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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr
Autoren: Martin dodenhoeft
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mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Eigentlich ist es mir auch egal. Jetzt, wo alles vorbei ist. Es ist mir egal.«
    »Uns aber nicht!«, sagte der Mann am Tisch zornig. »Uns ist das absolut nicht egal, wenn du dich kaputtmachst. Wir sind nämlich deine Freunde, weißt du, und deshalb nehmen wir uns das Recht, uns um dich zu sorgen. Verstehst du das?«
    Der Gast nickte. Er hatte es immer gewusst. Aber seine Not teilten sie nicht, es war nicht ihre Not. Niemand, nicht einmal die beiden, konnte ermessen, was in ihm vorging. Er bot ihnen etwas anderes an. »Jedenfalls ist das mit der Übernahme wahrscheinlich vom Tisch. Das bleibt mir wenigstens erspart.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Woher willst du das wissen? Jedenfalls ...«, sagte sein Freund in aufgebrachtem Ton, wurde aber unterbrochen.
    »Wozu streitet ihr euch, was soll das?«, fragte die Frau. »Das bringt jetzt überhaupt nichts. Wir müssen jetzt einfach sehen, wie du da trotzdem heil rauskommst.«
    Sie hatte ja Recht. Also begannen sie, über mögliche Auswege zu diskutieren.

Projekt Roman
    Die Begegnung mit ihrem Freund Klaus-Henning war nur kurz gewesen, der war einfach zu sehr beschäftigt. Sie hatten ihm nur zum Geburtstag gratuliert – schöner Geburtstag heute, mit der Leiche im Watt! – und ihre Verabredung für den morgigen Abend nochmals bestätigt. So wanderten Carl und Renata bald darauf das Stück unterhalb des Deichs nach Utersum, an den Teichen vorbei, wo fette Enten völlig überflüssigerweise von Urlaubern gefüttert wurden. Schließlich erreichten sie ihr Quartier, den zu einer Appartementanlage umgebauten alten Friesenhof.
    Frauke Harksen hängte gerade mit raschen, routinierten Bewegungen die Bettwäsche auf. Renata winkte ihr zu und ging weiter in Richtung Appartement, Carl trat direkt auf sie zu: »Was meinst du, ob Jan mich außer der Reihe irgendwie einschieben kann? Ich hatte einen kleinen Sturz und hab mir die Schulter angeschlagen, vielleicht verrenkt oder so.« Der tüchtige, aber etwas gewöhnungsbedürftige Chefmasseur des Kurmittelhäuschens hinter den Dünen war ihr Bruder.
    Frauke musterte ihn. Ein ganz klein wenig verdreckt an der Seite, äußerliche Blessuren hatte Carl jedenfalls nicht. »Wenn du willst, ruf ich schnell mal an«, schlug sie vor. »Für mich macht Jan das auf jeden Fall. Obwohl sein Plan bestimmt ziemlich voll ist.«
    Carl nickte. »Das wär nett. Man muss es ja wenigstens versuchen.«
    Renatas und seine Termine für je zwölf Schlickpackungen und Rückenmassagen hatte er bereits Monate vor Urlaubsbeginn eintragen lassen. Urlaubern, die spontan und ahnungslos im Kurmittelhäuschen anfragten, konnte es passieren, dass sie un-terminiert, un-verpackt und un-massiert wieder abziehen mussten. So war es ihm jedenfalls mal ergangen, bei ihrem ersten Urlaub auf Föhr. Die Massagekünste von Jan Harksen, der auf der ganzen Insel nur Franz Branntwein genannt wurde, waren legendär.
    Frauke Harksen kam vom Telefon zurück: »Wenn du in einer Viertelstunde da bist, nimmt mein Bruder dich sofort in die Mangel. Es hat gerade vorhin einer abgesagt.«
    Wunderbar. Carl bedankte sich bei ihr. Wenn er sofort losginge, könnte er das gut schaffen!
    Renata hatte sich inzwischen ein Stück Kuchen aus der Küche der Appartementwohnung geholt und es sich im Strandkorb auf dem Rasen vor dem Haus mit einem Buch gemütlich gemacht. »Tote Möwen kreischen nicht – ein Nordfriesenkrimi«, las er im Vorbeigehen auf dem Umschlag.
    »Ah ja!«, imitierte er Loriot. »Auf den Katzenschmalzkrimi folgt das Möwenkreischdrama! Statt Bücher zu lesen, solltest du lieber mit unserem Krimi anfangen!«, sagte er halb ernsthaft, halb scherzend. »Ich geh jetzt zu Franz Branntwein. Frauke hat mir einen Termin besorgt.«
    »Und ich muss mich jetzt auch erstmal ausruhen«, entgegnete Renata und biss in das Kuchenstück. »Das kann ich nun mal am besten bei einem Werk ohne literarischen Anspruch. Außerdem ist das hier Weiterbildung«, sagte sie kauend, »von heute Morgen mal ganz abgesehen.« Allerdings. Das war quasi drehbuchreif gewesen.
    Carl zog sich schnell um und machte sich auf den Weg. Es war nicht weit. Die schmale Straße Triibergem entlang – benannt nach drei Grabhügeln unklaren Ursprungs. Fast jedes Haus an dieser Straße hatte oder bestand aus Ferienwohnungen. Überall standen Urlauberautos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland. Dann rechts ab – Noorder Kaalkamp, Nördliches kahles Feld, ein zutreffender Name – in
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