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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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nehmen? Nee, geht nicht. Es war das letzte. So was Blödes!
    „Ähm, hallo“, krächzt sie mühsam. „Lange nicht gesehen.“
    „Tja“, meint Niko und stapelt sich mehrere Wurst- und Käsescheiben auf seinen Teller, der schon ziemlich gut gefüllt ist. „Ich war ein paar Tage krank. Nichts Schlimmes“, fügt er rasch hinzu, als er Carlottas fragenden Blick bemerkt. „Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Das Übliche.“
    Erst jetzt bemerkt Carlotta den leichten Sommerschal, den er sich mehrfach um den Hals geschlungen hat. Seine langen Dreadlocks verdecken ihn fast.
    Wie kommt er überhaupt zu dieser Frisur?, grübelt sie. Ziemlich ungewöhnlich. Aber es steht ihm irgendwie. Es macht ihn auf jeden Fall interessant. Dazu diese langen Wimpern …
    „Ist was?“, lacht Niko.
    „Öhm, nee … wieso?“
    „Du guckst so.“
    „Ach, hihi. Ich bin um diese Uhrzeit noch gar nicht richtig wach, entschuldige.“ Carlotta glaubt, sich verhört zu haben. Hat sie das wirklich gerade gesagt? Oh Mann, wie dämlich …
    Ich hör mich schon an wie eine von den Barbies!, schimpft sie mit sich selbst.
    „Morgen, Carlotta“, sagt plötzlich Brendan von der anderen Seite. „Darf ich mal an den Honig?“
    „Ähm, was? Natürlich, klar.“ Carlotta macht einen Schritt nach hinten und tritt aus Versehen Vicky auf den Fuß, die sofort aufschreit, als hätte ihr jemand heißen Kaffee über die Bluse geschüttet.
    „Spinnst du?“, schrillt sie. „Pass gefälligst auf, wo du hintrittst, du Trampel!“
    „Ent-schul-di-gung“, sagt Carlotta, jede Silbe einzeln betonend. „Rein zufällig habe ich hinten keine Augen. Pass also besser auf, wo du dich hinstellst!“ Sie dreht sich um und funkelt Vicky an. „Klar?“
    Vicky verengt ihre lidschattengrünen Augen zu schmalen Schlitzen und gibt ein zischendes Geräusch von sich, bevor sie sich an Carlotta vorbeidrängelt und zu ihren Freundinnen eilt, um sich auszuweinen.
    Niko und Brendan haben ihre Nahrungsmittelaufnahme unterbrochen und beobachten die Szene fasziniert. Niko grinst. Brendan hebt eine Augenbraue.
    „Ist doch wahr!“, schnaubt Carlotta, immer noch sauer. „So eine blöde Kuh!“
    „Was war das denn?“, kichert Manu, als Carlotta endlich an den Fenstertisch kommt und sich auf ihren Platz fallen lässt.
    „Was meinst du?“ Carlotta hebt ihr Mohnhörnchen hoch. Es trieft von dem Kakao. „Ob man das noch essen kann?“
    „Non.“ Sofie verzieht angewidert das Gesicht und schüttelt den Kopf.
    „Klar kannst du das noch essen“, meint Manu. „Im Magen kommt doch sowieso alles zusammen. Also, was war das gerade mit dir und Niko und Brendan?“
    „Kein Schimmer.“ Carlotta zuckt die Achseln.
    „Hast du nicht gemerkt, wie die beiden dich angeschmachtet haben? Einer von rechts und der andere von links?“ Manu grinst von einem Ohr zum anderen. „Das sah ziemlich spektakulär aus!“
    „Ich hab’s auch gesehen“, versichert Sofie. „Die beiden sahen aus wie verliebte Hühnermännchen!“
    „Hühnermännchen?“ Carlotta runzelt die Stirn.
    „Sie meint Gockel“, erklärt Manu kauend.
    „Oui“, sagt Sofie. „Natürlich.“
    „Ihr spinnt doch!“ Carlotta schüttelt den Kopf und würgt ihr aufgeweichtes Mohnhörnchen herunter. Sie spült mit viel Kakao hinterher, löffelt ihren Joghurt und schüttelt immer noch den Kopf. Als sie das Gesicht zufällig zur Seite dreht, sieht sie Brendan. Er sitzt ein paar Tische weiter und schaut zufällig auch gerade in ihre Richtung. Zufällig? Carlotta wendet schnell den Blick ab. Auf der anderen Seite des Speisesaals sitzt Niko mit seinen Freunden. Er nickt ihr zu und lächelt. Carlotta spürt, dass sie rot wird.
    „Siehste?“, triumphiert Manu.
    Sofie faltet ihre Serviette zusammen und hebt vielsagend eine Augenbraue, ohne etwas zu sagen.
    Carlotta zeigt ihren Freundinnen einen Vogel.
    „Ihr spinnt“, wiederholt sie. „Die können doch nicht beide gleichzeitig in mich verknallt sein!“
    „Wo steht das?“ Manu stellt ihr Geschirr betont langsam und ordentlich zusammen.
    „Man nennt das, glaube ich, dreieckige Beziehung“, sagt Sofie.
    „Dreiecksbeziehung“, stellt Manu richtig. „Stimmt.“
    Zu Carlottas Erleichterung gongt es in dieser Sekunde zur ersten Stunde. Sie trinkt ihren Kakao aus, schnappt sich ihr Tablett und rauscht davon, ohne auf Manu und Sofie zu warten. Dreiecksbeziehung … so ein Schwachsinn!
    „Ich überlege gerade, wie man es nennen könnte, wenn man Jonas noch dazurechnet“, sinniert Manu
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