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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum
Autoren: Andrew Harman
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im Krieg, und deshalb …«
    »Sind wir aber möglicherweise sehr bald, wenn Ihr nicht endlich aufhört zu plappern und mich anhört!« schnauzte ihn Nostromo an und fuchtelte mit der geballten Faust. »Es geht hier nicht um mich, versteht Ihr? Die Sache ist dringend!«
    »Ganz bestimmt, aber müßt Ihr deshalb gleich so, äh, schroff sein?«
    »Würdet Ihr mich vielleicht anhören, wenn ich’s nicht wäre? Hä?«
    »Aber selbstverständlich. Eure Meinung wird in diesem Amt jederzeit mit großem Interesse gehört – ich verweise in diesem Zusammenhang auf Gemeinderatsdirektive sechsdreisechs«, säuselte der Bürgermeister. Das war eine so unverschämte Lüge, daß der Sekretär vor Schreck den Mund nicht mehr zubrachte.
    »Und wieso kommt es dann, daß ich jedesmal hier rausgeschleift werde? Von zwei widerlichen großen …«
    »Nananana!« Bürgermeister Cassierer schnurrte so amüsiert wie eine Katze beim Spiel mit einem ganz besonders störrischen Pelztierchen. »Ein Versehen. Soll auch nie wieder vorkommen.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen«, flötete Cassierer, der überzeugt war, daß er mit diesem Versprechen nichts riskierte.
    Der Sekretär trat nervös von einem Fuß auf den anderen, ihm war zumute wie jenem Rekruten, die sich die Finger in die Ohren stecken wollte, weil er befürchtete, daß die Bombe, die er in den Händen hielt, versehentlich losgehen könnte.
    »Was ist es denn nun, was Ihr uns so dringend mitteilen wollt?« fragte der Bürgermeister.
    Nostromo blickte ihm in die Schweinsäuglein und sagte schlicht: »Nächsten Monat wird es kein Croquet Open geben.«
    »Was? Und warum nicht?«
    »Ganz einfach: Weil es keinen nächsten Monat geben wird.«
    »…?«
    »Es wird nicht einmal mehr eine nächste Woche geben.«
    »Oh. Ha, ha. Sehr gut. Um ein Haar hättet Ihr mich drangekriegt. Das ist wohl wieder einmal eine von Euren Weltuntergangsgeschichten, nicht wahr? Wann ist es denn diesmal soweit? Vielleicht vor eintausendvierhundertsiebenundachtzig Jahren?«
    »Morgen.« Nostromo krümmte sich. »Gestern nacht ist es mir klar geworden.«
    »Wieder eine Vision?«
    »Ein Traum. Durch ihn ist mir meine Prophezeiung klar geworden!«
    »Wird ja immer besser!« fauchte der Bürgermeister. »Ich sollte eigentlich nicht fragen, aber …: Was ist Euch denn durch ihn klar geworden?«
    »Zehn-dreißig-neun: Die Jahreszahl ist richtig! Es ist das Jahr 1039 MEZ!« kreischte Nostromo. *
    »Du liebe Güte! Danach richtet sich doch kein Mensch mehr. Schon seit … seit …« Cassierer wurde schlagartig aschfahl im Gesicht. »Seit ungefähr eineinhalbtausend …«
    »Seit eintausendvierhundertsiebenundachtzig Jahren«, unterbrach ihn Nostromo. »Ich habe recht. 2 Uhr 40, dritter August, 1039. Morgen!«
    »Blödsinn. Das ist nur ein billiger Reklametrick.« Der Bürgermeister schlenderte zur Wand und riß an einer langen roten Kordel.
    »Was soll das?« meuterte Nostromo. »Ihr habt gesagt, Ihr wolltet Euch meine Meinung anhören!«
    »Würde ich, wenn es eine Meinung wäre«, blaffte Hein Cassierer barsch. »Aber nicht das irre Gerede eines publicitygeilen Hungerleiders, der sich Prophet schimpft…«
    »Sehr richtig! Bravo!« applaudierte der Sekretär.
    »… noch dazu, wo ich wirklich Wichtigeres zu tun habe«, beendete er seine Ausführungen. Er stampfte die durchgescheuerte Auslegeware glatt und schielte nach dem nächsten Ball.
    »Das ist sinnlos! Ihr werdet keine Gelegenheit mehr haben zu spielen!« kreischte Nostromo hysterisch.
    Es nützte nichts. Die Tür flog auf, und zwei riesige Wächter schlurften ins Zimmer, die Arme so lang, daß die Fingerknöchel knapp über dem Boden baumelten. »Ihr habt geläutet, Herr?«
    »Ah ja. Der da: Raus mit ihm!«
    Die Rausschmeißer zögerten, die komplexe Anweisung sickerte ganz langsam durch die um einige Zentimeter zu dicke Schädeldecke. Schließlich nickten sie, dann grunzten sie, und dann marschierten sie los. Parallelverarbeitung war etwas, das auf dem Stammbaum der Evolution mehrere Generationsfolgen über ihnen lag.
    »Das wird Euch noch leid tun«, protestierte der Prophet, als ihn die beiden Neandertaler gewaltsam aus dem Amtszimmer beförderten.
    »Äh, Wache! Nicht vergessen: keine Hemmungen!« rief der Bürgermeister noch, als sich die Tür schloß.
    »Ihr werdet noch an mich denken!« schrie Nostromo mit heiserer Stimme. »Morgen, 2 Uhr 33! Es wird kommen, wie ich gesagt habe! Morgen ist der letzte … He, warum geht’s nicht weiter? O nein, nicht!
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