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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Autoren: Thomas Ziegler
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Verehrer an Bord. Ich frage mich nur, wem Sie als nächsten den Kopf verdrehen werden … Vielleicht dem Bordcomputer?«
    Befriedigt verfolgte Flamlng Bess, wie das spöttische Lächeln der Psychonautin erlosch.

2.
     
    Im 3. Oberdeck hatte die künstliche Bordnacht begonnen, und die breiten, menschenleeren Korridore des Kabinentraktes lagen im Dämmerlicht. Müde bog Gahl Belfort in den Seitengang ein, der zu ihrer Unterkunft führte, und blieb abrupt stehen. Für einen Moment setzte ihr Herzschlag aus.
    Vor ihrer Kabinentür standen zwei Männer. Sie waren gleich groß, kräftig, mit kantigen Köpfen und kurzgeschnittenen Haaren, und im Halbdunkel waren ihre Umformen fast schwarz. Die Männer bewegten sich nicht, warteten nur, statuenhaft, drohend, und bei ihrem Anblick stieg in Gahl die Angst wieder auf, jene alte Angst, die sie verdrängt, aber nie überwunden hatte, und mit der Angst kam die Erinnerung.
    Nein! dachte Gahl. Bei allen Sternen — bitte nicht!
    Doch schon drehte sich die Zeit, und sie war auf Dragensteyn, unter dem bleichen Himmel ihrer Heimat, unter dem Silbermond, der teilnahmslos sein kaltes Licht über die brennende Stadt verströmte. Sie rannte durch die rauchverhangene Straße, durch die Nacht, und hinter ihr mischten sich die Schreie der Sterbenden mit dem Geprassel der Flammen. Die Häuser hatten sich in Öfen verwandelt, die Straßen in hungrige Gräber, und aus den Schatten trat der Tod in die Nacht. Der Tod war schwarzgepanzert, der Tod verbarg sein Gesicht. Die Herculeaner waren nach Dragensteyn gekommen, die Klonsoldaten des Kriegsherrn Krom, und die Städte der Menschen brannten.
    »Lauf, Gahl, lauf!« schrie ihr Vater, und Gahl lief, und ihr Vater starb, und ihre Mutter verschwand in den Flammen …
    Gahl Belfort keuchte.
    Die Vision wich, und sie sah, daß die beiden Männer vor ihrer Kabinentür die blauen Uniformen des Sicherheitsdienstes trugen und nicht das Schwarz der Herculeaner. Dragensteyn war weit fort, durch Jahre und Lichtjahre von ihr getrennt, aber die Erinnerung an die vergangenen Schrecken ließ sie noch immer zittern.
    Mit einer fahrigen Geste strich sie eine blonde Haarsträhne aus den Augen.
    »Gahl Belfort?« sagte einer der SD-Männer. Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Sie nickte und trat zögernd näher. »Ja? Was wollen Sie von mir?« sagte sie und verwünschte den dünnen, ängstlichen Klang ihrer Stimme. Es ist vorbei, dachte sie. Ich bin in Sicherheit. Hier kann mir nichts geschehen. Ich bin an Bord der NOVA STAR; kein Herculeaner wird mich hier finden.
    »Darb vom Sicherheitsdienst«, schnarrte der SD-Mann. »Ich habe einige Fragen an Sie.« Seine Augen waren schmal und farblos, und sein Haar hatte die Farbe heller Asche; ein Terminusgeborener, einer von Muller McLaskys alter Garde.
    »Fragen?« wiederholte Gahl. »Was für Fragen?«
    »Es geht um einen Mann namens Ortnet Teng«, erklärte Darb. »Sie kennen ihn.«
    Unwillkürlich drehte Gahl den Kopf und sah zum Ende des Korridors, wo Tengs Kabine lag. Erst jetzt bemerkte sie den dritten Sicherheitsbeamten; breitbeinig stand er vor Tengs Kabinentür, die rechte Hand demonstrativ am klobigen Waffenholster. Teng, dachte Gahl. Vor ihrem inneren Auge tauchte das Bild eines hageren, wortkargen Mannes mit einer entstellenden Narbe im Gesicht auf.
    »Was ist mit Teng? Ich meine, ich kenne ihn kaum, das heißt, nicht persönlich, nur vom Sehen, weil wir im gleichen Trakt untergebracht sind, und ich weiß nicht, wie … « Sie verstummte, Ihre Worte kamen ihr töricht vor, wie das Geplapper eines Kindes.
    Die beiden SD-Männer wechselten einen schnellen Blick. »Ich schlage vor«, sagte Darb, »wir unterhalten uns in Ihrer Kabine weiter.« Mit einem unverbindlichen Lächeln fügte er hinzu: »Es wird nicht lange dauern.«
    Gahl Belfort zuckte die Schultern, schob sich an den SD-Männern vorbei und drückte ihre Handfläche auf das Sensorschloß der Tür. Leise summend glitt sie zur Seite und gab den Weg in die Kabine frei. Der Raum war klein und spartanisch eingerichtet, aber es war ein Raum, der ihr allein gehörte, und nicht jeder Flüchtling an Bord hatte dieses Glück. Ihr Blick wanderte vom ungemachten Bett zur Sitzgruppe und blieb an einem Hologrammwürfel haften, der auf dem Tisch stand.
    Das Hologramm zeigte ihre Eltern auf den Onyxklippen von Port Sha’ib, im Scharlachlicht der Zwillingssonnen von Dragensteyn, lächelnd, unbeschwert, eine Erinnerung an die glücklichen Tage, die für immer verloren
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