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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr
Autoren: Martin dodenhoeft
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Erfrischungsgetränke auszuschenken und auch Kuchen zu verkaufen. Seitdem hatte sich der Informationsdurchsatz noch vergrößert.
    So war Carl durchaus nicht überrascht, als ihn Franz Branntwein während der Behandlung der Schulter (»Nichts Ernstes, nur ein bisschen geprellt!« – »Arrgh!«) mit Informationen über den im Watt gefundenen Toten versorgte. Hermann Siewering war etwa Mitte 80 und bis vor gut zehn Jahren alleiniger Chef der Hamburger Reederei Siewering gewesen. Sein Sohn Martin hatte ihn beerbt. Man munkelte aber, dass der Alte sich immer noch massiv in die Geschäfte eingemischt habe. Der war für sein Alter relativ unternehmungslustig gewesen, gesund, geistig noch voll da. Seine Frau, Martins Mutter, war vor ein paar Jahren gestorben. Zur Massage war er hier natürlich nie erschienen, auch andere Angebote des Insellebens hatte er kaum wahrgenommen. Die Reichen hatten ihr eigenes Programm, nahm er an.
    Vor einigen Jahren hatte der Sohn ein großes, luxuriöses Haus in einer der beiden neuen Siedlungen am Südstrand gekauft. Mindestens eine Million (Euro!), hieß es aus kundiger Quelle, sollte ihn das gekostet haben – mit allen Umbauten.
    Im Yachthafen von Wyk hatten die Siewerings im Sommer ein großes Motorboot liegen, einen regelrechten Kabinenkreuzer. Ein recht altes Modell, mit Teakholz und allen Schikanen. Allerdings mit modernisierten Maschinen. Mit dem Boot waren Vater und Sohn gestern Abend ausgelaufen. Das wusste Franz Branntwein von einem Bekannten, der im Sportboothafen arbeitete. Das machten die öfter im Sommer, in ruhigen Nächten, meistens mit Gästen. Die blieben dann zwei, drei Tage auf See. Ob das nur geschäftlichen Besprechungen diente? Manchmal waren auch die Ehefrauen mitgefahren, dann mal wieder ... »Junge Frauen!«, gab der Masseur seinem Kunden mit einem wissenden Unterton zu verstehen. Die Insel war klein, der Yachthafen auch, jeder kannte praktisch jeden ... Aber bitte. Das hatte noch keinen gestört. Er wüsste da noch ganz andere Sachen ...
    Franz Branntwein, der inzwischen den unteren Teil von Carls Rücken bearbeitete, da er ja nun schon mal da war, spekulierte. »Ist das nicht merkwürdig? Keine Spur von dem Boot! Na ja, die müssen noch suchen. Also, Vater und Sohn laufen mit ihrem Kabinenkreuzer aus. Ob da noch mehr Leute an Bord waren, wissen wir ja nicht. Mein Bekannter hat gesagt, nein. Und der sieht immer alles im Hafen. Häuptling wachsames Adlerauge, sag ich! Ne Eule ist nichts dagegen. Ist aber auch gut so, denn es wird geklaut, wo’s geht. Neulich ist sogar extra ne ganze Diebesbande rübergekommen vom Festland. Die waren sogar im Yachthafen. Liegen ja ne Menge Boote da, und meistens ist keiner drauf. Da gibt’s immer was zu holen. Aber mein Bekannter hat die natürlich gleich vom Gelände geworfen, der kennt seine Pappenheimer. Wieso sagt man eigentlich Pappenheimer? Ach egal, also wo war ich? Ach so, ja, also der alte Siewering wird am nächsten Tag tot im Watt gefunden. Wo ist nun der Sohn mit dem Boot?«
    »Das ist jetzt die Frage der Stunde«, warf Carl ein. »Vielleicht hat ja der Sohn den Vater umgebracht, aus irgendeinem familiären Grund.«
    »Ja genau, so’n richtiger Hass ist da, und deshalb schnitzt er seinem Vater MÖRDER in die Brust«, fuhr Franz Branntwein fort. Carl grauste es bei dieser Wortwahl, aber er sagte nichts. Die Vorträge des Masseurs waren stets überaus lehrreich, in jeder Hinsicht. »Der wird schon wissen, warum, Familiendrama«, sagte Franz Branntwein gerade. »Dann wirft er ihn über Bord und haut mit dem Boot ab. So könnte es gewesen sein. Gibt aber eigentlich keinen Sinn, oder?«
    »Na ja, vielleicht doch, aber wir wissen ja nichts.« Carl überlegte, während Franz Branntwein Schultern und Nacken massierte. »Es könnte auch ganz anders gewesen sein. Beispielsweise: Die beiden Siewerings sind allein an Bord. Irgendeiner kommt mit einem Boot heran, geht an Bord und bringt beide um. Den Sohn hat man nur noch nicht gefunden.«
    Franz Branntwein fand das bedenkenswert. Dass der Sohn den eigenen Vater umbringt und dann mit einem so auffälligen Boot verschwindet ... das erschien ihm nun doch eher unwahrscheinlich. »Vielleicht wollte ja einer das Boot klauen ... aber nee, dazu bringt man nicht zwei Leute um, und dann ergibt das mit dem Mörder auch keinen Sinn. Also weg damit. Oder ... das war ein Irrer!« Diese Möglichkeit gefiel Franz Branntwein besser. »Nur ein Irrer würd das so machen, einfach so. Den Jungen hat
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