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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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mich nicht auf, Zara. Versprochen?«
    »Niemals!« Ich gleite durch das Fenster hindurch. Eigentlich würde ich Issie gern umarmen, aber an ihrem Gehopse sehe ich, dass sie immer noch sehr nervös ist, deshalb sage ich nur: »Danke.«
    Devyn stellt sich zwischen uns, vielleicht will er Issie beschützen oder so. Er richtet das Schwert gegen mich. »Wie fühlst du dich?«
    »Mir tut alles weh. Aber sonst, stark. Gut.«
    »Hast du das Gefühl, dass du uns etwas antun musst?« Seine Hand mit dem Schwert zittert nicht, und seine Stimme ist fest.
    »Nein.« Ich möchte ihm sagen, dass er sich beruhigen soll, aber Cassidy lehnt immer noch tief in Gedanken versunken an der Wand und schaut mich an, als könnte sie mein Elfen-Ich sehen. Issie wird wieder ganz gesprächig.
    »Wow. Mehr braucht es nicht, um einen Elf hereinzubitten? Ich hatte gehofft, dass ich alte lateinische Verse murmeln muss oder etwas auf Keltisch deklamieren oder vielleicht einen besonderen Tanz aufführen oder so. Das ist ja richtig enttäuschend. Aber was rede ich da?« Sie schüttelt den Kopf, lässt ihr Messer auf das Bett fallen und stürzt auf mich zu, um mich zu umarmen.
    »Nicht, Issie!«, schreit Devyn.
    »Sei still, Devyn.« Sie ist knochig und zerbrechlich, aber sie zu umarmen, fühlt sich immer warm und gut an. Nach zu Hause. Sie lächelt breit, als sie sich von mir löst. »Ich bin so froh, dass du wieder da bist.«
    »Ich auch«, sage ich und frage dann: »Du vertraust mir also noch?«
    »Na klar!«, ruft Issie, während Devyn kategorisch »nein« sagt.
    Cassidy ist mit gezücktem Messer näher gekommen. »Issie, du solltest dir auch dein Messer schnappen.«
    »Warum? Sie tut mir nichts«, antwortet Issie. »Sie ist Zara.«
    »Elfen-Zara«, korrigiert Devyn. »Nicht unsere Zara.«
    Nicht ihre Zara. Ich schließe einen Augenblick lang die Augen, damit die Enttäuschung mich nicht vollkommen überwältigt. Alle meine Gefühle sind so viel heftiger, seit sie fast gegenständlich sind. Ich öffne die Augen wieder und reiße mich soweit zusammen, dass ich sagen kann: »Was muss ich tun, um euch davon zu überzeugen, dass ich euch nichts antun werde?«
    Cassidy macht einen Schritt nach vorn, schlüpft zwischen Devyn und Issie hindurch und steht dann direkt vor mir. Sie trägt einen langen perlenbesetzten Rock und dazu im Lagenlook zwei dünne Tops, schwarz und lila, mit Spaghetti-Trägern. Ihre Armreifen klirren an ihrem Handgelenk, als sie die Hand zu meinem Gesicht hebt.
    Devyn will ihr in den Arm fallen. »Sei vorsichtig …«
    Sie weist ihn mit einer Handbewegung ab. »Ich werde es spüren.«
    Ich habe keine Ahnung, was sie tun wird oder warum sie es tut, aber ich bleibe einfach vollkommen still stehen und lasse geschehen, was immer geschieht. Ihre braunen Augen sind unergründlich. Sie erinnern mich an Nicks Augen, und das ist irgendwie tröstlich. Sie streckt den Arm aus und reicht Issie ihr Messer, dann berührt sie mit den Fingerspitzen beider Hände meine Stirn. Einen Augenblick passiert nichts, aber dann habe ich das Gefühl, ein Hallenbad zu betreten. Die Luft ist feucht und warm, und mein Blutdruck sackt in den Keller.
    Sie lächelt. »Keine bösen Absichten. Ihre Seele ist rein.«
    Sie lässt die Hände sinken und lächelt triumphierend, während ich stottere: »W-w-w-as? Woher willst du das wissen?«
    Issie hebt die Augenbrauen. »Wie sich rausgestellt hat, ist Cassidy zum Teil ein Elf. Ihr Ur-Ur-Großvater war ein Fabelwesen. Das befähigt sie zu gewissen Dingen.«
    »Ein Elf? Im Ernst?« Ich schüttle den Kopf und fange dann an zu lachen, weil es einfach so verrückt und so cool ist und überhaupt nicht das, was ich erwartet habe.
    »Nicht viel von einem Elf«, erklärt Cassidy, »aber genug, um in Menschen zu lesen und sagen zu können, ob sie gut sind oder nicht, oder um mit ein bisschen Magie vorherzusagen, wie Menschen handeln werden, manchmal sogar, um in die Zukunft zu schauen.«
    »Deshalb kratzt sie sich dauernd. Elfen reagieren auf synthetische Fasern in menschlicher Kleidung. Und deshalb hing sie auch dauernd bei Devyn rum«, erklärt Issie und lässt sich auf ihr Bett fallen. Sie winkt mich zu sich. »Sie hat gespürt, dass er und Nick auch anders sind.«
    »Ich wollte es wissen«, erklärt Cassidy. Sie geht zurück zu ihrem Platz und setzt sich inmitten von Stoffhasen und Kristallen auf den Boden.
    »Aber ich habe gedacht …« Ich beende den Satz nicht, weil er zu peinlich ist.
    »Dass sie in Devyn verliebt ist«,
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