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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum
Autoren: Andrew Harman
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oder sich gar zu entschuldigen, macht sie sich Hals über Kopf aus dem Staub beziehungsweise aus deinem Kopf davon und läßt dich in einem bis auf den letzten Platz besetzten Saal zurück, wo die Leute dich anstarren, als hättest du eben das Ende der Welt prophezeit.
    Zumindest hatte Nostromo es so erlebt.
    Es schauerte ihn. In seiner Erinnerung sah er es noch ganz plastisch vor sich …
    »… die Bedeutung, die die Prophetie in Zukunft haben wird – es ist schwer, das voraussagen zu wollen.« Cognacgläser klirrten leise, Nostromo Kaseins Stimme klang hohl in dem holzgetäfelten, höhlenartigen Saal. »Aber sicher wird mir einer der anwesenden Herren dabei helfen können.« Er hielt inne. Er wartete… Niemand lachte. Schweigen schlug ihm entgegen, eisernes Schweigen, massiv wie eine Steinmauer. Er fummelte an seinen Notizen herum, schluckte und plagte sich tapfer weiter. Einfach so tun, als wäre es nicht als Scherz gedacht gewesen, sagte er sich ohne große Überzeugungskraft. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht!
    »Natürlich ist dabei am allerwichtigsten zweifelsohne die wesentliche Fähigkeit einer effizienten Kommunikation …« Hilfe! »… mit der Allgemeinheit …« Scheißspiel! »… um ein besseres Verständnis der, äh Verständnis für die Bedeutung der Prophetie, äh, zu erreichen.«
    Das war der Moment, als es begann. Er sah es aus den Augenwinkeln: ein Blitzen, ein blaßgrünes Blinken, so als wollte jemand seine Aufmerksamkeit auf sich lenken – wie ein Glühwürmchen mit Wackelkontakt. Es wurden mehr, die glitzernden Lichter bildeten regelmäßige Muster.
    Ouu ja! Panischer Schrecken erfaßte ihn, als ihm jetzt wieder einfiel, was er gerade gegessen hatte: Käse, Knoblauch, Rotwein und … Schokolade. Ahhhhg! Migräne!
    Er schielte auf seine Notizen, aber die blitzenden Lichter pflügten chromgrüne Furchen quer durch sein Blickfeld, breiteten sich aus und bildeten grünleuchtende Buchstaben auf seiner Netzhaut, die wiederum Wörter ergaben – es war ein prophetischer Teleprompter …
    »Aktualisierte Terminmeldung Weltende. Stop. Dritter August zwei vierzig. Stop.« Wirr stieß er diese Worte hervor, voll panischer Angst.
    Der Zeremonienmeister sah erschrocken von seinem Cognac auf. Das war nicht der abgesegnete Redetext! Freies Sprechen war nicht vorgesehen! Auch andere Gastpropheten blickten von ihrem Nachtisch auf.
    »Wasser steigt unaufhaltsam. Stop. Steintrolle auf Marktplatz. Stop.« Die Laufschriftbänder blitzten und blinkten, Nostromo war verwirrt und bestürzt: Nein, das konnte nicht Migräne sein! »Der Himmel steht in Flammen. Stop. Pest. Stop.«
    Jetzt plötzlich verstand der Zeremonienmeister, was vor sich ging. Es war eine Weissagung! Eine Vision … Und sie hörte sich schlimm an.
    »Hunger. Stop.«
    Das Ende der Welt, so wie es jeder kennt! Er sprang auf, warf krachend den Stuhl um und torkelte auf Nostromos Lallkopf zu. Der dritte August! August! Das war der nächste Monat!
    »Weißes Kaninchen dreht durch. Stop. Aus Angst, bestimmt zu spät zu kommen. Stop.«
    Der Zeremonienmeister packte Nostromo bei den Schultern, riß ihn herum und starrte in seine leeren Augen. »Wann?« schrie er.
    »Dritter August. Stop.«
    »In welchem Jahr? Verdammt, Mann, in welchem Jahr?« brüllte er. »In diesem Jahr? 2523?« Er war bleich vor Angst. In seinem Magen revoltierte die Erdbeermousse.
    »Bestätigung Jahreszahl. Rückfrage. Stop«, murmelte Nostromo.
    »Ja, verdammt noch mal! Das Jahr!«
    »Dritter August …«
    »Das weiß ich! Das Jahr! Das Jahr!«
    »… Stop. Zehn dreißig neun. Stop.«
    »Was heißt das: Jahr oder Uhrzeit?«
    »Zeit zwei vierzig. Stop. Jahr zehn dreißig neun. Stop.«
    Der Zeremonienmeister schüttelte Nostromo und fluchte beredt. Die Erdbeermousse beruhigte sich wieder und widmete sich still der Verdauungstätigkeit.
    Mehrere Zuhörer (es waren diejenigen, die bereits etwas kräftiger beduselt waren) kicherten hysterisch. Zehn dreißig neun: eintausendneununddreißig – das war vor mehr als vierzehnhundert Jahren gewesen! Was zum Teufel sollte das? Der Kerl prophezeite das Ende der Welt vierzehnhundert Jahre und ein paar Zerquetschte nach dem Ereignis! Die allgemeine Panik verrauchte umgehend, verwandelte sich in Verärgerung und senkte sich wie eine dunkle, drohende Wolke auf den Scherzbold herab.
    Nostromos Seherblick klärte sich, der Prophet rieb sich die Augen und versuchte, sich in Erinnerung zu rufen, wer er war und was er da eigentlich tat. Und
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