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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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sehr Elf warst. Nichts für ungut.«
    »Schon gut«, antworte ich, aber ich höre gar nicht richtig hin, denn meine ganze Aufmerksamkeit gilt Cassidy. »Du kannst das wirklich?«
    Sie nickt und wendet sich ihren Kristallen zu. Einen kleinen lässt sie zwischen ihren Fingern hin und her gleiten. »Ich kann es versuchen. Redet einfach weiter, ich brauche ein paar Minuten, um mich vorzubereiten.«
    »Eigentlich kann ich es gar nicht ab, wenn sie das tut«, sagt Issie und wird so blass, als würde sie gleich ohnmächtig werden. Dann nimmt sie einen ihrer Stoffhasen, einen Peter Rabbit in blauer Jacke, fest in den Arm. »Die Elfen haben uns verfolgt. Wahrscheinlich sind sie auch jetzt draußen im Wald. Wir müssen sehr aufpassen, wenn wir rausgehen. Einer hat Mrs Nix geschnappt.«
    »Aber sie konnte sich befreien«, meint Devyn.
    »Die letzten paar Tage waren nur schrecklich«, fährt Issie fort. »Wir hatten solche Angst um dich. Wir hatten Angst, dass du sterben könntest oder dass du vielleicht …«
    »Ganz böse wirst?«, schlage ich vor.
    Sie nickt. »Ja.«
    Ich muss schlucken. Es ist unerträglich still im Zimmer. Ich denke an die Zeremonie, die ich gerade erlebt habe, an den Plan, daran, was als Nächstes geschehen muss. Ich räuspere mich. Mein Atem schneidet mir durch die Brust. Ich drücke eine Hand auf meinen Magen und akzeptiere, was ich getan habe. Ich habe es aus einem guten Grund getan. Ich habe mein früheres Selbst aufgegeben, um Nick zu retten, Und das war es wert. Das ist es wert. Ich bedauere nichts. Issie hat Schluckauf, wie immer, wenn sie versucht, nicht zu weinen.
    »Also«, sagte ich und versuche, die beiden zum Weiterreden zu motivieren und die Begräbnisstimmung zu vertreiben. »Das andere Anagramm … habt ihr es entziffert?«
    »Nein.«
    »Ein wunder Punkt für unser kleines Genie.«
    Devyn kommt zu mir ans Bett und nimmt meine Hand. »Du glaubst, dass er tot ist, nicht wahr? Du glaubst, dass man dich betrogen hat.«
    Ich kann nur leicht mit dem Kopf nicken. »Ja.« Meine Stimme ist wieder ganz leise, nur ein verzagtes, hoffnungsloses Flüstern. »Und nur die Hoffnung, nein, die Überzeugung, dass er noch lebt, hält mich aufrecht, verstehst du? Ich will nicht ohne ihn sein, ich kann mir einfach nicht vorstellen, ohne ihn zu sein. Natürlich weiß ich, dass ich ohne ihn existieren kann, aber das würde mir sehr schwerfallen.«
    Ich lehne mich an Issie. Sie legt mir den Arm um die Schultern und tätschelt mir den Kopf.
    »Ich bin bereit«, verkündet Cassidy.
    »Vielleicht sollten wir besser nicht …«, fängt Devyn an.
    »Wir müssen«, unterbreche ich ihn. Ich sitze wieder ganz aufrecht da, lasse aber seine Hand nicht los.
    Cassidy hat eine Ecke des Zimmerbodens von Stoffhasen und Kleidern freigeräumt. Die Kristalle liegen kreisförmig um sie herum, und vor ihr steht eine mit Wasser gefüllte Salatschüssel. Sie sprenkelt Wasser auf den Kreis, dann streckt sie ihre langen Arme aus, schließt die Augen und murmelt etwas. Auf einmal fühlt sich die Luft im Zimmer anders an, elektrisch aufgeladen, wie vor einem Gewitter. Cassidys Haare fliegen vor ihrem Gesicht herum, als würde ein Wind wehen, der sich nur auf sie zentriert.
    Devyns Griff um meine Hand wird fester. Issies Mund entschlüpft ein leises Wimmern, und dann hat es den Anschein, als würde sich der Wind, der sich bislang ganz auf Cassidy zentriert hat, aus dem Kreis heraus bewegen und uns treffen. Allerdings ist es nicht einfach ein Wind, sondern eher ein elektrischer Strom, der alle Energie an sich zieht. Alle Atome in meinem Körper scheinen zu surren und sich zu entladen und irgendwie zu schimmern.
    »Es saugt uns aus«, keuche ich.
    »Alles in Ordnung«, beruhigt mich Devyn.
    Cassidy scheint nichts mehr wahrzunehmen. Ihr Körper zittert, als stecke sie voller Elektrizität. Die Lichter im Zimmer gehen einfach aus, ohne dass jemand einen Schalter berührt, und Cassidy ist von einem gespenstischen Glühen umgeben. Ich will vom Bett aufstehen: »Ich kann sie nicht mehr sehen.«
    Devyn hält mich zurück. »Das gehört dazu.«
    Und auf einmal verändert sich das Glühen. Graue Linien bilden sich und verwandeln sich zu Umrissen. Das Bild eines Bettes entsteht, und in dem Bett liegt etwas. Einen Moment denke ich, dass ich das wieder bin in dem Hotelzimmer, aber das Bett passt nicht. Dieses hier sieht aus, als wäre es aus Ästen gebaut, und die Bettdecke entspricht auch nicht der standardmäßigen Hotelausstattung, sondern ist aus
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