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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache
Autoren: Corinna Kastner
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Angelegenheit. Ulla Voß würde aus guten Gründen niemanden eingeweiht haben, und Freese wusste vermutlich nur davon, weil er seine Nase unbemerkt überall reingesteckt oder den einen oder anderen Kontakt gehabt hatte. In diesem speziellen Fall schien er allerdings sein Wissen nicht genutzt zu haben, sicher auch aus guten Gründen. Zwar lag das alles schon sehr lange zurück, aber Freese sprach von dem unbekannten Mann im Präsens, das hieß vermutlich, er lebte noch.
    Dietrich legte das Smartphone zurück auf den Tisch. Er stand auf, trat ans Fenster und betrachtete geraume Zeit den kleinen Platz, an dem Fähr- und Schillstraße aufeinandertrafen. Im Sommer setzte er sich manchmal auf die Steinbank vor dem Brunnen und beobachtete, wie das Wasser aus der reich verzierten Pumpe in den Eimer und von da in das Bassin lief. Das hatte etwas Kontemplatives, das ihm Ruhe spendete – nicht einmal das lebhafte Getümmel des gegenüberliegenden Restaurants konnte ihn dann stören. Dietrichs Blick schloss jetzt die großen Fensterscheiben und den Eingang des Scheelehofs ein, wo die ersten Gäste eintrudelten, die den Neujahrsabend bei einem guten Essen ausklingen lassen wollten. Bei gutem Essen fiel ihm Inga Lange ein, die wohl wie Mona Kolbert wegen Beihilfe zum Mord angeklagt werden würde.
    Was ihn wieder zum Thema brachte. Was sollte er tun wegen Kassandra Voß’ geheimnisvollem Vater? Er war der Antwort um keinen Deut nähergekommen, als der Klingelton seines Diensthandys ihn vom Grübeln befreite. Bengt Johannsens Name leuchtete auf dem Diplay auf. Sein Kollege war seit einer knappen Woche wieder an Bord, was Dietrich ausgesprochen freute.
    Â»Ja, Bengt, was gibt’s?«, meldete er sich ohne eine »Frohes neues Jahr«-Floskel.
    Â»Falls du auf einen gemütlichen Abend auf dem Sofa spekulierst, vergiss es. Leichenfund in Grimmen, Doppelmord anscheinend. Ich brauch dich hier.«
    Â»Bin unterwegs.« Dietrich schnappte sich seinen Mantel und ließ die Wohnungstür hinter sich zufallen. Damit war ihm die Entscheidung abgenommen worden, er würde es heute kaum mehr schaffen, Kassandra Voß anzurufen.
    Als er im Wagen saß, wurde ihm klar, dass er das auch in nächster Zeit lassen würde. Wenn er da etwas anschob, würden Kassandra Voß und Paul Freese vermutlich umgehend zu graben beginnen und keine Ruhe geben, bis sie die Wahrheit fanden. Dabei hatte die letzte Familienangelegenheit die beiden gerade genug Nerven gekostet.
    Dietrich schaltete den MP3 -Player ein, die ersten Töne eines Norah-Jones-Songs erklangen. Er lächelte in Erinnerung daran, dass Kassandra Voß seinen Musikgeschmack so gut eingeschätzt hatte, und nickte, wie um seinen Entschluss zu bekräftigen. Er würde sich nicht ohne Notwendigkeit in das Leben in Wustrow einmischen. Zumindest jetzt noch nicht.

Dank & Nachwort
    Zuallererst – und von ganzem Herzen – Dank an Günther Weihmann, der mich auch für diesen Roman wieder mit Fischland-Fakten gefüttert hat (mögliche Fehler gehen sämtlich auf meine Kappe). Fakten sind eine Sache, Gelebtes und Erfahrungsschatz eine andere. Ich habe das große Glück, dass Günther Weihmann auch die beiden letztgenannten Dinge immer wieder aufs Neue mit mir teilt. So haben mich diesmal seine lebendigen Erzählungen vom Eiswinter 1978/79 sofort gefesselt und zu den Ereignissen in Kapitel 24 inspiriert. Wer mehr über jenen Winter auf dem Fischland sowie jede Menge anderes Wissenswerte über die Geschichte Wustrows erfahren möchte, dem sei das Buch »Ostseebad Wustrow – Alles schon gewusst?« von Günther Weihmann, Silvia Priebe und Udo Mammen ans Herz gelegt.
    Kurdirektor Dirk Pasche war mir erneut behilflich und hat mir freundlicherweise sowohl einen Blick in die kleine Kapelle des Fischländer Friedhofs ermöglicht als auch Einblick in Wustrower Bestattungsbräuche gegeben. Der Friedhof lohnt einen Besuch – nicht nur, weil so viele Künstler dort ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, sondern auch wegen der einzigartigen Grabsteine, die auf besondere Weise ihre Geschichte(n) vom Fischland und den Fischländern erzählen.
    Seit dem letzten Roman sind weitere unvergessliche Momente auf dem Fischland hinzugekommen, die ich mit meinem Mann Jörg erleben durfte. Nicht nur dafür gebührt ihm Dank, sondern ebenso für die Geduld, mit der er die
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