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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Sekunde, aber er fügte nichts hinzu. »Nur Balfour, so wie Madonna oder Cher?«, fragte ich möglichst zurückhaltend.
    Er kniff die Augen zusammen, seine Schultern spannten sich an. Er war leicht zu erschüttern. Er hatte den einschüchternden Blick und eine bedrohliche Ausstrahlung, war aber nicht mehr als ein Schläger. Er wusste, welche Wirkung er auf Leute hatte, aber viel mehr auch nicht.
    Rex schaltete sich ein. »Ich habe Sie mir größer vorgestellt.« Er sagte es lustig mit seiner Erfreut-Sie-zu-sehen-Stimme.
    Balfours Schultern entspannten sich wieder. Die beiden arbeiteten nicht zum ersten Mal zusammen; Rex wusste, dass sein Partner nicht der bruchsicherste Keks in der Dose war.
    Ich sah ihm in die Augen. Wenn die Lage kompliziert würde, wäre Balfour ein Problem, er würde überreagieren. Rex nicht.
    Plötzlich hörten wir laute Stimmen, darunter eine weibliche. Mist. Ich hatte Mrs Benningtons Anwälten gesagt, sie sollten sie zu Hause lassen. Sie hatten entweder meinen Rat in den Wind geschlagen oder ihrem gewinnenden Charme nicht widerstanden.
    Der nette Polizist in Zivil redete beruhigend auf sie ein, wenn auch mit einer gewissen Lautstärke, um sie fünfzehn Meter von Conroy entfernt zu halten. Vor einigen Wochen hatte sie den Anwalt geohrfeigt, worauf er ihr mit der flachen Hand auf beide Wangen schlug. Sie reagierte mit einem Kinnhaken, bei dem er auf dem Hintern landete, und schließlich griffen die Gerichtsdiener ein und zogen die beiden auseinander.
    Ich war bei den Lustbarkeiten zugegen gewesen, weil ich quasi zur außergerichtlichen Einigung gehörte. Heute Nacht sollte der Fall entschieden werden. Wenn Gordon Bennington aus dem Grab aufstand und aussagte, dass er durch einen Unfall ums Leben gekommen war, würde Fidelis zahlen müssen. Wenn er einen Selbstmord zugab, würde Mrs Bennington leer ausgehen. Ich sprach sie mit Mrs an, weil sie darauf bestand. Bei meinem ersten Ms hätte sie mir fast den Kopf abgerissen. Sie war keine emanzipierte Frau, sondern mochte es, Ehefrau und Mutter zu sein. Das freute mich für sie und gleichzeitig für uns, die wir mehr Freiheit genießen.
    Seufzend ging ich den hellen Kiesweg entlang auf die lauter werdenden Stimmen zu. Als ich an dem Streifenpolizisten vorbeikam, nickte ich ihm zu. »Hallo.«
    Er nickte zurück, behielt aber die Versicherungsleute im Blick, als hätte er Befehl, sie nicht hinüberlaufen zu lassen. Oder er mochte einfach die körperlichen Ausmaße von Rex und Balfour nicht. Beide waren hundert Pfund schwerer als er. Für einen Polizisten war er schlank und hatte diesen unerfahrenen Gesichtsausdruck, als wäre er noch nicht lange im Dienst und unschlüssig, ob er überhaupt Polizist sein wollte.
    Mrs Bennington schrie den netten Zivilpolizisten an, der ihr den Weg verstellte. »Diese Arschlöcher haben sie engagiert, und sie wird tun, was die von ihr verlangen. Sie wird Gordon dazu bringen, dass er lügt, das weiß ich genau!«
    Ich seufzte. Ich hatte allen Beteiligten erklärt, dass Tote nicht lügen. Im Grunde glaubten mir nur der Richter und die Polizisten. Fidelis glaubte, mit dem Honorar hätten sie das Ergebnis gekauft, und Mrs Bennington war derselben Meinung.
    Schließlich entdeckte sie mich, als sie über die breiten Polizistenschultern hinwegsah. Mit ihren hohen Absätzen war sie größer als er. Er war höchstens eins fünfundsiebzig.
    Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, während sie mich anschrie. Er verstellte er ihr bei jeder Bewegung den Weg, ohne sie anzufassen. Sie prallte gegen seine Schulter und starrte ihn wütend an. Immerhin hörte sie dadurch auf zu brüllen.
    »Lassen Sie mich vorbei«, verlangte sie.
    »Mrs Bennington«, begann er mit tiefer Stimme, »Ms Blake ist auf Anordnung des Gerichts hier. Sie müssen sie ihre Arbeit tun lassen.« Er hatte kurze graue Haare, die oben auf dem Kopf ein bisschen länger waren. Das war vermutlich kein Modebekenntnis, er hatte es nur länger nicht mehr zum Friseur geschafft.
    Mrs Bennington war jedoch entschlossen, mir die Meinung zu sagen, und wollte nun an der anderen Seite an ihm vorbei, und diesmal fasste sie ihn an. Er war nicht groß, aber breit, ein rechteckiges Muskelpaket. Sie merkte ziemlich schnell, dass sie ihn nicht wegschubsen konnte, und versuchte es schließlich mit einem Ausweichschritt.
    Er musste sie am Arm festhalten. Als sie daraufhin mit der freien Hand nach ihm ausholte, hörte man seine tiefe Stimme klar durch die stille Oktobernacht: »Wenn
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