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Flames 'n' Roses

Flames 'n' Roses

Titel: Flames 'n' Roses
Autoren: Kiersten White
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nickte. »Danke für die Rückmeldung. Du kannst jetzt zurück in dein Zimmer gehen.« Sie wandte sich wieder ihren Papieren zu.
    Ich wollte schon gehen, blieb dann aber stehen. Sie sah auf. »Gibt es noch was?«
    Ich zögerte. Aber was hatte ich schon zu verlieren? Es war jetzt schon ein paar Jahre her. Da konnte ich ja wohl noch mal nachfragen. »Ich hab nachgedacht, ob ich vielleicht … na ja, ich würde gern zur Schule gehen. In eine normale Schule.«
    Raquel seufzte wieder. Diesmal war es mehr eine Art mitfühlender »Ich weiß, wie man sich als Mensch innerhalb dieses ganzen Irrsinns fühlt, aber wenn wir es nicht machen, wer dann?« -Seufzer. »Evie, Schatz, du weißt, dass das nicht geht.«
    »Warum denn nicht? So problematisch wäre es doch gar nicht. Du könntest mich ja immer noch rufen, wenn du mich brauchst. Dafür muss ich doch nicht vierundzwanzig Stunden am Tag hier sein.« Dieses Hier befand sich nämlich so ziemlich mitten im Nirgendwo. Die gesamte Zentrale lag unter der Erde. Kein Problem, wenn man Zugang zu den Feenpfaden hatte. Allerdings war dieser Umstand geradezu eine Einladung für gelegentliche Anfälle überwältigender Klaustrophobie.
    Raquel lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Darum geht es nicht. Erinnerst du dich noch, wie es war, bevor du hergekommen bist?«
    Diesmal war ich diejenige, die seufzte. Ich erinnerte mich nur zu gut. Ich war mein ganzes Leben lang zwischen Kinderheimen und Pflegefamilien hin- und hergeschoben worden, bis zu dem schicksalsreichen Tag. Damals war ich acht und hatte meiner Meinung nach lang genug darauf gewartet, dass meine neueste Pflegemutter mit mir in die Bücherei ging, also beschloss ich, allein loszuziehen. Ich nahm gerade eine Abkürzung über den Friedhof, als ein nett aussehender Mann auf mich zukam. Er fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte, und plötzlich war es, als wäre er zwei Männer zugleich – der nett aussehende und eine vertrocknete Leiche, beide im selben Körper. Ich brüllte wie am Spieß. Zu meinem Glück war die ABKP (die Amerikanische Behörde zur Kontrolle Paranormaler) bereits auf der Jagd nach ihm und schritt ein, bevor er mir etwas tun konnte. Als sie meinem verängstigten Gebrabbel entnahmen, dass ich wusste, wie er wirklich aussah, nahmen sie mich mit.
    Scheint so, als wäre meine Fähigkeit, durch das Cover von Paranormalen hindurchzusehen und zu erkennen, was darunterliegt, ziemlich einzigartig. Soll heißen, kein anderer Mensch auf der Welt kann, was ich kann. Und als sich das herausstellte, wurde es richtig kompliziert. Sobald die anderen Länder Wind davon bekamen, was die ABKP da gefunden hatte, sind sie total ausgeflippt. Besonders Großbritannien – ihr glaubt ja gar nicht, was bei denen so alles an paranormaler Aktivität abgeht. In null Komma nichts wurde ein neues Abkommen aufgesetzt und die IBKP (die Internationale Behörde zur Kontrolle Paranormaler) gegründet. Die wichtigsten Punkte in diesem Vertrag sind die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Kontrolle Paranormaler und, tja, meine Wenigkeit.
    Ich musste also zugeben, dass Raquel wahrscheinlich Recht hatte. Dass mein Leben so kontrolliert wurde, nervte zwar, aber zumindest hatte ich ein Zuhause. Eins, in dem ich auch erwünscht war.
    Ich zuckte mit den Schultern und tat so, als wäre mir das mit der Schule sowieso nicht so wichtig. »Ja, schon klar, kein Problem. Bis später dann.«
    Ich spürte, wie sie mir nachsah, als ich das Zimmer verließ. Es ist ja nicht so, als wäre ich der IBKP nicht dankbar. Bin ich wirklich. Sie ist die einzige Familie, die ich habe, und hier ist es auch viel schöner als im Heim. Aber ich arbeite jetzt seit meinem achten Lebensjahr Vollzeit und manchmal geht mir das Ganze einfach tierisch auf den Keks. Manchmal langweilt es mich auch. Und manchmal wünsche ich mir, mehr als alles andere auf der Welt, dass mich einfach mal jemand zu einem stinknormalen Date einlädt.
    Ich ging wieder zurück in meine Wohneinheit. So übel lebte es sich da gar nicht. Ich hatte eine kleine Küche, Schlafzimmer und Bad und das Wohnzimmer mit meinem super Fernseher. Die freien Wände in meinem Schlafzimmer waren schon lange nicht mehr weiß. Die eine hatte ich mit Postern von meinen Lieblingsbands und -filmen regelrecht zutapeziert. Über eine andere hatte ich einen total genialen Vorhang in Knallrosa mit schwarzem Leopardenmuster drapiert. Die dritte war meine Leinwand. Ich würde mich jetzt nicht unbedingt als Künstlerin bezeichnen, aber
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