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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses
Autoren: Kiersten White
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tatsächlich eine hatte, war das auch genug. Ich war niemals leer gewesen.
    »Ich muss sie gehen lassen«, flüsterte ich.
    »Du musst die Seelen gehen lassen?«
    »Sie müssen befreit werden.«
    »Nein, noch nicht!«, schrie Reth, seine weiche goldene Stimme war vor Wut verzerrt.
    Wieder sah ich hoch zu den Sternen. Die Seelen stupsten mich an, führten meine Hand nach oben.
    »Evie!«, rief Lend voller Panik.
    Ich sah zu ihm hinunter. Ich stieg auf in die Luft; ich konnte nichts dagegen tun. Wenn ich sie jetzt nicht freiließ, würde ich es nie schaffen. Ich suchte nach dem Umriss in den Sternen, tastete mit der Hand umher – und stieß auf Widerstand. Hier musste es sein.
    »Halt.« Reths Stimme war hart und gebieterisch. Ich konnte die Arme nicht mehr bewegen. »Das ist nicht das Tor, das du öffnen sollst. Wenn du sie jetzt freilässt, war alles umsonst. Wir brauchen diese Seelen! Das ist nicht das richtige Tor.«
    Ich konzentrierte mich, zwang das Feuer, sich in meinem Arm zu sammeln. Dort leuchtete es noch heller, wandelte sich von Gold zu purem Weiß, so intensiv, dass es mich blendete. Und dann, immer noch gegen die Macht von Reths Stimme ankämpfend, hob ich den Zeigefinger und fuhr von Stern zu Stern. Das Licht verband sie durch eine weiße Linie miteinander, bis das ganze Tor vor mir erstrahlte.
    Ich schloss die Augen und atmete tief durch. »Geht«, flüsterte ich. Einen winzigen Augenblick lang spürte ich nur Frieden und Dankbarkeit, dann durchzuckte mich ein unerträglicher Schmerz, als sich das Feuer von mir losriss und durch das Sternentor davonschoss.
    Gerade als ich dachte, ich könnte es keine Sekunde länger ertragen, war es vorbei. Fast vorbei. Eine einzelne Seele – Lish, meine Lish – zögerte einen Moment und fuhr direkt durch mein Herz. Ich wusste, das war ihr Abschiedsgruß.
    Mein Körper wurde kalt und dunkel und ich fiel hinunter auf die Erde. Wieder fragte ich mich, was es wohl für ein Gefühl sein würde zu sterben. Ich lächelte, dankbar dafür, dass ich meine eigene Seele noch hatte kennenlernen dürfen, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. Dann wurde alles schwarz.

Himmel und Hölle – und das Fleckchen dazwischen
    Tot sein sollte doch eigentlich nicht wehtun, oder? Wie unfair war das denn bitte? Wenn ich schon tot war, dann konnte das Universum ja wohl wenigstens dafür sorgen, dass ich keine Schmerzen mehr hatte. Vielleicht war ich ja in der Hölle. Obwohl ich wirklich nicht fand, dass ich das verdient hatte. Außerdem sollte es in der Hölle doch wohl heiß sein und mir war kalt. Saukalt.
    Ich bewegte die Beine und versuchte, mich irgendwie bequemer hinzulegen. Heilige piep, ich war gar nicht tot! Wenn ich tot wäre, hätte ich keinen Körper mehr. Doch bei den Schmerzen, die ich hatte, wusste ich, dass ich definitiv noch einen Körper besaß. Und der tat weh. Ü-ber-all. Ich zwang meine Augen, sich zu öffnen, und es fühlte sich an, als wäre jedes meiner Lider mindestens zehn Kilo schwer.
    Also war das hier nicht die Hölle. Der Himmel aber wohl auch nicht, denn ich hoffte wirklich, dass sie da einen besseren Geschmack hatten, als diese abgrundtief hässliche kunststoffgetäfelte Decke mit Neonröhren vermuten ließ.
    »Uääh«, sagte ich und fand, das machte sowohl deutlich, wie ich mich fühlte, als auch, was ich von der Inneneinrichtung hielt.
    Ich hob den Kopf, wobei ich versuchte, mich nicht allzu sehr von den tanzenden Lichtsprenkeln vor meinen Augen irritieren zu lassen, und sah an mir herunter. Ich lag unter mehreren Bettdecken und mein einer Arm hing an einem schicken kleinen Infusionsständer. Dann traf mich eine schlimme Erkenntnis: Mein Kleid war weg! Okay, ich war also nicht tot, aber wenn meinem Kleid irgendwas passiert war, dann würde irgendjemand es bald sein.
    Als ich den Arm hob, um mich an der Stelle rund ums Klebeband zu kratzen, wo die Infusionsnadel saß, stutzte ich. Mein Leuchten – das flüssige Feuer, das dort gewesen war, seit Reth es mir aufgezwungen hatte – war weg. Alles, jedes bisschen von ihm und Vivian, war vollständig verschwunden. Ich war erleichtert und traurig zugleich. Jetzt, da die Flammen fort waren, fühlte sich alles unglaublich schwer an, so als hätte die Schwerkraft mich fester als normalerweise im Griff und würde mich besonders stark an die Erde fesseln.
    Ich tastete über meinen Körper, um das Ausmaß des Schadens festzustellen. Aber nichts schien wesentlich schlimmer wehzutun als der Rest. Seufzend ließ ich
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