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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr
Autoren: Martin dodenhoeft
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Polizeischule. Vor allem anders als der Jörg Wachter. Der hatte sowieso einen Knall, der kleine Ehrgeizling. Spreizte sich endlos vor dem Spiegel und übte das vorschriftsmäßige Grüßen. Spind immer tadellos aufgeräumt. Und pistolengeil, dafür war er inzwischen an der ganzen Polizeischule bekannt.
    Aber leider, leider, Asmussen war absolut zu alt für sie, jedenfalls 40 oder mehr. Man geht doch nicht mit Papi in die Disco! Sein genaues Alter hatte sie noch gar nicht erfragt. Aber das würde sie schnell herauskriegen. Sie beschloss, irgendwann ernsthaft die Ermittlungen aufzunehmen. Lohns konnte sie um den kleinen Finger wickeln, der würde reden.
    Asmussen war auf eine besondere Weise ziemlich unnahbar. Superfreundlich, aber mit so einer Distanz, die sie gar nicht kannte. Als Mann war der ihr überhaupt nicht zugänglich, das war neu für sie. Andersrum? Nee, konnte ja nicht sein. Lohns hatte etwas von einer »ziemlich jungen« Schwedin erzählt, mit der der Chef zusammen sei. Oder Litauerin? Ganz tolle Frau sollte das jedenfalls sein. Davon würde sie sich lieber mal selbst überzeugen. Männer sind einfach nicht objektiv, Lohns sowieso nicht. Der schaute fast jeder (sehnsüchtig) hinterher, hatte aber wohl zu viel Angst vor seinem Hausdrachen.
    Mit dem Lohns und vor allem dem Peters verstand der Chef sich blind, die kannten sich wohl schon länger. Das galt eingeschränkt auch für die anderen Kollegen, auch die von der Wasserschutzpolizei, die im selben Gebäude am Hafendeich untergebracht waren. Die Stimmung auf der Wache war jedenfalls immer gut. Da hätte sie es auch schlechter erwischen können für das Praktikum – Elmshorn oder Bordesholm oder so. Hier war Urlaub immer gleich vor der Tür. Nur leider war alles so teuer. In der Saison war natürlich alles auf Touri-Preisniveau.
    Sie zog ihre Jacke nochmals zurecht – absolut altmodischer Schnitt, ätzend! – und strich sich geistesabwesend über das halblange blonde Haar. Die Jacke: Froschgrün! Die Hose: Hell-Kackbraun! Das Hemd: Bambus. Arrgh! Von den klobigen Tretern ganz zu schweigen. Die neue dunkelblaue Uniform machte wesentlich mehr her, mehr so Richtung coole amerikanische Cops. Hier auf der Insel hatten sie noch nicht umgestellt, und die Schüler hatten auch noch keine bekommen. Sie waren wohl im ganzen Land die letzten.
    Ihrem Lehrgangskameraden Jörg Wachter gingen ganz andere Dinge im Kopf herum. Er sah die Wattwanderergruppe langsam herankommen. Ganz schön viele, weit auseinandergezogen! Da konnte leicht einer unbefragt entkommen. Man müsste die alle antreten lassen, und dann würde er kurz und bestimmt die Kollegen zur Aufnahme der Personalien und zu ersten Zeugenbefragungen einteilen. Und keiner der Urlauber dürfte die Insel verlassen, bevor nicht er, Hauptkommissar, nein, besser Polizeidirektor Dr. Wachter, das genehmigt hätte. Er straffte sich.
    Den Toten, sicher so ein Depp, der allein im Watt rumgelaufen und dann natürlich von der Flut überrascht worden war, hatte er ja leider nicht gesehen. Er hatte überhaupt noch keinen Toten in echt gesehen. Auf Bildern natürlich, im Polizeimuseum in Hamburg war ihm leider fast schlecht geworden. Aber er hatte Haltung bewahrt, das wäre ja noch schöner. Da muss man durch, sagte sein Vater immer, ein Oberstleutnant bei der Bundeswehr.
    Wachter stellte sich vor, der Tote wäre ein Mordopfer. Jawoll, er würde das ruckzuck aufklären. Die Kripo, die natürlich zu spät eintreffen würde, könnte er mit dem Ergebnis seiner perfekten Ermittlungen gleich wieder nach Hause schicken. Anschließend Lob vom Innenminister und außerplanmäßige Beförderung! Wachter rückte seine Mütze noch einmal gerade und blickte entschlossen den ersten Wattwanderern entgegen, die gerade den Deich heraufkamen.

Sorgen und Nöte
    Es klopfte. Sie ging zur Tür und ließ den Besucher herein. »Komm in die Küche!«, forderte sie ihn auf. »Ich hab gerade Tee gekocht.«
    Am Küchentisch saß ein Mann und sah den Eintretenden aufmerksam an. »Was hast du nur gemacht? Steckst du da irgendwie drin?« fragte er ihn vorwurfsvoll.
    Der sagte langsam, betont: »Es musste sein. Versteht ihr das denn nicht? Ich habe so lange darauf gewartet. Und dann ... Dass ausgerechnet du ihn finden musst, das konnte ich doch nicht ahnen.«
    Sie brachte eine gefüllte Teetasse, stellte sie vor ihm ab und legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »Natürlich verstehen wir das. Aber wie soll es jetzt weitergehen?«
    Der Gast zuckte müde
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