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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold
Autoren: Carrie Jones
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Ausdruck, der aber rasch wieder verschwindet. »Er ist eine unglaubliche Bedrohung, Zara. Wenn die Leute deines Vaters weiterhin zu ihm überlaufen, wird er immer stärker werden.«
    »Aber deshalb haben wir ja dich«, sagt Amelie.
    »Weil ich Astley stärker mache.« Ich streiche mir die Haare hinter die Ohren und ertappe mich bei der Bewegung. Sie ist mir vertraut. Das habe ich schon immer gemacht. Ich möchte mich rückversichern, dass ich immer noch ich bin. Aber ich bin es nicht, oder etwa doch?
    Astley räuspert sich wieder. »Ja, das wirst du. Du tust es bereits, aber es wird mehr werden, wenn du von Walhalla zurückkommst, deshalb müssen wir sicherstellen, dass du zurückkommst.«
    Am Ende des Flurs schiebt eine Frau vom Zimmerservice ihren Wagen zu einer Tür. Der Wagen ist hoch beladen mit Papiertüchern und Toilettenpapier und sauberen Gläsern und Badehandtüchern. Die Stapel kommen mir ziemlich schief vor und drohen, gleich umzufallen. Ich möchte ihr helfen. Sie schaut zu uns her und hebt eine Augenbraue. Ich frage mich, wer ihr helfen wird. Wenn all die gefährlichen Dinge, die passieren könnten, tatsächlich passieren, wenn es einen richtig schlimmen Krieg gibt, wer wird dann den Menschen helfen? Wer wird den Menschen helfen, die im Kreuzfeuer stehen? Wer wird Issie und meine Mom und meine Mitschüler aus dem Spanischkurs und diese Putzfrau und alle anderen beschützen?

Elfen-Tipp
    Wenn du den Verdacht hast, dass jemand ein böser Elf ist, dann bitte ihn nicht in dein Haus. Gute Elfen? Kein Problem. Vergiss nicht: Ein Elf kann dein Haus nur betreten, wenn er hereingebeten wird.
     
    Ich kann das unmöglich ohne Devyn und Issie machen. Ich brauche sie. Devyn weiß wegen seiner Recherche-Leidenschaft vielleicht sogar schon, wie man nach Walhalla gelangt. Und Issie? Bei Issie kann ich mich vielleicht rückversichern, dass ich all das nicht umsonst gemacht habe, dass Nick noch am Leben ist und dass Astley mich nicht total an der Nase herumgeführt hat. Deshalb lasse ich mich von diesem König, von meinem König, zu Issie nach Hause bringen. Wir fliegen wieder. Ich bin schon fast daran gewöhnt, in der Luft zu sein. Einen Vorteil hat es, ein Elf zu sein: Die Kälte macht einem weniger aus. Es ist erstaunlich.
    Issies Zuhause strahlt etwas Tröstliches aus. Das Haus hat zwei Stockwerke und sieht sehr amerikanisch aus. Die Garage ist gleich neben dem Haus, und an den Fenstern gibt es diese süßen grünen Klappläden. Ich hab das Haus im Frühling noch nicht gesehen, aber ich wette, dass entlang des gepflasterten Wegs tonnenweise Blumen im Boden schlummern: Osterglocken und Tulpen und Gänseblümchen. Der bloße Gedanke daran wärmt mich, obwohl ich schreckliche Angst davor habe, Issie zu begegnen, schreckliche Angst davor, was sie wohl sagt, wenn sie erfährt, dass ich es wirklich getan habe. Sie ist meine beste Freundin. Es darf nicht sein, dass ich sie und Nick verliere. Das wäre zu viel.
    Und ich habe Angst vor mir selbst. Obwohl ich glaube, die Kontrolle über mich zu haben, fürchte ich, dass irgendeine verrückte Begierde mich überkommt und ich einfach …
    »Es wird alles gut, Zara«, sagt Astley.
    »Liest du wieder meine Gedanken?«, frage ich, während er mir den Hut über die Ohren zieht. Seine Hände verweilen dort ein bisschen zu lange, bevor er sie wegzieht. Dieser Typ hat mich geküsst. Ich weiß, was das im Hinblick auf die Verwandlung bedeutet hat, aber ich weiß nicht, was es, wenn überhaupt, im Hinblick auf unser Verhältnis als Junge und Mädchen bedeutet. Aber eigentlich habe ich gerade auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Er schnipst eine Fluse von seiner dunkelgrünen Cordjacke. »Nein, nur deine Gefühle.«
    Ich lasse Astley draußen stehen. Er steht auf der Garageneinfahrt und hat die Arme vor der Brust verschränkt, sodass seine Jacke am Kragen ein bisschen aufklafft.
    »Das dauert schon ein paar Minuten«, sage ich zu ihm. Ich schaue zu Issies Zimmer hinauf. Aus dem Fenster scheint warmes Licht. Ich kann Issie und Devyn dort drinnen riechen. Issie riecht nach Schmetterlingen und Vanille und gelben Osterglocken, Devyn nach Federn und Wind und einer Art Moschus. Ein Junge. Werde ich nach seinem Blut gieren? Nein. Nein. Ich weigere mich, darüber auch nur nachzudenken. Es ist so abscheulich. Ich konzentriere mich neu. Da ist noch ein Geruch, den ich nicht recht erkenne, ich glaube, es ist Lavendel. Ich weiß nicht, wer das ist. Die Eingangstür wartet auf mich, aber ich
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