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Flagge im Sturm

Titel: Flagge im Sturm
Autoren: Mirinda Jarrett
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kleine Bewegung erschöpfte ihn, und als Demaris ihn behutsam zurückdrückte, ließ er sich wieder in die Kissen fallen. Sein Gesicht war schweißfeucht.
    „Ihr müsst schlafen, oder das Fieber kehrt zurück“, schalt sie. „Ich habe Euch gewiss nicht vom Grabesrand zurückgeholt, damit Ihr infolge eigener Dummheit gleich wieder in die Grube springt!“
    „Zum Teufel mit Eurem Fieber!“ Mit unerwartet kräftigem Griff packte er ihr Handgelenk und drückte sich ihre Hand gegen seine nackte Brust. Seine Augen wirkten jetzt wach und klar, kein Rest von Benommenheit verschleierte seinen zornigen Blick. „Welches Spiel treibt Ihr mit mir, Mi-stress? Was soll dieser üble Scherz?“
    „Still! Ihr redet irre.“
    „Ihr selbst redet irre! Ihr erzählt mir Geschichten, die nicht einmal ein Kind glauben würde.“
    „Ihr habt nicht das Recht, mich anzuschuldigen“, verteidigte sie sich. „Ich bin ganz gewiss nicht ohne Fehl und Tadel, doch ich lüge nicht, weder Euch noch einem anderen Menschen gegenüber.“
    Trotzdem blieb ihre Hand in seiner, denn es war nicht so sehr sein Griff, der Demaris gefangen hielt, sondern vielmehr sein Blick.
    Dass Jonathan Sparhawk gut aussah, war ihr schon früher aufgefallen, doch wie er jetzt ausschaute, da seine grünen Augen hellen Zorn sprühten! Unter ihren Fingern konnte sie sein Herz hämmern fühlen und sein heftiges Atmen, und wie er sie so anstarrte, wurden ihre Wangen ganz heiß.
    Mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie sie aus ihrem Schlafzimmer an seine Seite geeilt war - nur mit ihrem Nachthemd und einem Schultertuch bekleidet, und ihr ungeflochtenes Haar hatte sie nicht einmal züchtig bedeckt.
    Trotz seines Zorns betrachtete Jonathan sie mit größtem Interesse. Selbst im flackernden Licht der einzigen Kerze hielt ihr Gesicht, was ihre sanfte Stimme versprochen hatte. Die Frau war groß und schlank, doch keineswegs dürr. Ihre zarte Haut war von leichtem Sonnenbraun überhaucht und zeigte eine warme Farbe, die nicht der Mode entsprach. Ihre roten Lippen waren vor Überraschung ein wenig geöffnet, und ihre großen Augen leuchteten blau. Das Haar, von der Farbe dunklen Honigs, floss um ihre Schultern.
    „Ich sagte, Ihr erzähltet Geschichten. Ich behauptete nicht, dass Ihr lügt. Das ist ein himmelweiter Unterschied.“ Ihm war klar, dass diese Frau nicht voller Falsch sein konnte - nicht bei solchen Augen! -, doch er selbst war zu verwirrt, um das mit Anstand zuzugeben. „Ihr seid mehr wie Scheherezade.“
    „Scheherezade?“, fragte Demaris und versuchte, diesen Namen irgendwo im Alten Testament unterzubringen.
    „Scheherezade. Diese heidnische Verführerin, die irgendeinen orientalischen König mit ihren Geschichten besänftigt hat.“ Langsam lockerte er seinen Griff um ihr Handgelenk, und sein Blick wanderte tiefer hinab. Das Oberteil ihres Nachtgewands schmiegte sich an ihren Körper, sodass er die runden Kurven ihrer Brüste sehen konnte. „Ich glaube, dadurch gelang es ihr, den eigenen Hals zu retten und auch noch den König in ihr Bett zu bekommen.“
    Jetzt errötete sie so heftig und zeigte ihre Verlegenheit so deutlich, dass er beinahe laut gelacht hätte. Zu seinem Erstaunen zog sie sich trotzdem nicht zurück, wie er es erwartet hatte. Ihre Finger schlossen und spreizten sich an seiner Brust, und er hätte gewettet, dass sie sich dessen gar nicht bewusst wurde. Sie war ohne jeden Zweifel eine erwachsene Frau, dennoch hatte sie sich die Ahnungslosigkeit eines jungen Mädchens bewahrt, das nicht ahnte, wie hübsch es war.
    Vielleicht liegt das daran, weil sie nicht wahrer ist als der Rest meines verrückten Fiebertraums, dachte Jonathan. Er ließ seine Hand an der Innenseite ihres Arms entlanggleiten und ertastete mit dem Daumen die Pulsader an ihrem Handgelenk. Nein, sie war ein Mensch aus Fleisch und Blut, das konnte er fühlen, und er konnte auch den Duft einer aus dem Schlaf geweckten Frau wahrnehmen, was seinem noch immer recht benommenen Kopf gar nicht guttat.
    Nachdenklich betrachtete Jonathan ihre volle Unterlippe. Wieso benehme ich mich eigentlich so wohlanständig? fragte er sich. Schließlich lag er bereits nackt im Bett dieser Frau, und das immerhin schon seit zwei Wochen. Jedenfalls hatte sie das selbst behauptet. Behutsam zog er sie herunter, und sie beugte sich geschmeidig über ihn.
    Demaris fühlte, wie sich ihre Brüste an seinen Oberkörper drückten, und die Hitze zwischen ihrer und seiner Haut hatte nichts mit Fieber zu tun. Das
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