Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache
Autoren: Corinna Kastner
Vom Netzwerk:
Öffentlichkeit blicken lässt.«
    Paul lachte – zum ersten Mal seit langer Zeit wieder dieses unbeschwerte Lachen, das Kassandra so liebte und das alles um ihn herum heller werden ließ. Er schrieb ein paar nette Worte in das Buch und reichte es Dietrich zurück. »Danke«, sagte er dabei.
    Viele Stunden später liefen Kassandra und Paul schweigend an der See entlang, die unverändert still dalag. Nur ein leises Gluckern war zu hören, in weiter Ferne schimmerten ab und zu die Lichter vorbeifahrender Frachter auf. Die Feuerwerksraketen, die das alte Jahr am Strand bunt und laut verabschiedet, das neue begrüßt und sich dabei zauberhaft auf der Wasseroberfläche gespiegelt hatten, waren längst verglüht, die Menschen in ihre Häuser zurückgekehrt, die Nacht wieder ruhig geworden.
    Paul nahm Kassandras Hand und führte sie zu den Booten in den Dünen. Sie setzten sich, noch immer schweigend. Unwillkürlich erinnerte sich Kassandra an den Tag, an dem sie hier Sascha begegnet waren. Kurz davor hatte sie den Hühnergott gefunden, den sie noch immer in ihrer Manteltasche trug. Sie umschloss ihn mit ihrer linken Hand. Man konnte kaum behaupten, dass er Glück gebracht hatte. Andererseits – wer wusste schon, wie das alles ausgegangen wäre ohne den Stein. Sie musste über ihren eigenen Gedanken lächeln. Als ob ein Hühnergott irgendetwas bewirken konnte.
    Â»Woran denkst du?«, fragte Paul.
    Kassandra sah zur Seite. Anscheinend hatte er sie schon etwas länger beobachtet. Ihr Lächeln vertiefte sich.
    Â»Was ist so komisch?«, wollte er wissen.
    Â»Nichts. Außer dass diese Frage für gewöhnlich eher Frauen als Männer stellen.«
    Â»Oh. Na ja. Ich bin eben nicht … gewöhnlich«, erwiderte Paul und schmunzelte.
    Sie lachte leise. »Nein, das kann man wirklich nicht behaupten. Du bist …« Sie stockte. Eigentlich hatte sie was Lockeres sagen wollen, das zu ihrem Geplänkel passte. Aber ihr kam etwas ganz anderes in den Sinn. Ihr Blick wanderte zur See und zurück zu Paul, der sie wartend und gleichzeitig belustigt ansah. »Du bist wie dieses Land«, sagte sie. »Du hast so viel gesehen, so viel erlebt, schöne Zeiten und heftige Stürme. Du bist immer noch hier, und du wirst immer hier sein. Wie dieses Land. Es mag sich ducken unter den Stürmen, die See mag sich ihren Teil holen, aber das Fischland wird sich nicht unterkriegen lassen. Es ist wie du.«
    Während sie gesprochen hatte, war das Lächeln von Pauls Gesicht gewichen. Er schien etwas sagen zu wollen, aber nicht die richtigen Worte zu finden.
    Â»Wage nicht, mir zu widersprechen«, drohte Kassandra.
    Paul zog sie zu sich heran. »Würde ich nie tun«, sagte er rau.
    Â»Das hab ich anders in Erinnerung«, murmelte Kassandra. Sie spürte seine Nähe und seine Wärme und schloss die Augen.
    Â»Ja? Kassandra, Liebes, ich werde mich ändern. Fischländer Ehrenwort.«
    Kassandra wusste, dass er dabei wieder lächelte. »Bloß nicht! Dann widersprich mir lieber.«
    Â»Morgen«, versprach Paul und küsste sie.

Epilog
    Kay Dietrich trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte, während das Notebook hochfuhr. Die Silvesterfeier gestern in Ribnitz war durchaus nett gewesen, dennoch hatte er ständig daran denken müssen, was sich alles auf dieser Festplatte befinden mochte. Er wusste, er sollte das den Experten überlassen, aber heute war Neujahr, und das hatte Zeit bis morgen. Trotzdem durfte er sein Glück nicht überstrapazieren, immerhin hatte er schon viel davon beansprucht, indem seine Rolle in dem ganzen Fall nicht durchgesickert war. Hätte Polizeidirektor Geldorf gewusst, dass Dietrich schon wieder mit unbedarften Zivilisten zusammengearbeitet hatte, wäre es eng für ihn geworden. Aber abgesehen von der Tatsache, dass Dietrich am Abend der Geiselnahme bereits in Wustrow gewesen war, als die Kollegen anrauschten, deutete nichts auf so etwas hin, und das erklärte er mit seiner notorischen Gründlichkeit. Er hatte sich eben noch einmal den Tatort ansehen wollen – und anschließend in der »Schifferwiege« zu Abend gegessen. Dass Jung sofort und gerade ihn benachrichtigt hatte, als es im »FischLänder« brenzlig geworden war, hatte auf der Hand gelegen, da Dietrich die Mordkommission leitete. Wer wusste das besser als Heinz Jung? Dietrich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher