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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman
Autoren: Aufbau
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haben«, entgegnete der Mann und tauchte seine Schreibfeder in ein Tintenglas. »Aber ich muss Sie warnen, junger Mann. Das hier ist ein Scratch-Rennen, 130 Meter, englischer Stil. Das heißt, keine Vorgaben für niemanden. Das war schon immer so, zumindest, solange ich hier bin.«
    Buck zog einen ledernen Geldbeutel aus seiner Westentasche. »Zehn Dollar sagten Sie, Sir?«
    »Jepp. Sie wissen schon, dass ein paar von den schnellsten Läufern der ganzen Gegend antreten, mein Junge?«
    »Ich will trotzdem teilnehmen, Sir«, entgegnete Buck und hielt ihm die zehn Münzen hin.
    Das Männchen nahm die Brille ab, legte sie auf den Tisch und sah zwinkernd zu ihm hoch. »Haben Sie mal von Paul Ledoux gehört?«
    »Ist das der Knabe, den sie den Fliegenden Franzosen nennen?«
    »Ganz genau der. Er ist Canyon Citys Fast Man . Hat uns ’nen ordentlichen Packen Dollar eingebracht, dieser Paul Ledoux.« Der kleine Schreiber studierte eine Liste, die vor ihm lag. »Und der junge Sam Withers ist auch dabei – angeblich ist der in St. Louis zwei Zehntelsekunden unter Sollzeit gelaufen. Dann ist da noch McCluskey und der Kerl aus Silver City …«
    »Der Hirsch von Savannah?«, fragte Buck.
    »Sie sagen es«, antwortete der Wettkampfhelfer. »Verstehen Sie mich nicht falsch, mein Junge. Wenn Sie mitmachen wollen, ist das natürlich Ihr gutes Recht. Ich will nur nicht, dass ein junger Cowboy zehn Silberdollar aus dem Fenster schmeißt.«
    Buck machte ein ernstes Gesicht. »Ich will trotzdem mitmachen, Sir.«
    »Sind Sie schon mal gesprintet, Mr. –?«
    »Miller, Buck Miller. Jawohl. Als Junge habe ich in Pennsylvaniaein paar Picknick-Rennen gewonnen. Ein bisschen Saft müsste in diesen Beinen noch drinstecken.«
    Der Mann wiegte den Kopf. »Das kann ich Ihnen nur wünschen, Mr. Miller. Laufen Sie in Spikes oder Mokassins?«
    Ohne zu antworten, machte Buck auf dem Absatz kehrt, schlängelte sich durch die überfüllte Halle und verschwand durch die Schwingtüren. Das Männchen blinzelte ratlos und machte sich kopfschüttelnd wieder an seinen Schreibkram. Wenige Sekunden später war Buck mit klirrenden Sporen zurück und hielt ein Paar nagelneue, lacklederne Laufschuhe in der Hand. Er stellte sie auf den Tisch, drehte sie um und zeigte die makellosen gelben Ledersohlen, aus denen jeweils sechs nadelspitze Spikes emporragten.
    Der kleine Mann griff nach den Schuhen und musterte sie. »Das sind ja dolle Dinger! So was hab ich noch nie gesehen.«
    »Im Sears-Roebuck-Katalog steht, das sind Sollzeit-Schuhe«, entgegnete Buck stolz.
    »Aber nur, wenn Sie Sollzeit-Beine haben, Jungchen«, brummte eine tiefe Stimme hinter ihm.
    Buck drehte sich um. Hinter ihm stand ein hochgewachsener Mann mittleren Alters mit hängendem, schwarzem Schnauzbart, schwarzer Melone sowie Jacke, Weste und Stiefeln in derselben Farbe. Auf seiner linken Brust prangte ein Blechstern.
    »Buck, das ist Marshal Boone. Mr. Boone ist ein außerordentlich sportbegeisterter Gentleman«, sagte der kleine Protokollant.
    »Wie viele Jungs haben sich für unseren Sprint schon eingeschrieben?«, fragte Boone, ohne auf Buck einzugehen, nahm einen verloschenen, feuchten Zigarrenstummel aus dem Mund und kramte in seiner Westentasche nach Streichhölzern.
    »Beim letzten Durchzählen waren’s neunzehn, Marshal.Mit diesem kleinen Yankee hier, Buck Miller, kommen wir auf 20.«
    Boone riss ein Streichholz am Stiefelabsatz an, entzündete die Zigarre, zog daran und blies den Rauch in Bucks Gesicht. »Dann gib dein Bestes, mein Junge. Mehr kann ich dir nicht raten.« Der Marshal drehte sich um und schritt gemächlich durch die sich teilende Menge zur Tür.
    Der kleine Mann sah ihm nach und warf einen Blick auf den sechsschüssigen Revolver, der sich an Bucks rechte Hüfte schmiegte.
    »Den lassen Sie wohl besser hier, Mr. Miller. Wenn Sie weiterziehen, können Sie ihn wieder abholen. Aber ballern Sie ja nicht rum, wenn Sie die Stadt verlassen. Die meisten Cowboys fühlen sich durch das Schießverbot ihrer Rechte beraubt. Doch daran ist nun mal nichts zu rütteln, zumindest nicht in Canyon City. Eure Revolver haben gegen die Winchester des Marshals sowieso keine Chance. Und Boones Männer schrecken vor nichts zurück.«
    Nickend zückte Buck seine Waffe und legte sie behutsam auf den Tisch.
    »Ich bin nicht auf Ärger aus«, sagte er. »Wann sind die Vorläufe?«
    »Drei Uhr«, sagte der kleine Mann. Buck drehte sich um und bahnte sich seinen Weg zu den Schwingtüren.
    »Das Finale
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