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First Frost

First Frost

Titel: First Frost
Autoren: Jennifer Estep
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die anderen Götter lernen. Jetzt komm. Ich möchte dir jemanden vorstellen.«
    Metis führte mich zum Ausleihtresen und spähte in eines der Glasbüros dahinter. Im größten Büro saß ein Mann mit tintenschwarzem Haar, blauen Augen und fahler Haut. Er führte gerade ein Telefonat und trommelte dabei rhythmisch mit einem Stift auf dem Tisch herum.
    »Das ist Nickamedes. Er ist der Chefbibliothekar«, erklärte Metis. »Du wirst für ihn arbeiten.«
    Neben meinem erzwungenen Schulwechsel waren die Mächtigen von Mythos offensichtlich auch der Meinung, ich bräuchte einen Nachmittagsjob. Diese kleine Bombe hatte Metis am Morgen auf dem Weg hierher platzen lassen. Es war schon schlimm genug, dass ich meine alten Freunde verlassen musste, um nach Mythos zu gehen, aber mir auch noch einen Job aufzuzwingen? Das war soo unfair. Außerdem hatte ich bereits einen – verlorene Gegenstände finden – auch wenn ich das Metis gegenüber nicht erwähnte.
    Die Professorin winkte Nickamedes zu, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, und er winkte zurück. Er lächelte, aber dann fiel sein Blick auf mich, und seine Miene veränderte sich. Seine Augen wurden dunkel, und sein Mund verzog sich zu einem dünnen Strich. Wenn es so was wie Hass auf den ersten Blick gab, dann empfand Nickamedes genau das für mich, und ich hatte nicht den blassesten Schimmer, warum. Ich starrte böse zurück. Ich wollte kein bisschen dringender hier sein, als er mich hier haben wollte.
    »Da er gerade beschäftigt ist, kommen wir später zurück«, meinte Metis, die anscheinend nicht dieselbe Abscheu aus dem Gesicht des Bibliothekars las wie ich. »Es gibt noch etwas, das ich dir zeigen will.«
    Wir verließen die Bibliothek und gingen zu dem Gebäude, das sie vorher die Turnhalle genannt hatte. Es war nicht ganz so groß wie die Bibliothek, aber trotzdem eindrucksvoll. Banner, die von den Deckenbalken hingen, verkündeten die Termine der Schulmeisterschaften in verschiedenen Sportarten wie Bogenschießen, Fechten und Schwimmen. Ich beäugte die farbenfrohen Stoffbahnen. Fechten? Ehrlich? Das unterrichteten sie hier? Warum?
    Ich schüttelte den Kopf und sah mir den Rest der Turn­halle an. Glänzende Holztribünen erhoben sich an zwei Wänden und stießen unten an dicke Matten. Die Matten erstreckten sich bis zur hinteren Wand. Und diese Wand war bis oben gefüllt mit etwas ziemlich Überraschendem – Waffen.
    Regale über Regale voller Waffen zogen sich an dieser hinteren Wand entlang – Schwerter, Dolche, Wurfsterne, Kampfstäbe, Beile, eine Auswahl von Bögen mit den dazu passenden Pfeilen. Mehr Waffen, als ich je zuvor auf einem Haufen ge­sehen hatte.
    Aber das wirklich Unheimliche war, wie die Schüler sie benutzten.
    Ein paar Dutzend Jugendliche standen um eine der Matten, hatten Waffen in den Händen und beobachteten zwei Kerle beim Schwertkampf. Zumindest hielt ich es dafür, so absurd das auch schien. Metis bemerkte, dass ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um zu erkennen, was los war. Die Professorin stieg die Tribüne hinauf und bedeutete mir, dasselbe zu tun, um besser sehen zu können.
    Ich hatte mir nichts eingebildet. Unter uns versuchten zwei Jungen in meinem Alter ganz offensichtlich sich mit Schwertern in Stücke zu hacken.
    Klirr-klirr-klirr!
    Die Metallklingen trafen mit wütendem Dröhnen auf­einander, so laut und scharf, dass ich mir die Hände über die Ohren schlagen wollte. Aber ich konnte den Blick nicht von dem Schaukampf abwenden. Der Kampf wogte hin und her, Angriff und Rückzug, während jeder der beiden Jungen versuchte einen Vorteil zu gewinnen.
    Mein Blick saugte sich an einem der Jungen fest. Er hatte dichtes, schwarzes Haar, einen unglaublich muskulösen Körper und schwang sein Schwert, als wüsste er genau, was er tat. Er war der Inbegriff von Eleganz und Grazie und Kraft, und ich konnte die Konzentration in seinen Augen sogar von der Tribüne aus sehen. Ich wusste nicht das Geringste über Waffen, aber selbst ich erkannte, dass er der bessere Kämpfer war. Wieder und wieder griff er an, während sein Gegner kaum etwas anderes tat, als dem pfeifenden Schwert aus­zuweichen.
    Schließlich war der zweite Kerl einmal nicht schnell genug. Der erste Junge, der Kämpfer, schlug das Schwert seines Gegners zur Seite, dann trat er vor, und seine Klinge schwebte nur Zentimeter vor der Kehle des anderen. Ich blinzelte und fragte mich, wie sich irgendwer so schnell bewegen konnte.
    Die anderen Zuschauer klatschten, und der
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