das Polster war leer; Diva war fort.
    Es war unmöglich. Die Katze konnte nicht aus eigener Kraft die Tür öffnen.
    Dennoch war es geschehen — und nicht zum ersten Mal. Vielleicht stimmt es, was man sich über die Katzen erzählt, dachte Gahl mit einem Frösteln. Vielleicht sind die Katzen wirklich magische Tiere, Geschöpfe der alten Erde, die auf leisen Pfoten Wege beschreiten können, die uns Menschen versperrt bleiben …
    Darbs Stimme riß sie aus ihren Gedanken. »Was wissen Sie über Ortnet Teng?« Er hatte am Tisch Platz genommen, während der andere SD-Mann an der Tür stehengeblieben war, schweigend, das Gesicht so glatt und undurchdringlich wie geschwärztes Glas.
    »Warum fragen Sie?« Widerwillig, wie unter Zwang, ließ sich Gahl Darb gegenüber am Tisch nie der. »Was ist mit Teng? Warum interessieren Sie sich für ihn?«
    »Die Fragen stelle ich«, wies Darb sie zurecht. »Also? Ich höre?«
    Sein Tonfall schüchterte Gahl ein. »Ich bin ihm hin und wieder begegnet, hier im Kabinentrakt oder in der Kantine, das ist alles. Er grüßt nicht einmal, und in der Kantine sitzt er immer allein an seinem Tisch. Ein mürrischer Mann. Abweisend. Ich glaube, er ist Techniker. Das ist alles, was ich weiß.«
    Darb hob die Brauen. »Mit wem verkehrt er? Hat er Freunde? Bekommt er Besuch?«
    »Freunde? Ich glaube nicht, daß er Freunde hat. Er ist ein Einzelgänger. Ich kenne niemand, der mit Teng mehr als zwei Worte gewechselt hat. Diese Narbe in seinem Gesicht … Vielleicht ist nicht nur sein Gesicht entstellt. Vielleicht hat er auf der Flucht etwas erlebt, das ihn veranlaßt, die Menschen zu meiden.« Sie sah zum holografischen Foto ihrer Eltern. Ja, dachte sie, die Herculeaner haben keinen von uns verschont. Jeder an Bord hat Narben davongetragen.
    »Sie behaupten also«, sagte Darb gedehnt, »Tengs Kontaktleute nicht zu kennen?«
    Gahl blickte verwirrt auf. »Was meinen Sie damit — seine Kontaktleute?«
    Der SD-Mann ignorierte ihre Frage. »Ortnet Teng stammt von Dragensteyn. Genau wie Sie. Er ist ein Landsmann von Ihnen, Gahl. Und Sie wohnen quasi Tür an Tür mit ihm. Trotzdem wollen Sie weder etwas über ihn, noch über seine Freunde wissen. Kommt Ihnen das nicht auch seltsam vor?«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß Teng ein Landsmann ist«, verteidigte sich Gahl. »Ich bin ihm erst hier an Bord begegnet. Er muß mit einem anderen Transport als ich nach Terminus gekommen sein. Und überhaupt — warum sollte ich mich in die Angelegenheiten von jemand einmischen, der deutlich zu verstehen gibt, daß er mit anderen Menschen nichts zu tun haben will?«
    Erbitterung stieg in ihr auf. »Was sollen diese Fragen? Ist das ein Verhör?Wenn Sie etwas über Teng erfahren wollen, dann fragen Sie ihn doch selbst!«
    »Das ist bedauerlicherweise nicht möglich.« Darb lächelte dünn. »Ortnet Teng ist tot. Er starb bei einem Attentatsversuch auf Flaming Bess.«
    Gahl Belfort starrte ihn entsetzt an. Plötzlich war wieder die Angst in ihr.
    »Ein Attentat? Auf die Kommandantin? Aber warum sollte jemand … «
    »Wir wissen es nicht«, sagte Darb, »aber wir werden es herausfinden. Teng war kein Einzeltäter. Alles deutet darauf hin, daß er zu einer Verschwörergruppe gehörte — einer Gruppe, die schon einmal versucht hat, die Kommandantin umzubringen. Verstehen Sie jetzt, wie wichtig es ist, daß Sie meine Fragen wahrheitsgemäß beantworten? Selbst der kleinste Hinweis kann uns weiterhelfen.«
    Gahl war wie betäubt. Ein Anschlag auf die Kommandantin. Der Tod, dachte sie. Wir haben den Tod an Bord. »Glauben Sie … daß die Herculeaner … ?«
    »Vielleicht. Die Möglichkeit, daß sich unter den Flüchtlingen herculeanische Agenten befinden, ist nicht von der Hand zu weisen. Aber natürlich könnten sich auch andere Gruppen einen Vorteil vom Tod der Kommandantin versprechen.«
    »Sie hat mir das Leben gerettet«, sagte Gahl zusammenhanglos. »Auf Terminus. Als der Tempel von den Herculeanern angegriffen wurde. Ohne Flaming Bess … «
    Darb nickte, und zum ersten Mal verriet sein Gesicht eine Spur Mitgefühl. »Wir sind informiert. Sie waren dabei, als
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