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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem
Autoren: Taavi Soininvaara
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in der sich erweiternden Europäischen Union fest Fuß fassen wollte. Allerdings wußte er, daß es sich bei dem Unternehmen um die Tarnung für illegale Geschäfte handelte.
    Mitrano versuchte den Eindruck zu erwecken, als sei inKopenhagen alles planmäßig verlaufen. Er versicherte, alle Hindernisse auf dem Weg zur Annahme des ungarischen Aufnahmeantrags seien beiseite geräumt. Er drückte sich absichtlich unklar aus: Allzu neugierige Störenfriede gebe es nun nicht mehr, und die Gegner hätten endgültig ihre Meinung geändert …
    Die tiefe Männerstimme unterbrach ihn mit einem Räuspern. »Es tut mir leid, daß du in Kopenhagen versagt hast. Ich kann nicht das Risiko eingehen, daß du der Polizei von unseren Investitionen erzählst. Meine Grüße erreichen dich jetzt.
Salam alaikum.
«
    Mike Mitrano glaubte, ihm bliebe das Herz stehen. Die Tür wurde eingetreten, Maschinenpistolen ratterten, und was er geglaubt hatte, wurde wahr.

SONNTAG
    59
    Arto Ratamo schloß die Tür zum Informationssaal und holte die Kautabakdose aus der Tasche. Er war mit der Maschine um elf Uhr fünfunddreißig aus Kopenhagen zurückgekehrt und hatte als erstes verlangt, daß Ketonens Fahrer an der Runeberginkatu vorbeifuhr, damit er Kautabak kaufen konnte.
    Jussi Ketonen klopfte seinem Ermittler auf die Schulter. Die beiden SUPO-Beamten waren anderthalb Stunden lang ins Kreuzverhör genommen worden, Ratamo wegen der Ereignisse in Budapest und Kopenhagen und Ketonen wegen seines Verschwindens aus der Koordinierungsgruppe. Der Innenminister, der Staatssekretär im Außenministeriums und der Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium hatten nicht recht gewußt, ob sie den Männern danken oder eine Rüge aussprechen sollten.
    Ihre Schritte auf den steinernen Stufen hallten wider, als sie nebeneinander die Treppe hinuntergingen. Ketonen führte Ratamo zum Hintereingang an der Ritarikatu; die Polizei hatte den Innenhof des Ständehauses geschlossen. Ketonen wollte nicht, daß Ratamo der Medienmeute, die am Haupteingang lauerte, in die Klauen geriet.
    Ketonen machte sich Sorgen um seinen Ermittler. War Ratamo in den letzten Tagen zu oft in allzu schwierige Situationen geraten? Ein paar Wochen im Kreise der Familie würden da vielleicht guttun. Er wollte dem Jungen empfehlen, ein wenig auszuspannen. Die Vorbereitung auf die Prüfung für den gehobenen Polizeidienst durfte als Vorwanddienen, damit er seinen Nerven Urlaub gönnen konnte. Ketonen beschloß, etwas Ermutigendes zu sagen. »Das war genau richtig, daß du in Budapest den Mördern von Seppälä hinterhergerannt bist.«
    »Wer zu lange zögert, muß möglicherweise die Unterhosen wechseln«, antwortete Ratamo und lächelte erschöpft. Er hatte gestern der dänischen Polizei und per Telefon Ketonen und dann Riitta von den Ereignissen im »Grand Marina« berichtet und eben noch einmal der Koordinierungsgruppe. Er hatte erzählt, was er wußte, aber das Wichtigste wußte er nicht. Was trieb einen Menschen zu solch extremen Taten? Sowohl Varis als auch Saarnivaara waren von der Berechtigung ihrer Aktionen überzeugt: Varis wollte die Ausbeutung der Armen verhindern, und Saarnivaara glaubte die finnische Unabhängigkeit zu verteidigen.
    Die Ereignisse waren nun genug ausgewertet, jetzt reichte es. Er wollte nach Hause zu Nelli, in die Sauna und an Riittas Seite. Seine Tochter hatte er vier Tage lang nicht gesehen. Die schrecklichen Augenblicke in Kopenhagen belasteten ihn. Er verstand nicht, warum sie noch zur SUPO in die Ratakatu fahren mußten.
    Als Ratamo in der Fabianinkatu ein Restaurant sah, fluchte er leise. Himoaalto hatte er vollkommen vergessen. Ob der Mann schon wieder unter die Lebenden zurückgekehrt war? Er nahm sich vor, die Aaltos anzurufen, sobald er nach Hause kam. Die Sonne blendete so, daß er die Hand über die Augen halten mußte. Das Wetter war genauso schön wie am letzten Sonnabend, am Marathon-Tag, an dem alles angefangen hatte. Heute hätte Regen besser zu seiner Gemütslage gepaßt.
    Der Saab bog vom Laivurinmäki auf die Rampe ein, die in die unterirdische Garage der SUPO führte. Die Stahltüren der Garage öffneten sich automatisch, und der Polizist, der im Wachhäuschen Dienst hatte, hob die Hand zum Gruß.Im Aufzug schwiegen beide, Ketonen benutzte seinen Schlüssel. Ratamo folgte dem Chef bis zum Raum A 310.
    Die Tür des Beratungszimmers öffnete sich, und ein Knall ließ Ratamo zusammenfahren. Die Mitarbeiter der SUPO lachten, Wrede goß Champagner
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