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Finsternis

Finsternis

Titel: Finsternis
Autoren: Asher Reed
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lassen, mit wem ich mein Leben und mein Bett teilte. Auf der Fahrt dorthin hatten wir eine Reifenpanne gehabt und sein Fluchen nahm fast kein Ende. Ich selbst hatte mit Autopannen so meine Erfahrungen gehabt und war beim Reifenwechseln (man höre und staune) fast geübter als Damien! Die Geschichte ging so aus, dass ich ihn mit einem Blow-job beruhigte und er danach besser gelaunt als perfekter Schwiegersohn meinen Eltern gegenübertrat. Sichtlich begeistert war meine kleine Schwester Rebecca von ihm, die ständig mit ihm über Serien wie Dawsons Creek oder Gilmore Girls sprach. Damien und Rebecca waren Serien-Junkies. Bis heute verpasste Damien keine Folge von Desperate Housewives oder Supernatural und seit neuestem auch Vampire Diaries . – Und ich notgedrungen auch nicht.
     
    „Sag bitte nichts! Ich kenne deine bissigen Kommentare. Du denkst mal wieder nur an dich“, konterte Damien bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, und mein lieblicher Blick musste sich in eine schauderhaften Fratze verwandelt haben, denn Damien beachtete mich nicht mehr.
      Dazu konnte ich wohl schwer nichts sagen: „Wie bitte? Dieses Thema hatten wir doch schon durchgemacht. Bleib locker!“
      „Natürlich und der Papst ist katholisch.“
      „Red nicht immer vom Papst, du bist Protestant!“
      „Und du bist aus der Kirche ausgetreten, du Ungläubiger!“
      „Über was streiten wir hier eigentlich?“, sagte ich genervt und holte m ein Handy aus meiner Handtasche, um Samuel anzurufen. Damien gab daraufhin etwas mehr Gas. Er grummelte vor sich hin, ich solle lieber ein paar Fotos von der Landschaft machen, anstatt schon wieder zu telefonieren. Er mochte Samuel zwar sehr, doch fand er diese übertriebene Offenheit, die wir als beste Freunde an den Tag legten etwas nervig. Samuel, bevor er sich als Erfolgsautor und Regenbogenjournalist versuchte, vertrieb als Kunsthändler Antiquitäten aus aller Welt Länder. Heute verfasste er in seiner geerbten Eigentumswohnung nahe dem Schloss Belvedere Bücher und wartete auf Antworten von seinen Verlegern. Ich selbst hatte, bevor das Schreiben zu meiner Lebensaufgabe wurde, in einer kleinen Buchhandlung gearbeitet, die – nachdem Wien von Thalia und Weltbild filialisiert wurde – zwangsläufig rote Zahlen schrieb. Und heute geben mir diese großen Buchhandlungen, die mich arbeitslos gemacht haben, die Chance vor großem Publikum zu lesen, inmitten von Büchern, Zeitungen, Zeitschriften und dem legendären Krimskrams (auch Non-Book-Artikeln genannt), das jedes große Buchhaus verunstaltete.
      Das Handy streikte, ich auch. Kein Netz war seine Antwort, keine Glückspillen meine.
     
    Ich knurrte. War ich jetzt Schuld dran, dass wir uns verfahren hatten? „Fahr nicht so schnell!“, keifte ich. Es sollte doch ein Erholungstrip und keine Höllenfahrt werden. Doch die Einöde blieb eine Einöde und kein Erholungszentrum, wie auf der Karte zu lesen war, kam in Sicht. Und plötzlich hörten wir einen Knall, das Cabrio wurde langsamer, die Einöde immer eintöniger bis wir auf der schlecht gezogenen Landstraße zum Stehen kamen.
      „Toll gemacht!“, war meine Argumentation und ich gebe zu, ich hätte sie mir sparen können. Damien trat mit dem Fuß gegen das Auto , als er ausgestiegen war, um sich den Schaden anzusehen. Ich holte meine Zigaretten und das Feuerzeug aus dem Handschuhfach – Damien fluchte erneut – und qualmte einstweilen vor sich hin. Derweil musste ich feststellen, dass ich noch immer keinen Empfang auf meinem Handy hatte. Der Versuch die Frischluft zu genießen, wurde durch die ständigen Züge an der Zigarette beeinträchtigt. „Na, abreagiert, Liebling?“
      „Gehen wir, hier wird doch wohl irgendjemand wohnen?“, sagte Damien grimmig, während er sich seine Sportjacke überzog. Der Frühling war noch recht frisch, aber angenehm. Die Sonne schien und ein frisches Lüftchen lockte uns zum Wandern.
      „Gute Idee, die Gegend sieht ja so bewohnt aus“, gab ich bissig – aber mit einem Lächeln – von mir. Er wusste, dass es jetzt sarkastisch gemeint war. „Empfang haben wir auch keinen, um den Abschleppdienst anzurufen.“ Ich musste das einfach sagen, denn wir hatten keinen Ersatzreifen im Kofferraum; hätten wir meinen Jeep genommen – mit GPS, das jetzt wieder funktionierte, weil es repariert worden war – hätten wir zumindest einen Ersatzreifen gehabt.
      Während der ersten halben Stunde rauchte ich noch eine Zigarette, Damien ebenso, dann zog ich
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