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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Beinen.
    „Hilfe!“, ruft der Spargel.
    „Schnitt!“, blökt der Aufnahmeleiter.
    Herr Woelki stößt einen lauten Pfiff aus.
    Niemand hört auf sie.
    Der Spargel fühlt sich von Bella so bedrängt, dass er nur noch einen Ausweg sieht, um dem Hund zu entkommen: Er macht einen Hechtsprung und taucht mit einem Riesenplatsch im See unter.
    Kleine Wellen schwappen ans Ufer. Dort, wo der Spargel untergegangen ist, steigen Luftblasen an die Wasseroberfläche. Carlotta springt auf.
    „Schnitt!“, brüllt nun auch der Regisseur.
    „Platz!“, ruft Herr Woelki verzweifelt.
    Bella setzt sich hin und wedelt artig mit dem Schwanz. Gleichzeitig wittern Anton und Herr Borstelmann ihre Freiheit. Wild quiekend stürmen sie unter den Resten des Netzes hervor und rennen dabei Jonas über den Haufen, der unsanft auf seinem Hintern landet und sehr laut und äußerst unfein flucht.
    Carlotta kann nicht mehr. Sie lässt ihre Kamera sinken und lacht schallend los.

„Lass noch mal sehen!“ Manu stopft sich eine Handvoll Erdnussflips in den Mund und kaut begeistert. Ihre Wangen sehen aus wie Hamsterbacken.
    „Oh ja!“ Sofie klatscht. „Nur ein einziges Mal noch, bitte! Von mir aus auch zweimal.“
    Lachend drückt Carlotta auf die Enter-Taste von Manus Laptop und lässt das Video noch einmal von vorne abspulen. „Am schönsten ist die Stelle, als der Spargel den Hechter in den See macht, finde ich. Er ist tatsächlich quer durch den ganzen See geschwommen und erst am gegenüberliegenden Ufer wieder an Land geklettert! Echt ’ne reife Leistung, oder?“
    „Aber doch nicht für unseren Superspargel“, grinst Manu.
    „Ich finde alles klasse!“ Sofie wischt sich ein Lachtränchen aus dem Augenwinkel.
    „Wir sollten das Video bei YouTube einstellen“, schlägt Manu vor. „Was glaubt ihr, wie viele Klicks wir dafür bekommen würden?“
    Carlotta schüttelt entsetzt den Kopf. „Nee, kommt nicht in die Tüte! Erstens fände ich es gemein, und zweitens sind es heimliche Aufnahmen von den offiziellen Dreharbeiten. Ich möchte keinen Ärger bekommen. Weder mit Jonas und dem Spargel noch mit der Bella-Produktions GmbH.“
    „Hast Recht“, sagt Manu bedauernd. „Dann bleibt es eben unser Privatvergnügen.“
    „Wie oft mussten sie die Szene eigentlich wiederholen?“, fragt Sofie.
    „Keine Ahnung“, seufzt Carlotta. „Nach dem dritten Mal bin ich gegangen. Jonas hat mir erzählt, dass sie’s irgendwann geschafft haben, alles so zu drehen, dass es zusammengeschnitten und gesendet werden kann.“
    „Und wann gibt’s das Drama im Fernsehen zu sehen?“, will Manu wissen.
    „Nächstes Jahr im Herbst.“ Carlotta nimmt einen Flip, wirft ihn in die Luft und fängt ihn mit dem Mund auf.
    „Nächstes Jahr erst?“, fragt Sofie erstaunt.
    „Ja, leider“, sagt Carlotta. „Aber mit etwas Glück bin ich bis dahin vielleicht mit meinen Hausaufgaben fertig. Meine Güte, hab ich wegen der Dreharbeiten echt so viel Stoff verpasst?“ Sie betrachtet den Stapel mit den Aufgabenzetteln, der sich im Laufe der vergangenen Tage in ihrem Postfach angesammelt hat, und seufzt noch einmal.
    „Das schaffst du schon“, muntert Manu sie auf.
    „Naturellement“, sagt Sofie. „Wenn du willst, helfen wir dir.“
    „Danke.“ Carlotta lässt sich auf ihren Schreibtischstuhl plumpsen und macht sich an die Arbeit.
    Die Dreharbeiten sind vorbei. Der Filmtrupp ist weitergezogen, um an anderen Orten zu drehen. Carlotta hat Mühe, sich wieder an den schnöden Internatsalltag zu gewöhnen.
    Vielleicht sollte ich doch Schauspielerin werden?, überlegt sie und knabbert an ihrem Füller. Im Nachhinein hat es wirklich Spaß gemacht. Aber nee, lieber doch nicht. Wenn ich eines Tages zum Film gehe, werde ich bestimmt eher hinter der Kamera stehen als davor. Das Video und die Fotos von den Dreharbeiten sind echt spitze geworden. Zu schade, dass ich die nur privat zeigen darf!
    Herr Frankenberg hat am Vormittag angekündigt, dass die Ausstellung der Film- und Foto-AG zum Ende des Schuljahres stattfinden wird und dass sie rechtzeitig mit den Vorbereitungen beginnen müssen, damit alles perfekt wird. Diesmal soll die Ausstellung öffentlich sein.
    „Was soll ich nur präsentieren? Gummibärchen, klar“, murmelt Carlotta. „Aber Fotos oder Videoinstallationen? Das ist hier die Frage …“
    „Hä?“, macht Manu.
    „Ach nichts“, sagt Carlotta schnell. „Ich hab nur laut überlegt.“
    Sie denkt an Niko und sein Angebot, ihr bei den Stop-Motion-Filmen
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