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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses
Autoren: Kiersten White
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ich dir wirklich noch sagen, was dann passiert?«
    Der Vampir sank in sich zusammen. »Ich könnte dir auch einfach den Hals brechen«, sagte er, aber es klang schon ziemlich halbherzig.
    »Versuchen könntest du es. Aber dann müsste ich dich wieder schocken, und zwar so heftig, dass du erst in sechs Stunden wieder aufwachst, was dir noch weniger Zeit lässt, um nach Rumänien zu gelangen. Also, kann ich dich jetzt endlich über deine Rechte belehren, oder was?« Er antwortete nicht und ich fuhr dort fort, wo er mich unterbrochen hatte.
    »Sollten Sie nicht erscheinen, werden Sie terminiert. Sollten Sie einen Menschen angreifen, werden Sie terminiert. Sollten Sie versuchen, den Peilsender zu entfernen, werden Sie terminiert. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Ihnen.« Ich fand jedes Mal wieder, dass der letzte Satz dem Ganzen eine freundlichere Note gab.
    Der Vampir wirkte ganz schön geknickt, wie er da auf der Erde kauerte und dem Ende seiner Freiheit entgegensah.
    Ich streckte die Hand aus. »Soll ich dir hochhelfen?«, fragte ich. Nach einem Augenblick ergriff er sie. Ich zog ihn hoch; Vampire sind überraschend leicht. So ist das eben, wenn man keine Körperflüssigkeiten mehr hat. »Ich bin Evie.«
    »Steve.«
    Zum Glück nicht noch ein Vlad.
    Er zog eine nervöse Grimasse. »Ähm, Bukarest also? Du hättest nicht zufällig ein bisschen Geld für das Zugticket?«
    Also echt, diese Paranormalen. Ich griff in meine Tasche und reichte ihm einen Packen Euros. Von Italien nach Rumänien zu kommen, würde nicht ganz einfach sein, da musste er sich ziemlich ranhalten.
    »Du brauchst noch eine Landkarte und die Wegbeschreibung!«, rief ich, als er sich schon zwischen den Grabsteinen hindurch davonstehlen wollte. Armer Kerl, das Ganze schien ihm wirklich peinlich zu sein. Ich drückte ihm einen Zettel mit der Wegbeschreibung zur Bukarester Melde- und Zuweisungsbehörde in die Hand. »Übrigens ist es erlaubt, Gedankenkontrolle auszuüben, um über die Grenzen zu kommen.« Ich lächelte ihm aufmunternd zu.
    Er nickte, immer noch missmutig, und verschwand.
    Steve zu finden hatte nicht so lange gedauert, wie ich befürchtet hatte. Ausgezeichnet. Es war dunkel und ich fror, und mein Vampir-Lock-Outfit – eine weit ausgeschnittene, weiße Bluse – machte das Ganze auch nicht wirklich besser. Außerdem fiel ich in südlichen Ländern immer auf wie ein bunter Hund, mit meinem platinblonden Haar, das mir auch zum Zopf geflochten fast bis zum Po reichte. Also nichts wie weg hier. Schnell tippte ich die Nummer der Zentrale in meinen Kommunikator. (Stellt euch das wie ein Handy vor, nur ohne Kamera. Und es gibt die Dinger nur in Weiß. Laaangweilig.) »Fertig. Ich brauche jemanden, der mich abholt.«
    »Ihre Anfrage wird bearbeitet«, antwortete eine monotone Stimme am anderen Ende.
    Ich setzte mich auf den nächsten Grabstein und wartete. Fünf Minuten später leuchtete der Kommunikator auf. »Transportmittel unterwegs.«
    Der Stamm einer dicken, knorrigen Eiche, ungefähr fünf Meter vor mir, begann zu schimmern und der Umriss einer Pforte erschien. Ein großer, schlanker Mann trat hindurch. Na ja, kein richtiger Mann. Moment mal, warum zeigte er sich eigentlich ohne Cover? Seine Gestalt war zwar eindeutig männlich, wirkte aber wie in die Länge gezogen, ein bisschen zu schmal. Sein Gesicht mit den feinen Zügen und den Mandelaugen – wie aus einem Manga – war schlicht und einfach wunderschön. Bei seinem Anblick krampft sich einem das Herz zusammen vor lauter Verlangen, den Rest des Lebens nichts anderes mehr zu tun, als ihn anzustarren. Er lächelte mich an.
    »Halt bloß die Klappe«, warnte ich ihn und schüttelte unwillig den Kopf. Mussten sie denn unbedingt Reth schicken? Klar, die Feenpfade waren die kürzeste Verbindung zwischen hier und dort, aber das bedeutete, dass ich mit ihm reisen musste. Und wenn ihr jetzt liebliche Bilder von winzigen, zarten Wesen, die die Natur lieben, vor Augen habt – tja, dann liegt ihr damit ziemlich daneben. Feen sind viiiel komplexer. Und gefährlicher.
    Beherzt biss ich die Zähne zusammen, ging auf Reth zu und streckte die Hand aus.
    »Evelyn«, schnurrte er geradezu. »Wir haben uns viel zu lange nicht gesehen.«
    »Hab ich nicht gesagt, du sollst die Klappe halten? Los jetzt.«
    Er lachte, ein silbriger Ton wie läutende Glöckchen, und strich mir mit einem seiner langen, schlanken Finger übers Handgelenk, bevor er meine Hand ergriff. Mit Mühe unterdrückte ich einen
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