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Fieber an Bord

Fieber an Bord

Titel: Fieber an Bord
Autoren: Alexander Kent
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sein blondes Haar klebte ihm schweißnaß an der Stirn.
    »Gut, Thomas«, sagte Bolitho. »Die Leute werden uns zwar wegen der schweren Arbeit verfluchen, aber das erspart ihnen anderen Ärger.«
    Wie jeder andere Offizier wußte Herrick, daß zuviel Freizeit bei den herrschenden Verhältnissen zu Streitigkeiten und Schlimmerem führen konnte. In der Messe und den Offizierskammern war es schon schlimm genug. Aber im überfüllten Mannschaftslogis des Unterdecks mußte es die Hölle sein.
    Herrick beobachtete ihn und wartete auf den richtigen Augenblick.
    »Wie lange noch, Sir?« Bolitho drehte sich zu ihm um, aber Herrick hielt seinem scharfen Blick stand. »Ich meine, wir haben doch die volle Distanz zurückgelegt. Das Postschiff hat die Eurota s wohlbehalten und auf Kurs in diesen Gewässern gesichtet. Sie muß danach in Schwierigkeiten geraten sein. Und bei diesem Schneckentempo können wir sie kaum verpaßt haben.«
    Bolitho packte die Reling mit beiden Händen. Das heiße Holz half ihm, seine Gedanken zu sammeln, seine Nervosität zu verbergen.
    Unter sich sah er Jacob Twig, den Koch, im Schatten eines Laufgangs zielbewußt davoneilen, zweifellos zum Zahlmeister. Die frischen Lebensmittel und Sondervorräte, die sie in Sydney übernommen hatten, mußten mit dem üblichen Pökelfleisch gestreckt werden: mit gesalzenem Rind- oder Schweinefleisch, das manchmal so hart war wie das Teakholz der Schiffsplanken. Twig war sehr dunkel und ungewöhnlich groß. In seiner übelriechenden Kombüse stand er meist über seine Töpfe und Kasserollen gebeugt wie ein Zauberer, der magische Tränke braute.
    Bolitho sagte langsam: »Zugegeben, wir haben die volle Strecke zurückgelegt.« Er versuchte, sich das vermißte Schiff vorzustellen, zu erraten, was ihm zugestoßen sein mochte.
    Während der ganzen drei Wochen hatten sie nur zwei andere Schiffe in Rufweite passiert, zwei kleine holländische Schoner. Die Begegnungen hatten eine Woche auseinandergelegen, aber keiner der beiden Kapitäne hatte etwas anderes gesehen als die üblichen Eingeborenenflottillen zwischen den vielen Inseln. Und es war immer klug, um sie einen weiten Bogen zu machen.
    Bolitho fügte hinzu: »Unsere Position ist wieder im Süden von Tongatapu. Wenn wir wenden und der Wind so günstig bleibt, könnten wir morgen früh Land sichten.«
    Herrick wartete, er erriet seine Gedanken.
    Bolitho sagte: »Ich will das Schiff nicht mitten zwischen die Riffe setzen, aber wir können Boote an Land schicken. Der Häuptling dort ist uns angeblich freundlich gesonnen. Unsere Schiffe sind ihm nicht unbekannt, wie Mr. Lakey sagt.«
    Herrick schnitt eine Grimasse. »Ich nehme trotzdem ein paar geladene Pistolen mit, Sir! Zu viele brave Seeleute sind schon hinterrücks niedergemacht worden.«
    Bolitho drehte sich nach einer Bewegung im Wasser um: ein Hai, der einen kleineren Fisch überfiel. In Sekunden war die Wasseroberfläche wieder glatt, und nur das gelegentliche Auftauchen der Schwanzflosse verriet, daß sie einen geduldigen Begleiter hatten.
    »Manche Eingeborene haben guten Grund, uns zu hassen«, erwiderte er und berührte unwillkürlich die Haarsträhne, die sein rechtes Auge halb verdeckte.
    Herrick bemerkte die Bewegung, sie war ihm so vertraut wie Bolithos ruhige graue Augen. Die Strähne verbarg eine tiefe, grausame Narbe an der Stirn. Als junger Leutnant war Bolitho von einem Eingeborenen niedergeschlagen und beinahe getötet worden, als er mit einer Gruppe Matrosen auf einer Insel Frischwasser beschaffen wollte.
    Herrick blieb ungerührt. »Trotzdem werde ich zuerst schießen, Sir! Ich bin zu weit herumgekommen, um mir mit einer Keule den Schädel einschlagen zu lassen.«
    Bolitho wurde plötzlich ungeduldig. Der Gedanke, daß die Eurota s von kriegerischen Eingeborenen überwältigt worden sein könnte, entsetzte ihn.
    »Rufen Sie den Steuermann, Thomas. Wir werden einen neuen Kurs abstecken und beschließen, was wir unternehmen sollen.«
    Herrick sah ihm nach, wie er mit versonnenem Gesicht zur Kampanje schritt. Er sagte zu Keen: »Achten Sie auf Ihre Wache. Spätestens in einer Stunde brauchen wir alle Mann.« Keen antwortete nicht. Auch er erinnerte sich an Viola Raymond, sie hatte ihn gepflegt, nachdem er verwundet an Land gebracht worden war. Wie manchem anderen war ihm ihre Beziehung zum Kommandanten bekannt und auch, was Herrick davon hielt. Keen mochte sie beide, besonders aber Bolitho. Wenn der Viola Raymond suchen und damit neue Gefahren
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