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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman
Autoren: Aufbau
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Als er wieder auftauchte, war er von der Hüfte aufwärts nackt, und sein hellweißer Oberkörper schien geradezu zu leuchten. Er trug rote Long Johns und etwas, das aussah wie schwarze Mokassins. Während der weiße Mann wieder nach vorn ging und die Pferde tränkte, musterte White Wolf ihn ganz genau. Augenscheinlich war er nicht mehr jung, ungefähr so alt wie sein Vater, doch sein Gang war jugendlich federnd und elastisch.
    Der Mann verharrte für einen Moment am Fuß des Hügels, dann stürmte er den zerklüfteten, felsigen Abhang hinauf. Die ganze Zeit über behielt er einen konstanten Rhythmus bei, und erst, als er die Kuppe erreichte, beugte er sich keuchend vornüber, die Hände auf die Knie gestützt. Niemals würde White Wolf dieses Bild vergessen: Wie sich der Mann zu voller Größe aufrichtete und sein wunderbarer weißer Körper in der Sonne strahlte. Dann trottete er gemächlich wieder talwärts.
    Beinahe wäre White Wolf zurück ins Dorf gerannt, um die anderen Jungs zu holen. Nein, dachte er dann: Dieser Augenblick gehört mir . Ich bin derjenige, der Wache halten sollte und den ganzen Tag über in der brütend heißen Sonne hocken musste. Er gehört mir allein.
    Kaum war der Mann unten angekommen, machte er kehrt und rannte den Hügel im gleichen unermüdlichen Tempo wieder hinauf. Er hatte die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, als plötzlich ein zweiter Besucher im Tal auftauchte. Der Mann war jünger, trug Buckskins und ritt einen braunen Schecken. Er sah zu dem Älteren empor, der sich die letzten Meter zum Gipfel hinaufkämpfte. Als er sich, oben angekommen, umwandte und ins Tal hinunterblickte, rief ihm der Neuankömmling etwas zu und winkte. Schwer atmend beugte sich der Läufer nach vorn und hob grüßend den Arm. Dann trabte er, Staub und Steinchen aufwirbelnd, den gewundenen Pfad ins Tal zurück.
    Die Männer schüttelten sich die Hände, der Reiter stieg ab, und die beiden verschwanden hinter dem Wagen. Als sie kurz darauf wieder auftauchten, war nichts mehr wie zuvor. Der Läufer war jetzt komplett bekleidet, dafür hatte der Reiter seinen Oberkörper freigemacht und trug weiße Long Johns und schwarzlederne Mokassins.
    Mit steif durchgedrückten Armen und seltsamen, gestreckten Schritten entfernte sich der Jüngere vom Wagen ins Tal hinein. Nach rund 100 Schritten blieb er im Schatten eines Felsvorsprungs stehen, zog mit der rechten Fußspitze eine Linie in den Sand und fing an, zuerst mit dem einen Fuß und dann mit dem anderen auf dem Boden herumzuscharren. Dann drehte er sich zum Wagen um und verharrte reglos.
    Der Ältere rief etwas und reckte seinen rechten Arm in die Höhe. Der andere tat es ihm nach. Gebannt streckte sich White Wolf auf dem harten Felsen aus und starrte mit zusammengekniffenen Augen zu dem jungen Mann hinunter, der rechts unter ihm im Schatten stand.
    Plötzlich ließ der Mann beim Wagen seine rechte Hand fallen, und der Junge raste durch das Tal auf ihn zu. Noch nie hatte White Wolf jemanden so schnell laufen sehen, die Beine nichts als ein weißes Flirren. Ein merkwürdig abgehacktes Scharren drang bei jedem Schritt aus dem Tal empor. Der Mann stob am Wagen vorbei, fiel in einen lockeren Trab, dann in einen Trott und schlenderte schließlich zum Wagen zurück, wo er mit kreisenden Armen stehen blieb und mit dem Mann in Schwarz redete. Selbst von so weit oben konnte White Wolf den glitzernden Schweißfilm auf seiner milchweißen Haut erkennen.
    Wenige Minuten später wiederholte sich die Szene, und wieder jagte der junge Mann in weißen Long Johns wie ein gehetztes, herrliches wildes Tier durch das Tal. Fasziniert schob sich White Wolf noch ein Stückchen nach vorn, und eine kleine Steinlawine rieselte talwärts. Doch keiner der beiden weißen Männer bemerkte etwas. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, auf einen glitzernden Gegenstand in der rechten Hand des Älteren zu starren.
    Dann geschah das Allermerkwürdigste. Der Läufer zog seine langen Unterhosen und seine Schuhe aus, und zum ersten Mal im Leben sah White Wolf einen nackten weißen Mann. Die schwarze Bauchbehaarung stach krass von seiner leuchtend weißen Haut ab. Der Ältere ging zur Rückseite des Wagens, kam mit einem Eimer Wasser zurück und begoss damit den nackten Läufer, der bei jeder Berührung mit dem eisigen Wasser aufjohlte.
    Die Sonne sank rasch, und der Läufer verschwand hinter dem Wagen und kam vollständig angekleidet und in seinen braunen Lederhosen wieder zum Vorschein.
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