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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman
Autoren: Aufbau
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Pferde waren so gut wie am Ende. Mit schweißüberströmten, schaumbefleckten Hälsen zockelten sie über die Startlinie.Moriarty beugte sich vor, schob dem Rappen noch ein Stück Zucker ins Maul und flüsterte ihm ins Ohr. Jetzt käme es nicht mehr auf reiterisches Können an, sondern aufs Laufen. Buck und Billy Joe hatten sich auf den Weg zurück zum El Diablo gemacht. Moriarty konnte jede moralische Unterstützung brauchen.
    Richter Haynes war in seinem Element. Seine Marshals machten die Bahn auf der Straße frei, als der Apache auf dem Hoteldach verkündete, Moriarty und Tulloch hätten zum letzten Mal den Big Wet erreicht und Moriarty führte deutlich mit 100 Metern. Es freute ihn, dass weder Brennan noch Boyle seine Entscheidung über die erste Runde angezweifelt hatte; überhaupt hatte es zwischen den beiden Männern während des gesamten Rennens keinerlei Feindseligkeiten gegeben. Irgendwie schien der Wettlauf jegliche Spannungen zerstreut zu haben.
    Billy Joe nahm Buck das Fernglas aus der Hand.
    »Hast du sie gesehen?«, fragte er.
    »Jepp. Sind gerade über den Big Wet. Hab ich dir erzählt, was Moriarty in der vorigen Runde gemacht hat?«
    »Jepp«, sagte Billy Joe und starrte durchs Fernglas. »Ungefähr dreimal.«
    Er blickte in die verdorrte Ebene unterhalb des Bergs hinab.
    »Moriarty hat’s in der Tasche. Liegt 200 Meter vorn und zieht davon. Sein Pferd ist auch viel besser drauf. Wenn er bis zur Meilen-Flagge noch ein paar Meter dazugewinnt, kann ihm der Schotte auf der letzten Meile nichts mehr anhaben, egal wie schnell der rennt.«
    Als Moriarty den Fuß des Bergs erreichte, gab Billy Joe Buck das Fernglas zurück.
    »Na los, Moriarty«, brüllte er. »Du alte Krücke! Gib alles!«
    »Er kann dich nicht hören«, sagte Buck.
    »Ich weiß.«
    Das Baby kam schnell, gerade so, als könnte es gar nicht abwarten, auf die Welt zu kommen. Grau und schleimbedeckt flutschte es heraus. Kurz darauf hatte der inzwischen vollkommen nüchterne Halliwell die Nabelschnur durchtrennt, und Eleanor hielt ihr Kind in den Armen.
    Sie küsste das Neugeborene auf die Wange und sah auf. »Wie läuft es für ihn?«, fragte sie.
    Hettie eilte auf die Veranda hinaus. Als sie Bill Brennans Gesicht sah, wusste sie, dass etwas Entsetzliches passiert war. Ein erregtes Murmeln ging durch die Menge, und endlich erfuhren sie, was geschehen war. Mit entäuschtem, besorgtem Gesicht starrte Brennan sie an.
    »Am Fuß des El Diablo, bei der Brücke«, sagte er. »Es heißt, Moriarty sei stehen geblieben. Es tut mir leid, Ma’am. Er muss völlig am Ende sein.«
    Doch Moriarty war alles andere als am Ende.
    Er sprang aus dem Sattel und untersuchte den Rappen. 400 Meter weiter oben trottete Tulloch langsam auf seinem Grauen den Berg hinab. Moriarty wusste, dass sein eigenes Pferd nicht mehr konnte. Es hatte die letzte halbe Meile gehinkt, und sein schweißnasser Hals war mit weißem Schaum bedeckt. Moriarty steckte dem Rappen ein letztes Zuckerstück ins Maul, als neben ihm ein Apache die Neuigkeit nach Yuta City blinkte. Doch Moriarty achtete weder auf den Indianer noch auf die Menschentraube, die sich am Fuß des Bergs versammelt hatte.
    Keine Frage, der Rappe würde es auch noch die 800 Meter bis zur Meilen-Markierung machen, denn das Tier war mehr als zäh. Doch genug war genug: Es hatte mehr gegeben, als man von ihm verlangen konnte. Moriarty beschloss, den Rest der Strecke zu laufen.
    Er tätschelte den Hals des Pferdes und bat die Zuschauer, sich darum zu kümmern. Dann trabte er los, über die wackelige Holzbrücke auf die Meilen-Markierung zu, die bereits verzerrt durch die flirrende Hitze zu sehen war.
    Er musste sich zwingen, nicht mit voller Kraft loszulaufen. Tulloch würde mehr als zwei Minuten brauchen, um ihn auf seinem müden Pferd einzuholen, es gab also keinen Grund, in Panik zu geraten. Bis zur Meilen-Markierung könnte er sich warmlaufen, eine ideale Voraussetzung für den letzten Meilensprint nach Yuta City.
    200 Meter vor der Meilen-Markierung näherte sich Hufgetrappel. Er brauchte sich nicht umzusehen. Das Schlagen der Hufe verriet ihm, dass sich Tullochs Grauer kaum schneller bewegte als er selbst. Das Tier war verbraucht. Jetzt gab es nur noch die beiden Läufer, und genau das hatte er sich von Anfang an gewünscht.
    50 Meter vor der Markierungsflagge, an der zwei Wettkampfhelfer mit Sombreros standen, konnte Moriarty Tulloch förmlich im Nacken spüren und das Pfeifen und Schnauben des erschöpften Pferdes
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