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Film ab im Internat

Film ab im Internat

Titel: Film ab im Internat
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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in der ersten großen Pause. Die Freundinnen schlendern durch den Park und genießen die Sonnenstrah-len.
    „Wieso Jonas?“, fragt Carlotta misstrauisch.
    „Na ja“, meint Manu. „Der war schließlich zuerst in dich verknallt. Mit Brendan und Niko sind das schon drei Anwärter. Also ist es genau genommen keine Dreiecksbeziehung mehr, sondern doch schon eher eine Vierecksgeschichte.“
    „Gibt es das?“, überlegt Sofie.
    „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, behauptet Manu.
    Carlotta bleibt stehen und schüttelt den Kopf. „Könntet ihr vielleicht freundlicherweise das Thema wechseln? Wie kommt ihr überhaupt darauf, dass die drei in mich verknallt sind?“
    Manu baut sich vor ihr auf.
    „Im Gegensatz zu dir laufen wir mit offenen Augen durchs Leben, liebstes Carlottchen“, sagt sie freundlich. „Da bekommt man so etwas mit.“
    „Ach“, macht Carlotta.
    „Fragt sich nur, wie du dich entscheidest.“ Sofie zupft ihre langen Ponyfransen zurecht. „Welchen von den dreien magst du am liebsten?“
    Sie gehen langsam weiter. Carlotta rupft einen langen Grashalm aus und dreht ihn nachdenklich in der Hand hin und her.
    „Darüber hab ich mir noch keine Gedanken gemacht“, gibt sie zu. „Wieso auch? Ich mag sie alle drei. Sie sind total unterschiedlich. Warum sollte ich mich für einen von ihnen entscheiden?“
    „Eines Tages wirst du es müssen“, ist Sofie überzeugt.
    „Logo“, schließt Manu sich an. „Jungs dulden nicht so gerne Rivalen neben sich. Da kommt es schnell mal zu Revierkämpfen.“
    „Dreiecksbeziehung, Vierecksgeschichte, Rivalen, Revierkämpfe …“ Carlotta fasst sich an die Stirn. „So was Beknacktes hab ich noch nie gehört!“ Sie springt die paar Stufen zum Internat hinauf, bleibt auf dem obersten Absatz stehen und streckt ihren Freundinnen die Zunge raus, dann dreht sie sich um und verschwindet lachend im Schloss.

    Am Nachmittag ist Manu im Reitstall. Sofie hat sich mit ihrer Klarinette auf den Weg ins Musikzimmer gemacht.
    Carlotta hat noch etwas Zeit, bis ihre AG anfängt. Herr Frankenberg ist in einer Sitzung und hat die Foto-AG um eine Stunde verschoben.
    Macht nichts, denkt Carlotta. Sie freut sich über die freie Zeit.
    Ganz in Ruhe packt sie ihre Siebensachen zusammen und bummelt hinunter an den See. Vielleicht kann sie ein paar Aufnahmen machen. Ausnahmsweise mal ohne Gummibärchen. Sie hat schon lange keine Naturaufnahmen mehr gemacht, und heute ist das Licht wirklich schön.
    Mit dem Rucksack über der Schulter stapft sie durch das hohe Schilfgras am Ufer und setzt sich in einer schmalen Bucht in den warmen Sand.
    Von ihrem Fenster aus hat sie gesehen, dass Jonas auf seinem Lieblingsstein sitzt und angelt. Zumindest hat er seine Angel ins Wasser gehalten. Ob er etwas fangen will oder nur meditiert, konnte Carlotta auf die Entfernung nicht so genau erkennen.
    Sie holt ihre Kamera hervor. Auf einem Schilfhalm sitzt eine große, bunt schillernde Libelle und sonnt sich. Ihre durchscheinenden Flügel glitzern im Gegenlicht. Carlotta lässt sich Zeit mit den Aufnahmen, geht ganz nah heran, spielt mit dem Zoom und probiert verschiedene Einstellungen aus. Die Libelle ist äußerst geduldig und lässt sich nicht stören.
    Carlotta betrachtet die Aufnahmen im Display und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Anschließend fotografiert sie eine bizarre Wolke am Himmel und die bunten Kieselsteine im flachen Wasser. Ein leises Knacken im Schilf hinter ihr lässt sie herumfahren.
    „Stör ich?“, fragt Jonas.
    „Nein.“ Carlotta schüttelt den Kopf.
    Jonas setzt sich neben sie und blickt über den See. „Schöner Platz“, sagt er anerkennend. „Ich hab dich von dahinten gesehen.“
    Carlotta nickt nur und fotografiert weiter. In ihrem Sucher ist eine Entenfamilie aufgetaucht, die wie an einer Schnur gezogen langsam über den See paddelt. Sie nimmt sie ins Visier, doch plötzlich hat sie Mühe, sich auf ihr Motiv zu konzentrieren. Sie spürt, dass Jonas sie beobachtet, und muss daran denken, was Manu und Sofie gesagt haben. Ob er wirklich in sie verknallt ist? Wie merkt man das? Senden verliebte Jungs vielleicht irgendwelche Signale aus? Wenn ja: welche?
    Entschlossen drückt sie auf den Auslöser, bevor die Entenfamilie wieder aus ihrem Blickfeld verschwindet.
    „Ich geh dann mal wieder.“ Jonas steht auf und räuspert sich. „Mal nachschauen, ob einer angebissen hat.“
    „Ja, klar.“ Carlotta lächelt ihm zu. „Wir sehen uns.“
    „Mh-hm“, macht Jonas und
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