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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Sie mich schlagen, werde ich Ihnen Handschellen anlegen und Sie in den Streifenwagen setzen, bis wir hier fertig sind.«
    Sie zögerte mit erhobener Hand, sah ihm aber offenbar an, dass er es ernst meinte.
    Eigentlich hätte schon sein Ton genügen müssen.
    Schließlich ließ sie den Arm sinken. »Ich lasse Sie suspendieren, wenn Sie mich anfassen.«
    »Einen Polizisten zu schlagen wird als Verbrechen geahndet, Mrs Bennington«, erwiderte er.
    Im Mondschein sah ich das Erstaunen in ihrem Gesicht; sie schien vorher nicht begriffen zu haben, dass auch für sie Gesetze galten. Das nahm ihr jetzt den Wind aus den Segeln. Sie ging auf Abstand und ließ sich von ihren Anwälten ein Stück wegführen.
    Ich war als Einzige nah genug und hörte ihn sagen: »Wenn das meine Frau wäre, hätte ich mich auch erschossen.«
    Ich musste unwillkürlich lachen.
    Ärgerlich drehte er sich um, doch was er in meinem Gesicht sah, brachte ihn zum Grinsen.
    »Dann betrachten Sie sich als Glückspilz«, sagte ich. »Ich hab Mrs Bennington schon ein paar Mal erlebt.« Ich streckte die Hand aus.
    Er hatte einen kräftigen, ernst gemeinten Händedruck. »Lieutenant Nicols, und mein Beileid zu der Bekanntschaft mit dieser …« Er stockte.
    »Übergeschnappten Zicke. Das ist wohl der Ausdruck, nach dem Sie suchen.«
    Er nickte. »Das ist er. Ich habe Verständnis dafür, wenn eine Witwe mit drei Kindern das Geld haben will, das ihr zusteht«, sagte er, »aber sie macht es einem schwer, auf ihrer Seite zu sein.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen.«
    Er lachte und holte ein Päckchen Zigaretten aus der Jackentasche. »Was dagegen?«
    »Nicht hier draußen. Außerdem haben Sie eine verdient, nachdem sie mit unserer wunderbaren Mrs Bennington fertig geworden sind.«
    Er klopfte die Zigarette mit der gekonnten Geste des langjährigen Rauchers aus der Packung. »Wenn Gordon Bennington aussagt, dass er sich umgebracht hat, wird sie ausrasten, Ms Blake. Ich darf sie nicht niederschießen, aber was ich stattdessen tun werde, weiß ich nicht.«
    »Vielleicht können ihre Anwälte sie festhalten. Ich denke, dafür reichen sie gerade.«
    Er steckte sich die Zigarette beim Reden zwischen die Lippen. »Die waren bisher sch … ziemlich nutzlos. Hatten Schiss, ihr Honorar zu verlieren.«
    »Scheiß nutzlos, Lieutenant. Scheiß nutzlos ist der Ausdruck, nach dem Sie suchen.«
    Er lachte wieder, sodass er die Zigarette zwischen die Finger nehmen musste. »Scheiß nutzlos, ja, genau.« Die Zigarette wurde erneut zwischen die Lippen geklemmt. Er nahm eines dieser großen Feuerzeuge aus der Hosentasche, die man nicht mehr allzu häufig sieht, und hielt automatisch, obwohl kein Wind wehte, die hohle Hand darum. Die Flamme schoss orangerot heraus. Als das Zigarettenende aufglühte, ließ er den Deckel des Feuerzeugs zuschnappen und steckte es wieder ein, dann nahm er die Zigarette aus dem Mund und blies eine lange Rauchfahne aus.
    Unwillkürlich wich ich einen Schritt zur Seite, um ihr zu entgehen, aber wir standen im Freien, und Mrs Bennington konnte einen schon zum Rauchen treiben. Wenn nicht zu Schlimmerem.
    »Können Sie Verstärkung anfordern?«
    »Die dürften auch nicht auf sie schießen«, sagte Nicols.
    Ich schmunzelte. »Nein, aber vielleicht einen Kordon bilden, damit sie niemanden verletzen kann.«
    »Wahrscheinlich könnte ich ein oder zwei Kollegen bekommen, aber mehr nicht. Sie hat Verbindungen zu den höchsten Stellen, weil sie Geld hat und am Ende dieses Abends vielleicht noch mehr haben wird. Aber sie war auch scheiß unangenehm.« Das sagte er so genüsslich, wie er an der Zigarette zog. Als wäre es ihm schwergefallen, vor der trauernden Witwe seine Zunge zu hüten.
    »Weil ihr gesellschaftlicher Einfluss ein bisschen getrübt wurde?«, fragte ich.
    »Die Zeitungen haben es dick und fett auf der Titelseite gebracht, wie sie Conroy umgehauen hat. Die da oben sind in Sorge, dass sich die tragische Angelegenheit in Scheiße verwandelt, und wollen keine Spritzer davon abbekommen.«
    »Sie distanzieren sich also für den Fall, dass Mrs Bennington etwas noch Ungeschickteres tut«, folgerte ich.
    Er zog ausgiebig an der Zigarette, hielt sie fast wie einen Joint, dann ließ er den Rauch aus Mund und Nase kriechen, während er antwortete. »Distanzieren, so kann man es auch nennen.«
    »Sie gehen in Deckung, verlassen das sinkende Schiff …«
    Er lachte, und weil er den Rauch noch nicht ganz ausgeblasen hatte, musste er ein bisschen husten, was ihn
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