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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum
Autoren: Andrew Harman
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jetzt fiel ihm auch auf, daß auf den Gesichtern der Zuhörer ein feindseliger Ausdruck lag, der vermutlich Glaub-bloß-nicht-wir-lassen-uns-von-dir-verscheißern bedeutete.
    Er drehte sich um und rannte los …
    Und jetzt, drei Jahre später, saß er bolzengerade im Bett, hatte Schüttelfrost und hielt sich krampfhaft den Bauch.
    »Ein scheußlicher Traum!« winselte er. »Muß die Käsesauce sein.«
    Es mag ja sein, daß auch der eine oder andere Bazillus an dem Flatulenz erzeugenden Aufruhr der Gedärme schuld war, an dem Nostromo jetzt litt. Unwahrscheinlich aber ist, daß ein Haufen randalierender und wild mit den Flagellen um sich schlagender Kolibakterien irgend etwas mit dem zu tun haben konnte, was sich nun ereignen sollte.
    Plötzlich und vollkommen unerwartet, ganz so wie sich derlei eben in Romanen zu ereignen pflegt, schoß ein Erinnerungssplitter an jenes Diner unter Umgehung der Hypophyse durch Nostromos Schädel und wühlte sich tief ein in jenen Haufen aus Zellen und fadenartigen Neuronen, der das verkümmerte logische Zentrum des Prophetengehirns bildete. Doch erst als sich der Seher den spärlich beschopften Kopf kratzte, erst da überkam ihn ein sehr eigenartiges Gefühl: das Gefühl, daß jetzt, nachdem er jahrelang das Nächstliegende, das offenkundig auf der Hand Liegende, all die überdeutlichen, beinahe schon plumpen Fingerzeige und Hinweise übersehen hatte, daß dieses Offensichtliche jetzt endlich die Nase voll und ihm genau in diesem Augenblick die Antwort ins Ohr gebrüllt hatte – unüberhörbar und unübersehbar, mit plärrenden Sirenen und blendend hellen Halogenscheinwerfern.
    Nostromo Kasein war unendlich peinlich berührt. Natürlich hatte er gehört, daß TV das Gehirn schädigt … Das Entsetzen riß die Bettdecke weg, er war mit einem Satz aus dem Bett und schnappte sich ein großes Buch aus dem Regal. Hektisch blätterte er es durch, so lange, bis er den Eintrag über den Phruhlianischen Kalender gefunden hatte. Mühsam unterdrückte er einen Aufschrei, verdrehte die Augen, hoch bis unter dem Haaransatz, zählte an den Fingern ab und rechnete zurück. Dann hörte er zu zählen und rechnen auf, umklammerte mit beiden Händen seinen Kopf und schrie.
    In Augenblicken wie diesem erwies sich immer wieder aufs neue, daß die ganz besondere Gabe des prophetischen Blicks ein immens aufregendes, unendlich erfülltes Leben ermöglichen und sehr wahrscheinlich Magengeschwüre, Herzrasen und fünfzehn weitere streßbedingte Beschwerden verursachen kann.
    Nostromo Kasein zitterte und fluchte. Es war zwei Uhr nachts, es war dunkel, er kannte den genauen Zeitpunkt des Weltuntergangs … und stand im Schlafanzug herum.
     
    Als der Morgen dämmerte, warf der Berg Arrarack seinen kalten Schatten über das idyllisch ans Ufer der Altmüll sich schmiegende Lager, das eine kleine Gruppe von Männern dort aufgeschlagen hatte. Fünfundachtzig Kerle waren es, von denen jeder hundertzwanzig Kilo stemmte, jeder einen stolzen Acht-Tage-Bart trug und jeder ein entsprechendes Odeur (einschließlich der dazu passenden Bierfahne) ausdünstete … was es fraglich erscheinen läßt, ob die Lageratmosphäre mit Wörtern wie heimelig oder sich schmiegen stimmig wiedergegeben werden kann. Seit gestern kampierten die Männer hier, sie hatten – was nicht zu übersehen war – das Lager noch spät in der Nacht aufgeschlagen. Nach einem aufreibenden Tagesmarsch, nachdem sie unter der Führung des Hohenpriesters meilenweit durch eine Wildnis voll irreführender Wegmarkierungen gestolpert waren, hatten sie erschöpft ihre Zelte auf den Berghang fallen lassen, hatten noch ein paar Untergeordnete zum Wacheschieben verdonnert und waren dann wie tot umgefallen. Seitdem lagen sie da, reglos und schnarchend.
    Wäre jemand so tapfer gewesen oder hätte sich auf Grund nasaler Schwerbeschädigung dazu verleiten lassen, das Lager zu betreten und unter den diversen Decken und Hüllen herumzuspionieren, er hätte interessante Einsichten gewinnen können. Kisten voll prächtig bebilderter und wunderschön bedruckter Pergamente lagen neben Säcken voll Gold, Armleuchter kitzelten mit den Dochten das Perlengehänge von Kronleuchtern, und prächtig geschnitzte Matschong-Spielsteine aus Onyx stießen mit leisem Klirren gegen exquisite, aus Muschelschalen zusammengeleimte Tierfigürchen. Eine typische Wochenlieferung Opfergaben von den gläubigen Anhängern der Kirche von Sankt Mammon dem Ungewaschenen.
    Erst wenige Stunden waren
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