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Finnisches Requiem

Finnisches Requiem

Titel: Finnisches Requiem
Autoren: Taavi Soininvaara
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in Gläser, und Riitta gab ihrem Mann einen Kuß. Auf die Wange. Auch alle SUPO-Mitarbeiter, die an der Arbeit der Ermittlungsgruppe beteiligt gewesen waren, hatten sich eingefunden, insgesamt etwas mehr als dreißig Leute.
    Ratamo beobachtete, wie Wrede auf Riittas Begrüßung reagierte, doch diesmal war der Rotschopf schlau genug, sie nicht zu kommentieren. Er hätte dem Schotten für das erste böse Wort sofort eine verpaßt. Wrede wirkte irgendwie lockerer als noch vor ein paar Tagen.
    »Bei uns ist es üblich, auf erfolgreich abgeschlossene Ermittlungen mit etwas Schäumendem anzustoßen«, sagte Ketonen zu Ratamo und bekam von Loponen ein Glas gereicht. Sotamaa füllte sein Glas schon zum zweiten Mal. Aus irgendeinem Grund war als Zaungast auch Mikko Piirala da, der Chef der Abteilung für Informationsmanagement. Er erklärte Wredes Sekretärin gerade etwas, aber die machte einen äußerst gelangweilten Eindruck. Ratamo überlegte, ob das an einer Überdosis Wrede oder Piirala lag.
    Alle hatten etwas zu fragen. Ratamo antwortete kurz, die Feierstimmung ließ auf sich warten. Es war ein komisches Gefühl, mit Champagner auf Ermittlungen anzustoßen, bei denen so viele Menschen gestorben waren.
    Schließlich hatte er genug von der Flut der Fragen und ergriff selbst die Initiative. Er erkundigte sich bei Wrede und Ketonen, wie es mit den Ermittlungen weiterging.
    Zu Mitranos Mörder gab es keinerlei Informationen, erzählte Wrede. Der Anschlag war das Werk von Profis. Es würde seine Zeit dauern, ihn aufzuklären, wenn es überhaupt gelang. Die Ermittlungen liefen in vieler Hinsicht erstan: Mitranos Geschäfte in Budapest, seine Kooperationspartner, die Korruption in der ungarischen Polizei und die Rolle der Kommission bei den Ereignissen mußten noch geklärt werden. Es würde sich zeigen, ob die Ereignisse Auswirkungen auf den Prozeß der EU-Erweiterung hatten.
    Ketonen erzählte, daß die Doppelrolle von Carol Simmons im FBI ein Schock für die Amerikaner gewesen sei. Sie hatten sowohl bei der ungarischen Regierung als auch bei der EU-Kommission offiziell um Entschuldigung für die Taten von Simmons gebeten. Das FBI erwog die Schließung seiner Abteilung in Budapest.
    Plötzlich wurde Ratamo klar, daß jemand fehlte. »Wo ist Musti?« fragte er.
    Der Chef wirkte verlegen. »Musti habe ich … äh … zu einem Freund … gebracht. Heute ist doch Sonntag.«
    Ratamo wunderte sich. Ketonen brachte Musti nie zu irgend jemandem. Der Hund und der Mann waren unzertrennlich wie zwei Nasenlöcher. Und warum stotterte der Chef?
    Das Telefon klingelte, Ketonen nahm ab, und sofort galt seine ganze Aufmerksamkeit dem Gespräch. Er sah gerade noch, wie sich Ratamo und Kuurma zurückzogen. Ratamo schaute von der Tür zu ihm herüber, und er nickte als Antwort auf die unausgesprochene Frage. Das junge Paar verließ die Feier vor den anderen.

EPILOG
    Ratamo schaute zu, wie Nelli im Wohnzimmer einen freien Platz auf dem Eßtisch für die Schüssel mit dem Pilzsalat suchte. Sie war so in ihre Aufgabe vertieft, daß man ihre Zungenspitze sah. An ihrem Handgelenk glänzte eine modische Uhr, ein Geschenk Ratamos, das vom Flughafen Kastrup stammte. Auch Riitta behauptete, ihr gefiele das Tuch, das er ihr mitgebracht hatte, obgleich sie es noch gar nicht trug. Die Standuhr im Flur erinnerte mit ihrem dumpfen Schlagen daran, daß es halb sechs war. Durch die Wohnzimmerfenster schaute man in den Vuorimiehen-Park, in dem das Laub wunderschön in allen Brauntönen leuchtete.
    Ratamo überlegte, ob wohl alle Speisen auf dem Tisch Platz finden würden. Neben den von Riitta zubereiteten vegetarischen und Pasta-Gerichten gab es einen feurigen indischen Hühnertopf, den er mit viel Begeisterung selbst gekocht hatte. Die Erinnerung an das Chicken vindaloo und den Tezpur-Chili-Pfeffer im Budapester Restaurant Maharaja verpflichtete.
    In der Küche surrte die Eieruhr: Die mit Blauschimmelkäse und Knoblauch gefüllten Champignons waren fertig. Jetzt fehlten nur noch Marketta und Ketonen. Ratamo konnte sich nicht erinnern, sich jemals so auf den Besuch von jemandem gefreut zu haben. Es war für ihn unmöglich, sich Marketta und Ketonen zusammen vorzustellen.
    Seija half Riitta in der Küche, und Himoaalto las die Tageszeitung. Die Aaltos waren eine Viertelstunde eher gekommen. Timo schaute mißmutig zu, als sich Arto für seinetolle Kochleistung mit einem Calvados belohnte. Die Aaltos blieben beim Wasser. Seija war schwanger, und Timo wollte seine
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