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Fischland-Rache

Fischland-Rache

Titel: Fischland-Rache
Autoren: Corinna Kastner
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Meter breit und
ausgelegt für vielleicht maximal zehn Mann Besatzung.
    Hansen rief nach dem Kapitän, ohne Erfolg, es war niemand an Bord.
Ich zeigte hinauf zum Mast, dort wehte locker bei nur schwacher Brise eine rote
Fahne mit zwei gekreuzten gelben Knochen darauf.
    Â»Das ist ja wohl ein Witz!«, staunte Hansen nicht schlecht.
    Â»Eine Piratenflagge!«, fügte ich einmal mehr selbstsicher hinzu.
    Â»Was soll der Unfug! So was gibt’s doch gar nicht mehr.«
    Â»Zumindest nicht auf der Ostsee.«
    Â»Richtig, Kubsch. Vielleicht im Golf von Aden oder im Arabischen
Meer oder in der Andamanensee, aber doch nicht hier.«
    Der Kommissar schien verärgert. Da pustete von achtern eine
plötzliche Windböe, blähte erst die Segelohren vom Chef auf und ließ dann
direkt vor uns den roten Lappen straff am Mast flattern. Stolz zeigte sich der
Jolly Roger.
    Â»Fragen Sie doch mal beim Hafenmeister nach, wem der Kahn gehört.
Und dann werden wir den Witzbolden einen kleinen Besuch abstatten.«
    Hansen machte ein paar Kritzeleien. Wenn ich das richtig deutete,
malte er die Fahne in sein Notizbuch. Danach schien er mit sich und der Welt
wieder im Reinen und gab mir ein Zeichen, dass wir einpacken und abrücken
würden.
    Die Kollegen von der Spurensicherung rollten den toten Kopf gerade
in eine Plastikfolie und legten ihn vorsichtig in einen grauen Metallbehälter,
der eigens für abgetrennte Körperteile stets zu ihrer Ausrüstung gehörte. Sarg
konnte man das Ding ja nicht nennen, aber einen anderen Namen hatte der Kübel
auch nicht.
    Die gaffende Menge war zwischenzeitlich auf eine stattliche Zahl an
Schaulustigen angewachsen. Die meisten von ihnen entschieden sich zögerlich,
ihren Feiertagsspaziergang fortzusetzen, nur die Reporter nicht, von denen
mittlerweile ein halbes Dutzend Kollegen gekommen war.
    Die knappen Fragen, die sie Hansen aggressiv hinterherriefen, ließ
der an sich abtropfen wie Fischöl am Dosenbückling.
    Lotte kletterte noch mal von ihrem Kutter und überreichte dem
Kommissar eine Tüte mit frisch eingewickelten Fischbrötchen.
    Â»Hier hefft ji noch’n bäten Makreel. Ik weet doch, wat juch smeckt.«
    Â»Danke, Lotte. Und bis bald.«
    Â»Tschüss, Jungens, und schön Vadderdag!«
    Â»Tschüss, Lotte. Und gutes Gelingen.«
    Beim Einstieg in unseren Dienstwagen sah ich noch den ersten
festlich geschmückten Bollerwagen mit einem Trio mächtig schwankender Kerle vor
dem Fischkutter haltmachen. Mit einem großen »Ahoi« prosteten sie Lotte mit
ausschweifenden Armbewegungen und schweren Ein-Liter-Bügelflaschen zu und
verlangten lautstark nach einer fischigen Grundlage für ihren anstehenden
feuchtfröhlichen Marsch durch Gottes schöne Natur.
    Lottes Geschäft sollte heute brummen, als wäre nichts geschehen.
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