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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr
Autoren: Martin dodenhoeft
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auf die Wattwanderer wartete. Er hatte alle verfügbaren Mitarbeiter eingesetzt, Peters, Meyer und Wachter. Zwei Kollegen, Eicken und Jahrmann, hatten Freischicht. Sievertsen hatte eine Sommergrippe, hoffentlich nicht zu lange. Auch die neue junge Kollegin, Heike Behrendt, war nicht dabei. Drei Jahre hatten sie auf die Besetzung ihrer Stelle warten müssen. Dann hatte ihm die neue Mitarbeiterin nach wenigen Wochen Dienst mitgeteilt, dass sie schwanger sei. Er hatte es mit Fassung getragen und gratuliert. Dann hatte sie der Arzt krankgeschrieben – Risikoschwangerschaft! Er bedauerte das sehr, denn sie hätte frischen Wind in die männerdominierte Station bringen können. Hoffentlich würde bei ihr alles gut gehen.
    Kurzfristigen Ersatz gab es natürlich nicht, das Land sparte an allen Ecken und Enden, vor allem beim Personal. Er hatte es gewagt, Husum zu übergehen, und direkt im Landespolizeiamt in Kiel angerufen. Der für die Personalplanung zuständige Dezernent hatte nur kurz geschnauft und gefragt, wie lange er, Asmussen, eigentlich schon dabei sei. Ob er sich nicht zutraue, die paar urlaubenden Familien und Tagestouristen allein im Zaum zu halten? Die letzten Jahre sei das auch gegangen, und, ganz nebenbei, eine Stelle auf Föhr stehe sowieso auf der Kippe. Überdies solle er den Dienstweg einhalten, aber das würde ihm ja sowieso schwerfallen. Ein unerfreuliches Gespräch.
    Normalerweise hätten sie für den »Bäderdienst« im Sommer drei Polizeimeister – junge Kollegen direkt nach Abschluss ihrer Ausbildung – zugeteilt bekommen. Das war ersatzlos entfallen. Die zwei Praktikanten von der Polizeischule in Eutin müssten in diesem Jahr genügen. Die Mitteilung war kurz nach seinem Telefonat gekommen. Asmussen verfluchte sich im Nachhinein. Nun mussten alle Kollegen auf Föhr darunter leiden, es kniff an allen Ecken und Enden. Ohne die unbürokratische Hilfe der Wasserschutzkollegen hätten sie wirklich Not. Und auch sein Kollege auf Sylt schickte gelegentlich einen seiner Leute zur Aushilfe herüber. Der hatte siebzehn Kollegen im Einsatz und auch die reguläre Saisonverstärkung erhalten. Allerdings war auf Sylt deutlich mehr los als auf Föhr oder Amrum.
    Achim Lohns, der 48-jährige Polizeiobermeister, war in der Wache am Hafen in Wyk geblieben. Einer musste ja immer präsent sein, das Telefon, die antiquierten Computer und die fast immer leeren Arrestzellen zu bewachen. Meist dienten sie zur Ausnüchterung frustrierter Insulaner oder jugendlicher Randalierer vom Festland. Aber neulich hatten sie eine ganze Bande von Taschendieben gefasst, die das Mittelalterspektakel in Wyk – was tat man nicht alles für die Gäste – als Gelegenheit zum Ausräumen von Urlauberhandtaschen nutzen wollten. Das hatten sie ihnen gründlich versalzen. Da waren die Zellen sogar einmal überbelegt gewesen.
    So ein Einsatz, und das heute, an seinem Geburtstag, seinem freien Tag! Aber im Grunde war ihm das nur recht. Inger hatte ihm gestern Abend mitgeteilt, dass sie eine Auszeit von ihrer Beziehung bräuchte. Eine Auszeit. Was sollte das, was hatte er getan, er liebte sie doch? Sie hatten das nicht ausdiskutiert und am Morgen hatte sie noch geschlafen, als er alarmiert wurde.
    Er wandte sich an seine Kollegen, an seinen Stellvertreter, Polizeihauptmeister Jörn Peters, 52, und die beiden Frischlinge, so grün hinter den Ohren wie ihre Uniformjacken: Ina-Maria Meyer – Ina sollten sie zu ihr sagen -, neunzehn, und Jörg Wachter, zwanzig. Beide waren Polizeischüler, genauer: Polizeimeisteranwärter im zweiten Ausbildungsjahr. Nach ihrer Einarbeitung waren sie dann doch eine ganz brauchbare Saisonverstärkung. Die Meyer würde eine gute Polizistin werden, das spürte er. Wachter schoss gern über das Ziel hinaus. Der musste rechtzeitig eingebremst werden.
    Die Erfahrung fehlte beiden, das konnten sie nicht verbergen. Da konnte die Meyer noch so cool umherblicken und Wachter sich noch so wichtig aufbauen: An den kleinen Zeichen erkannte er ihre Nervosität. Nur Peters ließ sich nicht anfechten, der ruhende Pol der Föhrer Inselpolizei, ein Mann, den man erfinden müsste, wenn es ihn nicht gäbe. Dafür sah er ihm gern sein gelegentlich verbesserungswürdiges Äußeres nach.

Interessanter Mann, der Chef
    Ina blickte ihren Chef auf Zeit, wie die beiden Praktikanten ihn nannten, verstohlen an. Ein überaus interessanter Mensch, gut aussehend mit seinem kurzen, schwarzgrauen Haar, ganz anders als die Bubis auf der
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